zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Mut zum Blumenbaum

Mit 80 Jahren malt Kurt Zieger in der Jugendkunstschule mit behinderten Kindern

Stand:

Teltow - Kurt Zieger sieht sich als Ermutiger mit Stift und Pinsel. Als ein Künstler, der seine Schüler zum Experimentieren herausfordert – auch wenn ihnen das nicht immer leicht fällt. Aber trotzdem lohne es sich, sagt der mittlerweile 80-jährige Maler. Er ist stolz auf die Ergebnisse seines Zeichenzirkels für behinderte Menschen. Auf Dorotheas Bildern tanzen bunte Bäume über die Wiesen, Bärbels Häuser haben große Gesichter und in Heikos gemalten Apfel scheint eine ganze Welt zu passen.

Schon seit 20 Jahren leitet der Maler – bekannt unter anderem für seine Entwürfe des Stahnsdorfer Ortswappens oder der Etiketten des Potsdamer Rex-Pils – den Zeichenkurs für Behinderte in der Teltower Jugendkunstschule. Zum Jubiläum wurde im Evangelischen Diakonissenhauses eine Ausstellung mit den „Bunten Blicken“ eröffnet. Noch bis August sind die Bilder von Ziegers Schülern auf dem Flur des Verwaltungsgebäudes (Haus 2) zu besichtigen. Sie geben einen kleinen Eindruck von der Vielfalt der Kunstproduktion im Zirkel.

Es sind vor allem die Farben, die Blicke unwillkürlich anziehen und gute Laune verbreiten. Kurz nachdem die ersten Arbeiten auf dem Flur hingen, bekundeten Mitarbeiter des Diakonissenhauses ihre Freude über die Bilderschau, sagt Zieger. Interessiert wurden Details betrachtet und mancher meinte Anklänge an berühmte Vorbilder zu erkennen.

Für Maler Zieger ist das ein Phänomen, das ihn immer wieder verblüfft. Es bestätigt aber auch seine Erfahrungen, dass Menschen trotz sprachlicher und geistiger Einschränkungen zu starken bildhaften Ausdrücken fähig sind, vorausgesetzt, sie bekommen den Zugang dazu. So erinnern beispielsweise die Zwiebeltürme und kleinteiligen Farbfelder auf einem Bild an Hundertwasser. Nur kennt keiner der Künstler eines seiner Werke, sagt Zieger. Keiner habe vorher eine große Ausstellung besucht geschweige denn ein Kunstbuch durchblättert.

Stattdessen half ihnen Zieger, die Umwelt differenzierter zu sehen. Er betont, kein Pädagoge zu sein. Aber in den zurückliegenden Jahren habe er ein Gespür für die Talente in seinem Zirkel entwickelt und ließ ihnen Zeit, sich zu entfalten.

Die Werke sind so vielfältig, wie die Menschen, die sie schufen. Geduld und Beharrlichkeit haben sich gelohnt, dabei hatten die meisten Zirkelmitglieder anfangs Mühe, überhaupt mit Stift und Pinsel umzugehen. Trotzdem entstanden Bilder wie der Blumenbaum, eine swingende Landschaft, die von einer Birke dirigiert wird, und fantasievolle Tiermotive. Da ist die vergnügte Tigerkatze, beäugt von einem blauschnäbeligen Papagei. Über andere Blätter stolzieren Küken.

Die meisten Zirkelteilnehmer arbeiten in den Werkstätten des Diakonissenhauses. Manche haben das Malen nach einiger Zeit aufgegeben, andere könnten mit ihren Werken allein ganze Ausstellungen bestücken, meint Zieger. K.Graulich

K.Graulich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })