Potsdam-Mittelmark: Mutmacher der Nation
Herwig von Nettelhorst aus Teltow erfand einen Monitor zum Schutz vor plötzlichem Kindstod
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Teltow - Als sein Sohn auf die Welt kam, änderte sich Herwig von Nettelhorsts Leben. Ein Professor erzählte dem Vater vom plötzlichen Kindstod. Das Thema ließ dem Ingenieur aus Teltow keine Ruhe. 1986 brachte er den ersten Monitor zur Überwachung Neugeborener auf den Markt. Eine glatte Erfolgsgeschichte sollte man meinen. Doch die Schwierigkeiten, auf die der Jung-Unternehmer damals stieß, hätten ihn fast die Existenz gekostet.
Mit seiner Geschichte hat sich Herwig von Nettelhorst nun bei Deutschlands größter Mittelstandskampagne „Mutmacher der Nation“ beworben. Sein Teltower Unternehmen „getemed AG“ ist heute Marktführer bei Langzeit- EKG-Systemen und Home-Monitoring von Neugeborenen in Deutschland. Jahresumsatz: 10 Millionen Euro. Und dennoch wäre Anfang der 90er Jahre beinahe alles aus gewesen. Fünf Jahre zuvor hatte von Nettelhorst seine sichere Stelle in der Leitung eines biotechnischen Unternehmens gekündigt und war Chef seines eigenen Unternehmens geworden. „Alle erklärten mich für verrückt, aber ich glaubte an meine Idee.“ Zu Recht – allerdings machte von Nettelhorst einen entscheidenden Fehler, den er teuer bezahlen sollte: „Als Ingenieur lag mir die Entwicklung am Herzen. Für das Kaufmännische und den Vertrieb suchte ich mir einen Partner.“ Aber die Zusammenarbeit lief nicht gut. Als die beiden sich 1991 trennen, muss von Nettelhorst auf einen Deal eingehen: Um die Rechte an seinen Entwicklungen zu behalten, muss er dem Kompagnon die Firma abtreten.
Als Unternehmer muss er wieder bei Null anfangen. „Das waren die schlimmsten Stunden meines Lebens“, erinnert sich der heute 62-Jährige. Trotzdem lehnte er ein neues Stellenangebot seiner alten Firma ab. Sogar sein Haus verpfändete er für den Neuanfang. „Wir starteten 1991 mit vier Leuten in einer fast aussichtslosen Lage“, sagt der Unternehmer. Und daraus machte das engagierte Team nahezu Unglaubliches: Heute ist die getemed AG mit ihren 50 Mitarbeitern in einigen Bereichen wie der Überwachung von Risikoneugeborenen im ambulanten Bereich Marktführer in Europa. Seit 2006 sind die getemed-EKG-Systeme auch in den USA gesetzlich zugelassen.
Seine Überzeugung, dass er mit seinem Wissen und Können anderen Menschen das Leben retten kann, war und ist bis heute von Nettelhorsts Antrieb. Deshalb denkt der 62-Jährige auch lange noch nicht ans Aufhören: „Es gilt noch viele neue Therapiemaßnahmen zu entwickeln. Und darauf freue ich mich sehr.“ rt
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