Aus dem GERICHTSSAAL: Mutmaßlicher Zündler nicht schuldfähig ?
46-Jähriger aus Beelitz soll Brände in Nähe der Gaststätte „Am Schützenplatz“ gelegt haben
Stand:
Beelitz – Ist Rainer R.* (46) der Brandstifter von Beelitz? Und wenn er wirklich gezündelt hat, kann er dann bestraft werden? Obwohl der unter Betreuung Stehende von mehreren Zeugen belastet wurde, sprach Amtsrichter Francois Eckardt auch am zweiten Verhandlungstag kein Urteil. Vielmehr ordnete er an, den Mann von einem Psychiater hinsichtlich seiner Schuldfähigkeit begutachten zu lassen. Danach geht der Prozess in die zweite Runde.
Rainer R. soll am späten Abend des 3. August 2012 hinter der Gaststätte „Am Schützenplatz“ eine Styroporverpackung in Brand gesetzt haben. Die Flammen verrußten die Rückseite des Gebäudes erheblich. In der darauffolgenden Nacht – so die Anklage – habe sich der Beelitzer erneut zu dem Lokal in der Clara-Zetkin-Straße begeben, dort den Inhalt einer gelben Plastikmülltonne, die im Hinterhof stand, entflammt. Ein Spaziergänger verhinderte durch sein Einschreiten, dass der Brand auf das Gebäude übergriff. Die Staatsanwaltschaft betonte das besondere öffentliche Interesse an der Strafverfolgung.
Hartz-IV-Empfänger Rainer R. wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern. Verena V.* (21) und Anna A.* (21) gingen am 3. August vorigen Jahres spazieren, als sie Qualm und beißenden Geruch in der Nähe der Gaststätte bemerkten. „Da stand eine Palette mit Steinen, die mit Kunststoff eingepackt war. Der war total zerschmolzen“, erinnerte sich Verena V. im Zeugenstand. Verdächtige Personen habe sie nicht gesehen. Ihre Freundin Anna A. habe umgehend die Feuerwehr alarmiert.
Daniel D. *(33) ist ein ehemaliger Kollege des Angeklagten. Er kennt auch dessen kleinen Hund sehr gut. Am Abend des 4. August bemerkte er an der Rückseite der Gaststätte eine Gestalt. „Sie stand unmittelbar vor einer Mülltonne und hielt etwas in der Hand“, erzählte der Angestellte. Da es dort bereits am Vortag gebrannt habe, sei er neugierig geworden und näher getreten. Im Schein der Straßenlaternen habe er den Angeklagten und seinen Vierbeiner deutlich gesehen. „Plötzlich machte Rainer eine Handbewegung. Dann war er ruck-zuck weg. Wenig später hat es verschmokt gerochen. Dann schossen die Flammen auch schon hoch. Ich habe schnell den Deckel zugeklappt und die 112 angerufen.“
Auch Mara M.* (32) war sich vor Gericht sicher, dass der Angeklagte zumindest der Zündler vom 4. August vergangenen Jahres sei. „Ich kenne ihn, wie man sich halt so kennt in Beelitz“, berichtete die Frau vor Gericht. Rainer R. habe mit seinem Mischlingshund an der Mülltonne gestanden, dann kurz zu ihr geschaut. Wenig später habe es gestunken. Dann seien „mindestens einen halben Meter hohe Flammen“ aus der Mülltonne gelodert. Weil es im Umfeld des Gasthauses schon öfter gebrannt hatte, habe sie ihren Bruder angerufen. Der sollte den Wirt von dem neuesten Vorfall benachrichtigen.
„Sie werden demnächst Post vom Gutachter erhalten. Wenn Sie darauf nicht reagieren, können Sie von der Polizei abgeholt werden“, warnte Richter Eckardt den Angeklagten. Dann verkündete er: „Ein neuer Hauptverhandlungstermin ergeht von Amts wegen.“ (*Namen geändert.) Hoga
Hoga
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