Potsdam-Mittelmark: Nach 18 Jahren Kommunalpolitik
Der Chef des Ortsentwicklungsausschusses, Gerhard Kruspe, zieht sich zurück
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Nuthetal - Gerhard Kruspe wollte selbst das Ende seiner aktiven Zeit als Kommunalpolitiker bestimmen. Als er ankündigte, nicht mehr für die neue Gemeindevertretung zu kandidieren, glaubte ihm das zunächst niemand, doch er hat es wahr gemacht. 18 Jahre lenkte er das Baugeschehen im Ort mit, 15 Jahre davon als Vorsitzender des Bau- bzw. heute Ortsentwicklungsausschusses. Gestern feierte er seinen 68. Geburtstag.
„Nicht alles ist uns gelungen“, sagt Gerhard Kruspe rückblickend. Zufrieden ist er mit dem 2007 beschlossenen Bebauungsplan für den Ortskern Rehbrücke. Nach langem Mühen werde damit der Waldcharakter Rehbrückes geschützt. Der Zersiedelung sei mit einer Mindestgröße für Baugrundstücke Einhalt geboten worden.
Mitte der neunziger Jahre wurde um die weitere Nutzung der alten Schule aus dem Jahr 1894 gerungen. Kruspe protestierte gegen die Idee, das Gebäude zu verkaufen. „Die Schule ist Geschichte, die kann man nicht wegwerfen“, argumentierte er. Das Interesse war geweckt. 2006 gründete sich der Förderverein „Begegnungshaus der Generationen Nuthetal e.V.“. Kruspe war sofort dabei und legt auch jetzt mit Hand an, um den Ausbau des Mehrgenerationenhauses voranzubringen. „Das Haus muss erhalten bleiben und sich mit Leben füllen“, das ist Herzens sache für ihn.
Dass es die Rehbrücker nach Saarmunder Vorbild geschafft haben, zwölf Straßen auf privat finanzierter Basis aus zubauen, sei ein enormer Schritt auf dem Weg zu einer besseren Infrastruktur, den er gern begleitet habe. Für die hier an gewandte Kostenverteilung nach dem Solidar prinzip hatte sich Gerhard Kruspe mit eingesetzt. Er hält sie für fairer als jede andere Berechnungsgrundlage.
Was ärgerte ihn? „Aktuell: Die ganzen Vorkommnisse rund um den Bau des Auto hauses Dinnebier.“ Und zweitens: „Trotz Umweltverträglichkeitsstudie wurde die Ortsumgehung Drewitz anders gebaut, als der Gemeindevertretung erklärt worden war. Unsere Zustimmung galt dem Straßenverlauf nördlich des Rehgrabens“, erklärt er. Die Verlegung des Gewässers habe nicht zur Debatte gestanden. Unglücklich ist der langjährige Kommunalpolitiker auch über die ungeklärte Zukunft des ehemaligen Spezialbaugeländes am Bahnhof Rehbrücke. Das günstig gelegene Gewerbegebiet dümpelt seit 15 Jahren vor sich hin. „Das sind katastrophale Zustände im Eingangsbereich des Ortes. Ich erwarte, dass der Nuthetaler Bürgermeister das Thema endlich zur Chefsache macht“, fordert er Gerhard Ling auf. Schließlich ginge es um das Gesamterscheinungsbild des Ortes. Es reiche nicht, ein guter Standes beamter zu sein, Ling müsse Zeichen setzen.
Kruspe war 1990 Mitglied der Unabhängigen Bürgerinitiative (UBI). Sollte die Bürgerinitiative kandidieren oder von außen opponieren?, war damals die Frage. Kruspe entschied sich, für die Kommunalwahl am 6. Mai 1990 zu kandidieren. „Wenn wir jetzt die Möglichkeit haben mitzubestimmen, sollten wir das tun“, war seine Meinung nach der politischen Wende.
Er wurde gewählt und fühlte sich im damaligen Bauausschuss mit seinem Berufswissen als Ingenieur für Sanitär- und Heizungstechnik richtig am Platz. Bereits drei Jahre später leitete er dieses Gremium. 1993 wechselte er in die Fraktion der SPD, blieb aber immer parteilos. Bei allen Höhen und Tiefen habe er versucht, etwas für den Ort zu erreichen. „Wie es uns gelungen ist, müssen andere beurteilen“ , sagt er.Ute Kaupke
Ute Kaupke
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