Von Hagen Ludwig: Nach 30 Jahren wieder eine Volkszählung
Etwa 15 Prozent der Mittelmärker werden befragt / Landratsamt sucht 350 ehrenamtliche Helfer
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Potsdam-Mittelmark - Die letzte Volkszählung auf dem Gebiet der neuen Bundesländer fand 1981 statt. Im Alt-Bundesgebiet wurde 1987 das letzte Mal die Einwohnerzahl erfasst. Seitdem weiß keiner so genau, wie viele Menschen hierzulande leben, was sie beruflich machen und wie sie wohnen. Das soll sich im kommenden Jahr ändern, für 2011 steht der „Zensus 2011“ an. Die Vorbereitungen darauf laufen im Landkreis Potsdam-Mittelmark bereits auf Hochtouren. Über den aktuellen Stand informierten Landrat Wolfgang Blasig (SPD) und der Projektleiter für „Zensus 2011“, Wolfgang Lorenz, jetzt in einem Pressegespräch.
Hinsichtlich der Methode werde sich „Zensus 2011“ grundlegend von früheren Volkszählungen unterscheiden, bei denen alle Haushalte befragt wurden, erläuterte Lorenz. Stattdessen sollen in erster Linie Daten aus Registern der Verwaltung genutzt werden. Gleichzeitig befragen Interviewer stichprobenartig etwa15 Prozent der Einwohner in Potsdam-Mittelmark, um mögliche Fehler in den amtlichen Registern abschätzen zu können. Zudem werden alle Besitzer von Immobilien per Post einen Fragebogen zu ihren Häusern oder Eigentumswohnungen erhalten.
Für die Volkszählung sollen in den nächsten Wochen im Landkreis drei sogenannte Erhebungsstellen in Bad Belzig, Werder (Havel) und Teltow eingerichtet werden. Ziel sei es, auf der Grundlage der Bevölkerungsdaten eine möglichst ausgewogene Verteilung der Fallzahlen zu gewährleisten, erklärte Lorenz. Jede dieser Stellen wird ab kommendem Oktober mit vier hauptamtlichen Mitarbeitern besetzt. Die Ausschreibung ist abgeschlossen, demnächst soll die Auswahl unter den Bewerbern getroffen werden. Zusätzlich werden ab Anfang nächsten Jahres 350 Ehrenämtler gesucht, die die Stichprobenkontrollen übernehmen und Widersprüche klären, die sich aus der Überschneidung verschiedener öffentlicher Register ergeben, so Lorenz. Für ihre Tätigkeit erhalten sie eine Aufwandsentschädigung.
Ziel sei es laut Lorenz, möglichst zuverlässige Daten zu erhalten, denn viele Entscheidungen in Bund, Ländern und Gemeinden würden auf den Bevölkerungs- und Wohnungszahlen beruhen. Grundlage für die Erfassung der Bevölkerungsdaten ist eine Verordnung der EU aus dem Jahr 2008. Darin sieht die Gemeinschaft vor, dass in sämtlichen Mitgliedsstaaten im kommenden Jahr anhand eines festgelegten Fragenkatalogs die entsprechenden Daten zu erfassen sind. Direkter Auftraggeber für den Landkreis ist die Landesregierung.
Die letzte Volkszählung im Jahr 1987 hatte in der Bundesrepublik schon vorab für viele Diskussionen gesorgt. Letztlich mussten sich die Karlsruher Verfassungsrichter mit den Beschwerden befassen, und erst nach einigen Korrekturen konnte die Zählung schließlich stattfinden. Im Mittelpunkt standen Fragen der Datensicherheit. Auch diesmal gibt es Bedenken von Datenschützern und Bürgerrechtlern. So ist zum Beispiel in Deutschland vorgesehen, bei den Stichprobenkontrollen neben Angaben zu Ausbildung und Beruf auch das Bekenntnis zu einer Religionsgemeinschaft zu erfassen. Die Beantwortung der Fragen sei in jedem Fall Pflicht, stellte Landrat Blasig klar. Gleichzeitig verwies er darauf, dass der Landkreis bei der Volkszählung unter genauer Beobachtung der Datenschutzbeauftragten stehen werde. Vorgesehen sei, die Namen und Adresse und alle anderen personenbezogenen Daten nach ihrer Summierung in den Statistikämtern zu löschen – sie würden nicht zurück an die kommunalen Melderegister gelangen, erläuterte Lorenz.
Erheblichen Klärungsbedarf gebe es laut Blasig noch bei der Finanzierung der Volkszählung. Nach ersten Berechnungen werde der Landkreis dafür zwischen 800 000 und 900 000 Euro aufwenden müssen. Derzeit gebe es in Brandenburg jedoch noch keine landesrechtliche Grundlage, die unter anderem regelt, wie die Landkreise und kreisfreien Städte für die Erledigung dieser Aufgabe finanziell ausgestattet werden. „Ich hoffe, dass es da keine Konflikte mit dem Land geben wird“ so Blasig. Erwartet wird die regelung nach der Sommerpause.
Interessenten an einer ehrenamtlichen Tätigkeit bei der Volkszählung können sich bewerben unter: Landkreis Potsdam-Mittelmark, Zensus 2011 z. H. Herrn Lorenz, Niemöllerstraße 1, 14806 Bad Belzig oder zensus@potsdam-mittelmark.de
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