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Potsdam-Mittelmark: Nach Randale erneute Kritik am Blütenfest

Auch Polizeigewerkschaft bemängelt das Konzept / Pontonbrücke soll Inselbrücke entlasten

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Werder (Havel) - Betrunkene Jugendliche, die auf Polizisten losgehen – für den Leiter der Brandenburgischen Polizeigewerkschaft GdP, Andreas Schuster, spiegelt sich im Zwischenfall auf dem Baumblütenfest am Samstagabend ein landesweiter Trend wider: „Die Gewalt gegen Polizisten nimmt zu, der Beruf wird immer gefährlicher.“ Wie berichtet, hatten alkoholisierte Jugendliche beim Blütenfest Polizisten angegriffen, als diese Schlägereien zwischen verschiedenen Gruppen unterbinden wollten. Sie wurden mit Flaschen, Steinen und Holzbänken beworfen. 150 Jugendliche waren an den Auseinandersetzungen beteiligt, gegen 14 Rädelsführer wird ermittelt. Vier Polizisten wurden trotz Schutzanzügen verletzt.

„Wenn die Polizei schlichtend einschreitet, geht es gemeinsam gegen die Polizei“, sagte Schuster. „So massiv wie am Samstag war das lange nicht zu erleben.“ Schuster kritisierte auch Mängel im Konzept des Blütenfestes: „Das hat sich zum grenzenlosen Jugendbesäufnis gewandelt.“ Für die Beamten sei es wegen ständiger Personalkürzungen immer schwieriger, in solch aufgeheizten Situationen angemessen zu reagieren. In Werder mussten am Samstag Bereitschaftspolizisten hinzugezogen werden, die noch das Fußballheimspiel von Babelsberg 03 gegen Holstein Kiel abgesichert hatten.

Auch ein Mitglied des Bürgervereins Werder 24, das namentlich nicht genannt werden will, kritisierte die „mangelnde Polizeipräsenz“ und erklärte gegenüber den PNN, dass es schon am Samstagnachmittag in der Eisenbahnstraße zahlreiche Rangeleien zwischen Jugendlichen gegeben habe. Polizisten seien weit und breit nicht zu sehen gewesen. Als am Samstagabend die Lage eskalierte, habe es zehn Minuten gedauert, bis erste Polizeieinheiten zur Verstärkung anrückten.

Währenddessen erklärte Polizeisprecher Torsten Ringel, dass die Polizei nicht für die Bewachung von Volksfesten zuständig sei. „Dafür sind in erster Linie die Ordner des Veranstalters verantwortlich. Die Polizei schreitet erst bei Straftaten oder Störungen der öffentlichen Ordnung ein.“ Diese Zusammenarbeit funktioniere an sich gut, eine 100-prozentige Sicherheit sei bei einem Fest mit 500 000 Besuchern aber nicht zu garantieren. Ringel bestätigte, dass am Samstagabend Pfefferspray zum Einsatz kam. „Das ist im Einzelfall ein probates Zwangsmittel.“ Bei der Zahl von 250 Polizisten solle es auch am nächsten Festwochenende bleiben.

Heute wird eine zwei Meter breite Ponton-Brücke des Technischen Hilfswerkes neben der Inselbrücke montiert. Sie soll Polizei und Rettungskräften zur Verfügung stehen, wenn die Inselbrücke – wie am Samstagnachmittag – überfüllt ist. „Dies ist eine der zusätzlichen Maßnahmen, mit denen wir das Sicherheitskonzept ergänzt haben“, sagte Ringel.

Die Initiative 2008, die sich für „weniger Ballermann“ beim Blütenfest einsetzt, erneuerte gestern ihre Kritik am Festkonzept. „Das Baumblütenfest muss so gestaltet werden, dass gewaltbereites Klientel gar nicht erst angezogen wird“, sagte Initiativen-Sprecherin Uta Klotz. Derzeit bestehe die Gefahr, dass Unbeteiligte und Bewohner in Konflikte involviert werden. So seien laut Klotz auch vom Pfefferspray-Einsatz am Samstagabend Unschuldige betroffen gewesen. Henry Klix

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