Potsdam-Mittelmark: Nachrichten aus dem Turmknopf
Am 2. Advent wird die gelungene Sanierung des Langerwischer Kirchturms gefeiert
Stand:
Michendorf · Langerwisch - Mit einem Gottesdienst wird am 2. Advent die vollendete Sanierung des Langerwischer Kirchturms gefeiert. Bereits in den 1990er Jahren waren das Dach des Kirchenschiffes und kurz nach der Jahrtausendwende der Innenraum der Kirche restauriert worden. Schon damals habe man die Erfahrung gemacht, dass der 1772 errichtete Feldsteinbau von Anfang fehlerhaft gewesen sei, berichtet Thomas Drachenberg, Kunsthistoriker und Vorsitzender des Gemeindekirchenrates.
„Nach dem Dreißigjährigen Krieg muss die Erfahrung der Bauleute verloren gegangen sein: Sie wussten nicht mehr, wie man Holzbalken auf eine Mauerlatte auflegt, ohne dass der echte Hausschwamm sich bildet“, erläutert Drachenberg. Die notwendige Luftumspülung der Hölzer sei schon bei der Errichtung der Kirche vergessen worden. Das bedeutete sowohl für die Reparatur des Kirchendaches als auch für die Turmsanierung einen sehr hohen Aufwand. Die Fachwerkkonstruktion war so fest mit dem Außen-Mauerwerk des Turmes verbunden, dass der Hausschwamm und die Fäulnis den Querschnitt der Balken über Jahrzehnte hinweg minimierten. Die Außenmauer des Turmes war andererseits ohne die Fachwerkkonstruktion nicht standfähig, die Hölzer des Fachwerkes waren Teil der Wand. Damit entstand eine große Gefahr, die beseitigt werden musste.
Nach vielen Anläufen und Gesprächen habe die evangelische Kirchengemeinde ein funktionierendes Finanzierungskonzept aufstellen können. Genutzt werden konnten Mittel der Städtebauförderung des Landes, der Gemeinde Michendorf, der Landeskirche, des Kirchenkreises und nicht zuletzt viele Spenden. Mit knapp 14 000 Euro bei einer Gesamtbausumme von knapp 200 000 Euro bilden sie einen sehr achtbaren Anteil. Während der Sanierung fand man bei der Öffnung des Turmknopfes die Nachricht, dass der Turm bereits 1901 repariert wurde. Lebensmittelmarken aus dem Jahre 1957 zeigten die materielle Not. Trotzdem wurde der Turm nach einem Blitzschlag im Jahre 1956 erneut repariert. Die geistige Bedrängnis kam in einem Bericht zum Ausdruck, der die Auseinandersetzungen zwischen Staat und Kirche in der DDR widerspiegelt. Der neue Turmknopf wurde jetzt sowohl mit den alten als auch mit neuen Zeitzeugen wie aktuellen Zeitungen, einem Bericht über das Langerwischer Gemeindeleben der letzten 50 Jahre, einer Liste der Pfarrerschaft in dieser Kirche, Euromünzen und einem Kinderspielzeug aus heutiger Zeit gefüllt. ldg
Der Turm-Fest-Gottesdienst beginnt am 9. Dezember um 10 Uhr
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: