Potsdam-Mittelmark: Nachtruhe trotz achtspuriger Autobahn
Flüsterasphalt und Lärmschutz mit Solaranlagen sind Bestandteile beim Ausbau der A 10. Michendorfer „AG Lärmschutz Jetzt“ ist bereits in Gesprächen mit Investoren für Photovoltaik-Wände
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Michendorf - Die Michendorfer sollen auch nach dem achtstreifigen Ausbau der A10 zwischen den Dreiecken Potsdam und Nuthetal ruhig schlafen können: Drei Kernforderungen zum Lärmschutz konnte die Michendorfer Initiative „Lärmschutz Jetzt“ in den rechtlich verbindlichen Planfestellungsbeschluss einbringen. Dazu zählt der Einsatz von Flüsterasphalt, der die größte Lärmquelle auf Autobahnen, die Reifengeräusche, vermindert. Außerdem wurde auf Drängen der Initiative festgeschrieben, dass dieser Asphalt alle acht Jahre auf seine lärmmindernde Wirkung hin überprüft wird.
Die dritte Forderung nach zehn Meter hohen Lärmschutzwänden mit Solaranlagen ist ebenso Teil des 184-seitigen Beschlusses. Jedoch muss für das Photovoltaik-Projekt ein Investor gefunden werden, sonst werden lediglich die konventionellen, acht Meter hohen Wände gebaut.
„Wir konnten für Michendorf das Maximum herausholen“, sagte Initiativen-Sprecher Andree Halpap bei einer Informationsveranstaltung der Lärmschutz-AG am Montagabend im Michendorfer Gemeindezentrum „Zum Apfelbaum“. Er versprach den betroffenen Anwohnern, dass es mit den von der Initiative durchgesetzten Maßnahmen bei höherem Verkehrsaufkommen nicht lauter werde als bisher. Prognosen gehen davon aus, dass künftig täglich etwa 126 000 Fahrzeuge die Autobahn, die von bisher sechs auf acht Fahrstreifen verbreitert wird, nutzen werden. Im Auf- und Abfahrtsbereich der neu zu bauenden Rastanlage Michendorf-Süd werde es sogar zwölf Fahrstreifen geben, so Halpap.
Trotz des Erfolges fanden einige Forderungen der Initiative keine Beachtung: So setzten sich die Lärmschutzbefürworter dafür ein, die Ausbaubreite der Autobahn sowie die Größe der neuen Rastanlage Michendorf-Süd zu verringern und erhielten dafür eine Absage vom Verkehrsministerium des Landes und der Fernstraßenbau-GmbH Deges, die den Ausbau umsetzen wird. Auch der durchgehende Einsatz des Flüsterasphaltes bis zum Dreieck Potsdam ist nicht in den Beschluss aufgenommen worden. Damit wollte die Initiative die Gemeinde Schwielowsee vor Lärm schützen. Jedoch würden dort, so erklärte Halpap die Begründung der Behörden, die zulässigen Lärmschutz-Richtwerte nicht überschritten.
Im März nächsten Jahres werde mit dem Ausbau der A 10 begonnen. 2017 sei der Bau dann fertiggestellt, schätzte Sprecher Halpap, der sich dabei auf die Prognosen der ausführenden Deges berief. Im nächsten Schritt werde jetzt eine europaweite Ausschreibung für den Lärmschutz mit Solaranlagen vorbereitet. „Das Ausschreibungsverfahren sieht ein ÖPP-Model vor“, so Halpap weiter. Eine derartige öffentlich-private Partnerschaft sei notwendig, da der Bund nicht als Energieerzeuger auftreten möchte. Er würde jedoch eine Anschubfinanzierung liefern, die in etwa den Kosten für den normalen Lärmschutz entspräche.
Halpap äußerte sich zuversichtlich, dass ein Investor für das Photovoltaik-Projekt gefunden werde. Man sei bereits in Gesprächen mit Interessenten. Der AG-Sprecher nannte zudem eine Investitionssumme von über 20 Millionen Euro. „Wir werden erst die Sektkorken knallen lassen, wenn ein Investor den Vertrag unterzeichnet hat.“ Dies sei Anfang des nächsten Jahres voraussichtlich der Fall. So lange werde sich das nun angestoßene Ausschreibungsverfahren hinziehen. Der Planfestellungsbeschluss markiere das Ende der Initiative, die seit 2009 aktiv ist. „Wir haben unseren Teil erledigt, jetzt können wir nur noch begleiten“, sagte Halpap. Eva Schmid
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