Potsdam-Mittelmark: „Nachts fährt Teltows Polizei nach Potsdam“ Innenexperte Sven Petke warnt vor Polizeireform
Teltow - Die 62 Polizisten der Teltower Wache haben zu tun: Die Zahl der Autodiebstähle hat sich in den Jahren 2007 bis 2009 nahezu verdoppelt, die Zahl der Wohnungseinbrüche wuchs von 163 auf 206 pro Jahr. Dennoch droht der Wache im Zuge der Polizeireform das Aus.
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Teltow - Die 62 Polizisten der Teltower Wache haben zu tun: Die Zahl der Autodiebstähle hat sich in den Jahren 2007 bis 2009 nahezu verdoppelt, die Zahl der Wohnungseinbrüche wuchs von 163 auf 206 pro Jahr. Dennoch droht der Wache im Zuge der Polizeireform das Aus. Vor Ort ist die Angst groß, dass die Zahl der Verbrechen zunimmt. Aber: Der Protest von Anwohnern und Politik zeigt Wirkung. Das berichtete am Dienstagabend der CDU-Innenexperte Sven Petke nach einem Treffen mit Potsdams Polizeichef Ralf Marschall in der Teltower Wache.
„Ich glaube, dass die Zahl der zu schließenden Wachen im Land nicht mehr aktuell ist“, erklärte Petke den Gästen der CDU-Veranstaltung im Bürgerhaus. So sollten von 50 Wachen im Land bis zum Jahr 2020 nur noch „15 plus x“ erhalten bleiben. Wachen in Teltow, Werder und Beelitz standen auf der Streichliste – Teltow hat es offenbar wieder hinunter geschafft, berichtete Petke. Die schlechte Nachricht: Die Teltower Wache soll nur am Tage geöffnet sein. Einen 24-Stunden-Betrieb soll es nicht geben, mahnte Petke, dessen CDU mit einem Gegenkonzept den Erhalt aller 50 Wachen mit 24-Stunden-Betrieb im Land fordert.
Wird die Wache nachts geschlossen, „werden wir in Teltow de facto keine Streife mehr sehen“, warnte Petke. Denn statt von Teltow aus würden die Beamten dann von Potsdam per Funk geleitet. Zu oft würden sie wohl in die nahe Landeshauptstadt beordert, wo es mehr Verbrechen zu bekämpfen gilt, befürchtet Petke und war damit am Dienstag nicht allein. Viele seiner Zuhörer stimmten zu. Sie haben Angst, dass sie sich selbst um Sicherheit kümmern müssen. Auch für einen anwesenden Polizisten aus Kleinmachnow eine ernste Lage: „Schon jetzt sind hier nachts nur drei Kollegen unterwegs.“
Für Innenexperte Petke ist klar: „Professionelle Polizeiarbeit ist nicht zu ersetzen.“ Zwar könnten Kommunen einspringen, aber das koste Geld. „Die Leute sollen Polizei haben, wenn sie gebraucht wird“, sagte Petke und warb für das Konzept der CDU: Statt die Zahl der Polizisten um 1900 auf 7000 zu senken, sollen 8000 Beamte im Dienst bleiben. Einsparungen sollen nicht in den Wachen, sondern zum Beispiel bei der Wasserschutzpolizei erfolgen. Die Teltower Polizisten seien bereits überlastet, sagte Petke. 2009 war jeder von ihnen im Durchschnitt 27 Tage krank. Mittlerweile habe sich das Verbrechen in der Region organisiert. Wer Autodiebstähle und Wohnungseinbrüche verhindern wolle, benötigt Polizisten. „Die Menschen brauchen ein Gefühl der Sicherheit“, warb Petke.
Am 22. Dezember hat auch Innenminister Dietmar Woidke (SPD) Bürgermeister aus dem Polizeischutzbereich Potsdam zu einem Gespräch eingeladen. Mitte 2011 soll über die Polizeireform und die Wachenschließungen entschieden werden. Tobias Reichelt
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