Potsdam-Mittelmark: Nasenspitze über der Tischkante
Gelungener Vorlesewettbewerb in Wilhelmshorst zur Vorbereitung auf den Landesausscheid
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Michendorf · Wilhelmshorst - Kaum zu glauben, aber wahr: Zwei Stunden lang saßen am Dienstagvormittag Schüler der Klassen 3 und 4 in der Alten Turnhalle in Wilhelmshorst und waren mucksmäuschenstill. Nur vom Podium vorn erklang eine klare Stimme, die aus einem Buch vorlas. Da war von Hexen, Monstern und Alfons Zitterbacke zu hören, und weil das Vorgelesene entweder schauerlich oder komisch war, kam Langeweile beim Publikum erst gar nicht auf.
Die acht Schüler, die jeweils für einige Minuten im großen Sessel auf dem Podium Platz nahmen und vorlesen durften, gehören nach Meinung ihrer Mitschüler bereits zu den besten Lesern ihrer Klasse. Doch nun sollte eine Jury entscheiden, wer Lesesieger wird und die Schule beim Landesausscheid vertreten darf. Eine schwere Aufgabe für die sechs Juroren, zu denen Eltern, Journalisten und Lehrer gehörten. Sie vergaben Punkte für deutliche Aussprache und Lesetempo, ebenso dafür, wie es den Vorlesern gelang, die Atmosphäre eines Textes einzufangen. Zusätzlich galt es noch einen unbekannten Text vorzutragen.
Lesesieger der Klassenstufe 3 und 4 wurden Julia Ruckewold und Isabelle Abs. Doch klar wurde nach dem Wettbewerb auch: Verlierer gibt es nicht, sondern nur zu wenig Preise. Denn alle Vorleser waren mit Freude dabei, ihr Lieblingsbuch vorzustellen und so war das beste Ergebnis dieser zwei Stunden eigentlich die Leselust, die sie beim Publikum entfachten. So wurde manchem Vorleser hinterher in der Pause sein Buch geradezu von den Mitschülern entrissen. Die wollten nämlich wissen, wie die Geschichte weitergeht, von der sie zuvor einen dreiminütigen Ausschnitt gehört hatten. Da blieb nichts anderes übrig, als eine Warteliste für das Buch zu erstellen.
Am Nachmittag waren die Lesebesten der Klassen 5 und 6 an der Reihe, ihre Lieblingsbücher vorzustellen. Und unter den Zuhörern waren ebenso wie am Vormittag wieder Eltern und Großeltern. „Toll, an welche Themen sich die Schüler ranwagen“, war Kerstin Häßner danach von den Leseproben angetan. Ihr Sohn Konstantin stellte das Fantasybuch „Der kleine Hobbit“ vor und belegte Platz 2 hinter Elisabeth Fröhlich. Sie las eine spannende Textstelle aus „Alle meine Monster“ und trug besonders pointiert die Dialoge vor.
In Klassenstufe 6 las Hermann Stolte mit viel Sympathie für die Hauptfigur aus dem Buch „Charly und die Schokoladenfabrik“. Er hatte allerdings Pech, da er bei der Pflichtlektüre im Anschluss über zu viel französische Fremdwörter stolperte. Überzeugen konnte dagegen auch in dieser Kategorie Adrian Prinzhausen, der eine Passage aus „Das Schulgespenst und die Superdetektive“ vortrug. Der Zwölfjährige ragte zwar gerade mal mit der Nasenspitze über die Tischkante, aber mit Charme absolvierte er seinen Vortrag – und zum Vergnügen des Publikums mit unterschiedlichem Tonfall auch die Dialoge. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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