Potsdam-Mittelmark: Nasse Keller für den Naturschutz
Landschaftsverein will mit Schäferwehr Moore renaturieren, doch auch in Tremsdorf steht das Wasser
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Nuthetal - Für den Naturschutz stehen in Tremsdorf häufig die Keller unter Wasser. Das zumindest glauben viele Einwohner des Nuthetaler Ortsteils. Tremsdorf liegt im Naturpark Nuthe-Nieplitz. Der nahe Königsgraben, künstliche Verbindung zwischen Nieplitz und Nuthe, dient der Hochwasserentlastung. Doch durch ein Anstauen des Grabensystems sollen moorige Wiesenflächen in der Gegend renaturiert werden, das Staurecht für den Königsgraben liegt beim Landschafts-Förderverein Naturpark Nuthe-Nieplitz.
Die Tremsdorfer verfolgen die Vernässung mit gemischten Gefühlen. Vor allem in niederschlagsreichen Zeiten sind nämlich auch ihre Keller nass, zuletzt wochenlang nach der Schneeschmelze im Frühjahr. Mit dem Schäferwehr wird der Königsgraben auf einen Wasserstand von 1,4 Metern gehoben „Das halten wir in nasser Jahreszeit für zu hoch“, sagt die Tremsdorfer Ortsvorsteherin Doris Stoof.
Jetzt wird die Gemeinde Nuthetal das Staurecht für den Königsgraben bei der Unteren Wasserbehörde für sich beantragen. Einstimmig plädierten die Gemeindevertreter in ihrer jüngsten Sitzung dafür. Der Förderverein reagiere zögerlich auf die Bitten der Gemeinde, den Wasserstand zur Entlastung des Dorfes vorübergehend abzusenken, bemängelt Bauamtsleiter Torsten Zado. Deshalb wolle man das selbst in die Hand nehmen.
Der Förderverein widerspricht allerdings der Argumentation der Tremsdorfer: 2001 hatte er ein hydrologisches Gutachten in Auftrag gegeben. Tremsdorf steht demnach in 2,5 Metern Tiefe auf einer „schlecht wasserdurchlässigen Mergelschicht“ aus Ton und Kalk. Regnet es reichlich, kann das überschüssige Schichtwasser nicht schnell genug über die beiden örtlichen Entwässerungsgräben zum Königsgraben geführt werden. Die Gutachter waren seinerzeit zu dem Schluss gekommen, dass der damalige Neubau des Schäferwehres am Königsgraben keinen Einfluss auf die Grundwasserstände in Tremsdorf habe: Die Stauhöhe des Königsgrabens liegt laut Gutachten deutlich niedriger als die Ortslage, eine Pegelsenkung würde sich nur in unmittelbarer Nähe auswirken.
Damals hatten die Gemeindevertreter den Stauplänen unter der Maßgabe zugestimmt, Mitspracherecht bei der Regulierung zu haben. Die Entwässerungsgräben in der Ortslage wurden instandgesetzt, das Wehr in Betrieb genommen. Der Gewässerunterhaltungsverband Nieplitz mäht und räumt die dörflichen Gräben regelmäßig.
Peter Koch vom Landschafts-Förderverein sieht zwar den bestehenden Konflikt, widerspricht aber einem Zusammenhang zwischen Wasserhaltung des Königsgrabens und der Ortslage. „Moore wachsen nur, wenn sie dauerhaft vernässt sind“, sagt Koch. Das solle auf den hier schon degenerierten Böden wieder erreicht werden. Fallen Moore trocken, sind sie verloren.
Dennoch arbeite man an einer Lösung. Ein zusätzliches Wehr könnte die Entfernung bis zur nächsten Staustufe teilen. Dann, so meint Koch, könnte der ortsnahe Abschnitt bei Bedarf abgesenkt werden. Zur Erhaltung der im Einzugsgebiet liegenden Ungeheuerwiesen von Blankensee könnte der zweite Abschnitt dagegen gleichzeitig höher gehalten werden. Eine Machbarkeitsstudie werde derzeit vorbereitet. Die Chancen der finanziellen Förderung stehen nicht schlecht, noch in diesem Jahr könnte die auf drei Jahre angelegte Studie starten, im Spätsommer 2011 die ersten Ergebnisse vorliegen, hofft Koch. Ute Kaupke
Ute Kaupke
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