Potsdam-Mittelmark: Natur statt Straße
Umweltverein will die Striewitzwiesen retten
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Stahnsdorf - Das Gras ist grün, die Vögel zwitschern und gelegentlich schlängelt sich eine Zauneidechse über den Weg – mit der Idylle auf den „Striewitzwiesen“ könnte es bald vorbei sein. Die Nachbarkommunen Stahnsdorf und Teltow planen an dieser Stelle eine Entlastungsstraße. Die „Biomalzspange“ soll den Kreisverkehr am Teltower Kaufland-Markt mit dem Stahnsdorfer Gewerbegebiet im Süden verbinden. Vor wenigen Tagen endete die Einspruchsfrist gegen die umstrittenen Baupläne. Zahlreiche Einwände gingen bei den Behörden ein, darunter vom Stahnsdorfer Umweltverein, der sich auf den Wiesen statt einer Straße einen naturbelassenen Park vorstellen könne, sagte deren Vorsitzender, Matthias Platen den PNN. Statt der Biomalzspange könnten sich Naturlehrpfade für die Kinder der nahegelegenen Kita „Mäuseburg“ durch die Landschaft schlängeln. Die Bauherren würden jedoch die Vernichtung der Idylle „billigend in Kauf“ nehmen.
Unter anderem sollen für die 645 Meter lange Straße, für deren Bau 1,75 Millionen Euro eingeplant sind, 145 Bäume gefällt und zwei Meter hohe Lärmschutzwälle angeschüttet werden. So sorgen sich die Stahnsdorfer Umweltschützer um die Brutplätze vieler Vogelarten und das Überleben der gefährdeten Zauneidechse. Das Reptil steht auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten und hat genau auf der Bautrasse seinen Lebensraum. Die geschützten Tiere müssen umgesiedelt werden, erkannten auch die Umweltbehörden und hielten das im landschaftspflegerischen Begleitplan zum Straßenbau fest.
Der Umweltverein wirft nun den Bauwilligen vor, Alternativen zur Biomalzspange und zur Umsiedlung der bedrohten Tiere unzureichend geprüft zu haben. Statt auf den Striewitzwiesen zu bauen, könnte man den Verkehr auch auf die parallel verlaufende Iserstraße führen – billiger und umweltfreundlicher, heißt es. Zudem zweifelt Platen an der Verkehrsprognose der Straßenplaner: 4020 Fahrzeuge sollen täglich auf der Biomalzspange fahren – noch im Jahr 1998 rechnete man bei einer früheren Planung mit 21 800 Fahrzeugen. Und dass, obwohl viele neue Gewerbeansiedlungen, wie der Kaufland-Markt als zusätzliche Verkehrsmagneten noch nicht mit einberechnet wurden. „Falsche Informationen und Ausgangsdaten ziehen sich wie ein roter Faden durch die gesamte Planfeststellung“, kritisierte Platen: Während 1998 der Eingriff in Natur und Landschaft als hoch bewertet wurde, werde er nun als mittel oder gering eingestuft. Tobias Reichelt
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