Potsdam-Mittelmark: Naturschützer entdecken Seehof
Experten markieren Siedlungsbereiche als sensible und geschützte Biotope – und warnen vor Bebauung
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Teltow - Der Sumpf hinter der Seehofer Siedlung in Teltow ist noch ein Relikt aus der Eiszeit. Allein schon die Art sei geschützt und gemäß dem neuen Brandenburgischen Naturschutzgesetz sei es deshalb eigentlich nicht erforderlich, das Gebiet zu registrieren, meint der mittelmärkische Naturschutzbeauftragte Gerhard Casperson. Trotzdem riet der Kleinmachnower dazu, bei der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises zu beantragen, dieses Gebiet als geschützte Landschaft auszuweisen. Das würde eine Bebauung des Areals erschweren oder gar verhindern.
Seit die Absicht der beiden Sabersky-Erben Peter und Valerie bekannt geworden sind, dass sie nach langen Vermögensrechtsstreit nun Restitutionsgrundstücke in Seehof bebauen wollen (PNN berichteten), ist man dort längst in Alarmbereitschaft. Allen voran in der Bürgerinitiative „Wir in Seehof“ (BIWiS) sorgt man sich, dass die naturbelassenen und landschaftlich wertvollen Areale besiedelt werden sollen. Glaubt man den Sonnenthal, besteht dazu kein Anlass: „Das Sumpfgebiet“, so Sonnenthal-Anwältin Anne Glinka, „soll gar nicht angetastet werden.“
In der BIWiS ist man dennoch darum bemüht, intensiv Heimatforschung zu betreiben und auf die Sensibilität des Gebietes hinzuweisen. Naturschützer Casperson vermutete beim Anblick der von Sumpfwasser umgebenen Liebesinsel, dass diese eine Sanddüne aus der Eiszeit sein könnte. Nicht ausgeschlossen sei nach Ansicht des Heimatforschers Peter Jaeckel, dass diese Erhebung einst in früher Siedlungszeit eine Rolle als Versammlungsplatz gespielt haben könnte. Teile des tieferliegenden Feuchtgebietes, die heute durch Grund- und Regenwasser gespeist werden, sind vielleicht Spuren eines alten Flussarmes der Bäke, die sich durch diese Landschaft geschlängelt habe, bevor der Teltowkanal erbaut wurde. Fest steht für Casperson: „Es handelt sich hier um ein geschütztes Biotop wie es im Buche steht – ein Erlen-Esche-Wald“.
Dass einige Bereiche an der Kanalaue, die bereits Landschaftsschutzgebiet sind, auf den neuen Siedlungsplänen, die im Auftrag der Sonnenthals angefertigt wurden, falsch dargestellt seien, ärgerte besonders Elisabeth Camin-Schmid von der Lokalen Agenda. „Außerdem wird hier ein Weg durch ein Feuchtgebiet angegeben, den es gar nicht gibt“, stellte sie fest. Dass sogar für diese Bereiche Siedlungspläne vorgelegt wurden, quittierte Casperson mit Stirnrunzeln, da der Boden als Baugrund höchst ungeeignet sei.
Angeschaut hat sich Casperson bei einem Rundgang vor wenigen Tagen, an dem auch einige Teltower Stadtverordnete teilnahmen, auch den Wald an der Lichterfelder Allee, in dem für die Siedlungsplänen zahlreiche Bäume gefällt werden sollen.
„Den Wald gibt es dann nicht mehr,“ so Caspersons Prognose, sollten die Pläne realisiert werden. Doch sei man sich um die Bedeutung des Seehofer Wäldchens, dessen komplette Rodung befürchtet wird, durchaus bewusst, so Erben-Anwältin Glinka. „Wir wissen, dass der Wald auch als Windfang für die Siedlung dient“, so Glinka.
Einer Rodung des Wäldchens steht der aktuelle Flächennutzungsplan der Stadt entgegen. Der weist den Grünstreifen als Wald aus. Die Flächen umzuwandeln, so Caspersons Erfahrungen, könne sich über Jahre hinziehen. KiG/pek
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