Potsdam-Mittelmark: Neapel in Seehof

Teltow - Neapolitanische Verhältnisse? In Seehof hatte man in den vergangenen vier Wochen fast den Eindruck. So lange hat es nämlich gedauert, bis die Gelben Säcke mal wieder abgefahren wurden. Sie türmten sich bereits zu beeindruckenden Bergen an den Straßenrändern. Erst nachdem durch PNN-Anfragen auch Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) auf die Sauerei aufmerksam wurde, tat sich was: Gestern wurden die Säcke abgefahren.

Gebeutelt waren seit dem Jahreswechsel vor allem die Nebenstraßen des Marienfelder Angers, ebenso die Bruno-H.-Bürgel-Straße. Vergeblich hatten einige Bürger den Entsorger, die Mitteldeutsche Logistik GmbH in Ludwigsfelde, angerufen. Auch unter der bundesweiten Service-Hotline war niemand zu erreichen. Nur eine Stimme in der Warteschleife informierte darüber, dass alle Mitarbeiter im Gespräch seien. Erreichbar war schließlich die Zentrale des Unternehmens in Halle, von der die PNN erfuhren, dass der 14-tägige Abholrhythmus zwar nach wie vor aktuell wäre, die Technik jedoch kaputt sei.

Das klingt nach S-Bahn: Nacheinander seien mehrere Fahrzeuge seit der Tauwetterperiode nicht mehr einsatzfähig, bedauerte die Mitarbeiterin. Kurze Zeit später versprach ein Rückruf einen Lichtblick: Die Säcke würden nun schnellstens abgeholt. Es gebe jedoch seit Anfang des Jahres ein logistisches Problem, da die Touren optimiert wurden.

Zum Zeitverzug hätten auch noch die Mehrgeschosser am Ruhlsdorfer Platz und in der Neuen Wohnstadt beigetragen. Dort werden die Tonnen abgeschlossen, doch von den Wohnungsgesellschaften seien die Schlüssel nicht rechtzeitig an das Entsorgungsunternehmen übergeben worden. Ärger habe es nicht zuletzt vor Weihnachten mit einem Lieferengpass an Säcken gegeben, so das Unternehmen. Die Säcke würden in Spanien hergestellt und weil dort gestreikt wurde, bekam Deutschland keine Säcke mehr. Gestern war der Spuk vorbei – zumindest in Seehof. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich