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Potsdam-Mittelmark: Nester aus Holz

Für den Stahnsdorfer Hardy Dietrich sind Bäume Kunst. Mit ihnen gestaltete er einen besonderen Garten

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Stahnsdorf - Könnte Hardy Dietrich an Haus und Garten nichts mehr verändern, es wäre das Schlimmste, was ihm passieren könnte. Wahrscheinlich würde er ausziehen, denn für Kreative wie ihn gibt es keinen Stillstand. Dabei setzen ihm die rund 500 Quadratmeter seines Grundstückes schon Grenzen, doch scheint ihn das eher noch herauszufordern, seine Gestaltungsideen umzusetzen. Wer in der Stahnsdorfer Blumensiedlung spazieren geht, kann sein Kleinod bewundern.

Dort sorgen statt geordneter Blütenfülle und vielfarbigem Reigen vor allem unterschiedliche Blattformen- und farben für Atmosphäre. Wie ein Zimmer wirkt das von hohen Nadelbäumen umgebene grüne Refugium, in dem Kletterkünstler wie Efeu, Wein und Hortensie für Sichtschutz sorgen. Auch das kleine Gartenhäuschen umgibt ein immergrünes Efeukleid und darin verwahrt der leidenschaftliche Sammler einen großen Teil der Schätze, die er auf Spaziergängen fand. Neben Steinen, sind das vor allem ausgefallene Formen von Wurzeln und verkrüppelte Aststücke.

Solche gewachsenen Skulpturen ließen ihn erkennen, dass die Natur mit ihren unendlichen Formgebungen ein großer Künstler ist und diese „Naturkunst“ es verdient hat, in Szene gesetzt zu werden. Dass seine Vorstellungen von Gartenkunst gegen gängige Klischees vom blühenden Paradies verstoßen, scheint ihm dabei durchaus bewusst, denn etwas selbstironisch bezeichnet er sie als „Skurril-Stil“. Doch die hohe Baumsäule, die gleich hinterm Haus wie ein Ausrufezeichen steht, findet auch Bewunderer. Eindrucksvoll ist nicht nur das helle, fast weiße Holz der Robinie, auch die vielen Wucherungen, die wie kleine Nester aussehen, faszinieren. Bei näherer Betrachtung kann man darin runde Durchbrüche erkennen – wie bei Korallen.

Ein Kran war nötig, um den Stamm aufzustellen, berichtete Hardy Dietrich. Er fand den toten Baum in Caputh. Gefällte oder abgestorbene Bäume sind für ihn nicht einfach totes Holz, sondern etwas Lebendiges, dass sich über Formen, Maserungen und Strukturen mitteilt.

Eines dieser ausgewaschenen gekrümmten Hölzer rahmt das langgestreckte Wasserbecken und nimmt ihm so die Strenge. Der kleine Teich mit Goldfischen und Seerosen ist das Herzstück des Gartens, neben dem die zurzeit himbeerrot blühenden Rispen des Blutweiderichs Akzente setzen.

Der sattgrüne Rasen verschafft dem Garten optische Weite und im hinteren Teil stehen weitere geschälte Baumstämme, arrangiert wie die Kulisse eines geheimnisvollen Tores. Dahinter scheint ein Bambusdschungel zu beginnen – die kleine optische Täuschung ist ein gelungener Trick, der den Garten größer erscheinen lässt. Auffällig sind auch die unterschiedlichen Materialien für Wege, die teils aus alten Eisenbahnschwellen, Flusskieseln, Baumscheiben und Granitsteinen zusammengesetzt wurden.

Hardy Dietrich geht auf die natürlichen Gegebenheiten des Ortes ein, lässt sich durch sie zur Gestaltung inspirieren. Haus und Garten werden dabei langsam zu einer Einheit. So stehen auch im Haus viele Holzskulpturen. Aus Liebe zum Holz hat er sich sogar nachträglich Deckenbalken eingebaut. Mit Sichtmauerwerk gestaltete der Hausherr zudem eine Wand seines Wohnraumes, weil ihn die unterschiedlichen Brandtöne von Ziegelsteinen begeisterten. Unter den handgestrichenen Steinen, die aus einer alten Scheune stammen, haben es ihm besonders die „Fehlsteine“ angetan, die farblich von der Norm abweichen oder zu groß geraten sind. Auf der anderen Hausseite verraten ausgebaute Fenster, dass es hier noch viel zu tun gibt. Und weil die Natur als unerschöpflich gilt, wird es auch Hardy Dietrich in Zukunft an Ideen nicht mangeln. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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