Potsdam-Mittelmark: Netto kommt nach Caputh
Ortsbeirat mit neuem Discounter auf Gewächshausbrache einverstanden – Mitsprache bei Gestaltung
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Schwielowsee - Zum Edeka kommt ein Netto: Der Caputher Ortsbeirat hat die Pläne für einen neuen Discounter an der Friedrich-Ebert-Straße am Mittwochabend grundsätzlich befürwortet. Die „Concept Immobilien GmbH“ will Anfang 2010 mit dem Bau beginnen. Nach sechs Monaten soll der neue Netto stehen, sagte Projektleiter Florian Meister. In einem zweiten Bauabschnitt solle er später durch weitere Läden ergänzt werden. Meister nannte beispielhaft einen Schlecker, eine Sparkassenfiliale, einen Getränkemarkt und einen Kik-Textildiscounter. „Es gibt sehr viele Bewerber.“
Die Hamburger Projektentwickler hatten die knapp fünf Hektar große Gewächshausbrache bereits vor zweieinhalb Jahren von der bundeseigenen Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG) zugeschrieben bekommen, der Kaufvertrag ist noch nicht unterschrieben. Das soll laut Meister mit dem Bauantrag für den Netto mit Backshop nachgeholt werden. Die Gesamtfläche des kleinen Nahversorgungszentrums soll am Ende rund 2700 Quadratmeter betragen. Während dafür – inklusive 140 Parkplätze und Nebenflächen – 9 000 Quadratmeter benötigt werden, sollen die verbleibenden 39 000 Quadratmeter mit einem Bauträger zu 400 bis 800 Quadratmeter großen Baugrundstücken parzelliert werden.
Nicht umsonst haben es die Concept-Leute plötzlich eilig: In der Gemeinde war Kritik laut geworden, weil auf dem zentralen Areal, das im Dezember 2004 durch eine ausgehobene Geldfälscherwerkstatt bekannt geworden war, auch nach der erfolgreichen Ausschreibung nichts passierte. Bewegung kam in die Sache, als sich im Mai eine Caputher „Blütenviertel GbR“ als Alternative zu den Hanseaten präsentierte, die hier mit Bürgerbeteiligung eine Ökosiedlung projektieren wollte. Dazu gab es auch schon ein erstes Gespräch bei der BVVG. Blütenviertel-Geschäftsführer Andreas von Zadow kritisierte in der Ortsbeiratssitzung am Mittwochabend die „Nullachtfünfzehn-Planung“ der Concept Immobilien, die „auf jede Baukultur verzichtet“. Ortsbeiratsmitglied Holger Teichmann hielt entgegen, dass die Fläche lange genug ausgeschrieben war. „Jeder andere hätte mitbieten können.“ Allerdings setzte der Ortsbeirat für die Gestaltung des neuen Netto-Marktes ein Mitspracherecht durch. Die Detailplanung will man sich am 8. September gemeinsam mit dem Bauausschuss ansehen.
Für die gesamte Brache sollte es an sich ein Bebauungsplanverfahren mit umfangreichen Beteiligungsrechten geben, der Netto soll nun herausgelöst und per Bauantrag bewilligt werden – laut Projektleiter Meister, um „möglichst schnell das Bild zu verändern“. Nach Angaben von Schwielowsees Bauamtsleiterin Kerstin Murin hat die Belziger Bauaufsicht eine Genehmigung des Netto in Aussicht gestellt, wenn Gemeinde und Nachbarn mit dem schnelleren Verfahren einverstanden sind.
Befürchtungen des Ortsbeirats, dass nach dem Bau des Discounters erneut Friedhofsruhe auf der Brache einkehren könnte, begegnete Eva Hellriegel von der BVVG: Sie könne den Vertrauensverlust zwar verstehen. „Eine solche Kaufpreissumme kann man sich aber nicht leisten, ohne die Fläche komplett zu entwickeln.“
Ortsvorsteher Jürgen Scheidereiter (BBS) gab zu bedenken, dass mit neuen Geschäften andernorts „Leerstand und Brachen“ entstehen könnten. Concept-Projektleiter Meister entgegnete, dass man gerade die Kaufkraft im Ort binden wolle. „Dass das in so zentraler Lage noch möglich ist, ist ein großes Glück für Caputh.“ Henry Klix
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