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Potsdam-Mittelmark: Netto wirbt weiter um Caputh

Bauausschuss sieht Probleme mit Standort

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Schwielowsee · Caputh - Caputh muss als Standort für einen zweiten Supermarkt wirklich interessant sein: Die Netto-Kette jedenfalls hat die Absage des Caputher Ortsbeirats vom März (PNN berichteten) zwar zur Kenntnis genommen, jetzt aber einen Vertreter in den Bauausschuss entsandt, der nochmals für die Ansiedlung werben sollte. Streitpunkt ist nicht etwa, dass man in Caputh keinen Netto-Markt möchte. Im Gummiwerk Caputh zum Beispiel wäre man froh, einen solchen Bewerber für eine 6000 Quadratmeter freie, voll erschlossene Brache neben dem Firmengelände zu bekommen, zumal die Gewerbestraße jetzt ausgebaut und keine Sackgasse mehr ist. Das ist Netto allerdings zu abgelegen.

Es ist die Baufläche am Beginn der Michendorfer Chaussee, die die Firma „Steiner Wohn und Gewerbebau GmbH“ für den Discounter ins Visier genommen hat. Doch wie der Ortsbeirat Caputh zeigte sich auch der Bauausschuss skeptisch, ob man schräg gegenüber der denkmalgeschützten Stülerkirche einen Supermarkt-Neubau sehen möchte? Eine der wichtigsten Caputher „Postkarten“-Ansichten wäre durch den gelbschwarzen Werbeturm und gefüllte Einkaufswagen gestört. Auch fordern Kirche und Kommerz in den Augen der Kommunalpolitiker einen gewissen Abstand.

Es gibt eine Alternative, die man auch in der Kommunalpolitik favorisiert: Aber der auch von anderen Supermarktketten (wie Lidl) umworbene Bauplatz in den alten Gewächshausanlagen am Schmerberger Weg ist immer noch „nicht frei“. Eigentumsstreitigkeiten zwischen der BVVG und der Potsdamer Blume ziehen sich seit Jahren hin, während die Pläne der Kommune, die Brache zum Ortszentrum mit Wohnen und Einkauf zu entwickeln, Staub ansetzten. Steiner-Mann Lothar Lehmann hat schon mehrmals für Netto nachgefragt. Jüngste Auskunft der BVVG: In einigen Monaten werde ausgeschrieben. Allerdings im Paket – das bedeutet 52 000 Quadratmeter an einen Käufer. „Das kommt für Netto nicht in Frage und das dauert uns auch alles zu lange, zumal sich Altlasten auf der Fläche befinden.“ Also doch gegenüber der Kirche.

Laut Lehmann ist Netto die einzige Kette, die den Markt „ortstypisch zusammenstricken kann“. Ein gefälliger Baukörper mit 700 Quadratmeter Verkaufsfläche sei möglich, der 135 Meter von der Kirche entfernt auch nicht stören würde. 150 Meter weiter Richtung Gewerbegebiet, wie es Bauausschuss-Chef Holger Teichmann (FDP) vorschlug, ist für Netto keine Alternative. „Wir bauen nur im Nahbereich in einem Umkreis von 500 Metern, der für die Frau mit der Handtasche problemlos zu erreichen ist“, so Lehmann. 150 Meter weiter sei da ein riesiger Schritt ab vom Schuss.

Caputh wäre für Netto ein attraktiver Standort. Die Kaufkraft der Einwohner betrage hier 85 Prozent vom Bundesschnitt. „Hier könnten sogar drei Supermärkte überleben“, meint Lehmann. Denn pro Jahr gebe der Bundesbürger etwa 1500 Euro für „Supermarkt-relevante“ Ware aus. 5000 Euro pro Quadratmeter und Jahr müssten verdient werden, das sei in Caputh bei 4500 Einwohnern zu schaffen. 15 bis 20 Prozent der Umsätze erhofft sich Netto zudem aus dem Umland, vor allem Michendorf, wo es zwar sechs Supermärkte im nahen Umfeld gibt – aber eben keinen Netto. „Die Leute werden wegen des Sortiments auch rüberkommen.“

Im Bauausschuss blieb man skeptisch, selbst als Lehmann gucken ließ, man suche alternativ zu Caputh nach einem Standort in Neuseddin. Helga Martins (BBS) fasste es so zusammen: „So sehr wir einen zweiten Supermarkt begrüßen, wir warten lieber noch etwas länger auf den Standort an der alten Gärtnerei.“ Einfamilienhäuser lassen sich mit einem Supermarkt nebenan heutzutage wohl auch besser vermarkten. Henry Klix

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