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Potsdam-Mittelmark: Netzverknüpfung nachteilig für Tourismus? Informationsrunde der Initiative „Rettet den See“

Schwielowsee / Potsdam - Wie verträgt sich die geplante Ortsumgehung Potsdam mit dem Tourismus? Könnte der Fremdenverkehr nicht sogar einen Aufschwung erfahren, wenn dadurch mehr Menschen durch die Region kommen?

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Schwielowsee / Potsdam - Wie verträgt sich die geplante Ortsumgehung Potsdam mit dem Tourismus? Könnte der Fremdenverkehr nicht sogar einen Aufschwung erfahren, wenn dadurch mehr Menschen durch die Region kommen? Ein klares „Nein“ war das Fazit von Bürgerinitiativen und Gastronomen am Mittwochabend. Die Schwielowseer Initiative „Rettet den See“ hatte Gewerbetreibende, Vereine und Politiker zu einer Informationsrunde in das Seminaris-Hotel Potsdam eingeladen.

Das Tagungszentrum befindet sich in Nachbarschaft zur potenziellen Baustelle für die Templiner Spange – dem ersten Abschnitt des Projektes, der B1 und B2 entlang der Bahnstrecke über den Templiner See verbinden soll. Seminaris-Direktor Hartmut Pirl bemerkt bereits jetzt den Zuglärm, der vom benachbarten Bahndamm herüber dringt. Mit einer Straßenbrücke parallel dazu könne es noch lauter werden, vermutet er: „Selbst bei modernstem Schallschutz wäre die Lärmgröße enorm.“ Pirl ist gleichzeitig Vorsitzender des Tourismusverbandes Potsdam und erläuterte, was die Menschen hierher lockt: „Es ist die Idylle. Potsdam ist nicht die hippe Metropole, sondern eine schöne, geistige und ruhige Stadt.“ Gleiches gelte für die Nachbargemeinden.

Kaum förderlich wäre die Ortsumgehung auch für jene Perspektive, welche Olaf Lücke von der Industrie- und Handelskammer der Region eröffnet hat: In den nächsten Jahren müsse ein Schwerpunkt auf den Wassertourismus gelegt werden. „Auf den 270 Kilometern zwischen Spandau und Havelberg sind mehrtägige Bootsurlaube möglich. Hier gibt es keine Schleusen oder tiefe Brücken, aber attraktive Anrainerstädte.“

Dies müsse über die Gemeindegrenzen hinweg noch stärker vermarktet werden. Dafür könnte dann eine spezielle Marke wie „Havelländisches Fluss- und Seengebiet“ entwickelt werden. Die Angebote müssten dementsprechend für Wassertouristen erweitert werden. Generell sei der Trend zur Natur im Urlaub größer geworden, analysierte Dieter Hütte, Geschäftsführer bei der TMB Tourismus Marketing Brandenburg. Dass die geplante Netzverknüpfung günstig für diese Art von Tourismus wäre, wurde am Mittwochabend bezweifelt.

Manfred Krause von der Bürgerinitiative Bergholz-Rehbrücke sah die Konsequenzen im Verlust von Wald, „Verlärmung“ und der optischen Verunstaltung der Landschaft. Er zeigte Alternativen auf: So sollten seiner Ansicht nach die bereits begonnenen Straßen in Potsdam – wie die Wetzlarer Straße – erst einmal zu Ende geführt werden. „Es gibt bereits einen Ring um die Stadt“, spielte er auf die A 10 an. Sie sollte ausgebaut werden. Erst danach könnten Verkehrszählungen zeigen, ob der Bedarf nach einem Potsdamer Ring im Berliner Ring besteht.

Krause warf den Planern vor, mit falschen Zahlen zu arbeiten. So sei die niedrige Prognose für den Durchreiseverkehr der Tatsache geschuldet, dass man bei den Planungen nicht die Autobahnanbindungen berücksichtigt habe. Falsch sei auch die Annahme, dass die Bevölkerung hier zunehmen werde. „Wir bauen für Leute, die nicht da sein werden.“ Krause erklärte, dass mit der kürzlichen Aufhebung des Raumordnungsverfahrens das Projekt längst nicht vom Tisch sei. „Die Zahlen werden aktualisiert und ein neues Verfahren eröffnet.“ Wenn die Havelspange gebaut sei, müsse der Rest folgen, weil man den Verkehr auffangen müsse.

Ein weiterer Diskussionspunkt war der Konflikt der Landeshauptstadt, die Gelder für den Bau der Ortsumgehung anzunehmen oder nicht. „80 Millionen bekommt die Stadt als Geschenk von Herrn Tiefensee“, so Krause weiter. Für Kommunalpolitiker sei es schwer, darauf zu verzichten. Den Hoffnungen, dass sich daraus Aufträge für hiesige Baufirmen ergeben würden, widersprach Hans-Joachim Kursawa von der Initiative „Rettet den See“: „So große Firmen gibt es bei uns gar nicht.“ Maximal für die Baustellensicherung könnten örtliche Unternehmen beauftragt werden.

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