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Potsdam-Mittelmark: Neubau mit Risiko

Anstelle des alten „ClaB“ soll ein Begegnungshaus entstehen – gegen den Bau regt sich Widerspruch

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Stahnsdorf - Wenn etwas neu gebaut wird, legt Stahnsdorfs Bürgermeister Gerhard Enser (CDU) gern selbst mit Hand an und bedient – symbolisch – Hebel und Knöpfe schweren Baugeräts. Bei Abrissarbeiten bleibt er lieber untätig. „In den Abrissbagger setze ich mich nicht“, sagte er gestern Morgen, als sich Räumtechnik an der alten Baracke an der Poststraße – zuletzt als Club an der Bäke (ClaB) genutzt – zu schaffen machte.

Vielleicht hat Enser aber auch gezögert, weil er kein Freund riskanten Fahrstils ist. Denn das Vorhaben, die alte Baracke durch einen Neubau zu ersetzen, birgt durchaus ein Risiko: Es könnte von Justitia verboten werden. Zwei Anwohner haben gegen das Bauvorhaben und den vom Landkreis erlassenen Bauvorbescheid Widerspruch einlegt. Denn das Areal liegt im Landschaftsschutzgebiet des Bäketals. Zu DDR-Zeiten scherte das die Obrigkeit wenig, als sie in den 70er Jahre die Baracke, die zur Musterung junger NVA-Rekruten genutzt wurde, ins sensible Terrain hievte. Nach der Wende beherbergte der Bau u.a. die Gemeindebibliothek, seit 1999 den Jugend- und Schültertreff „ClaB“. In den vergangenen anderthalb Jahren standen der Abriss und Neubau der Freizeitstätte immer wieder auf der Tagesordnung des Ortsparlaments. Der marode Bau war abrissreif und somit die Diskussion eröffnet, an gleicher Stelle einen Neubau zu errichten oder einen alternativen Standort zu suchen. So wurde von den Gemeindevertretern die Idee eines Mehrgenerationenhauses in der Annastraße diskutiert, über eine Freizeiteinrichtung am Dorfplatz sinniert und über einen Jugendtreff – weit draußen – an der Alten Potsdamer Landstraße nachgedacht. Letztlich entschieden sich die Abgeordneten für eine „Freizeit- und Begegnungsstätte im Bäketal“ – wie der Name unschwer erraten lässt am angestammten Platz. Pate bei der Entscheidung stand sicher auch das vor Jahren abgeschlossene Restitutionsverfahren um das Grundstück: Unter der Auflage, das Areal für öffentliche Zwecke zu nutzen, wurde die Fläche der Gemeinde zugesprochen.

Dennoch haben bei der Standortwahl für die Begegnungsstätte einige Gemeindevertreter Bauchschmerzen: Die Sensibilität des Standorts treibt ihnen durchaus Sorgenfalten auf die Stirn. Auch in der Unteren Naturschutzbehörde fiel es nicht leicht, den Stempel unter die Baugenehmigung zu setzen, doch habe man es letztlich für das Allgemeinwohl und gegen den Naturschutz getan. Wegen seiner zentralen Lage und der guten ÖPNV-Anbindung „war der Standort nie ernsthaft in Frage gestellt“, betont indes Bürgermeister Enser. Die Anwohner hingegen sehen den Abriss als Chance, den einst ungenierten Eingriff in die Landschaft zu heilen. Sollte ihr Widerspruch abgelehnt werden, würden sie vor Gericht klagen.

1,5 Millionen Euro soll der Neubau kosten und im kommenden Jahr fertig sein. Des Risikos ist sich Enser bewusst: „Wir fangen an, ohne dass das Verfahren entschieden ist.“ Peter Könnicke

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