Potsdam-Mittelmark: Neue Mitglieder werden regelrecht gefeiert
Der einstige Intelligenzclub „Joliot Curie“ kämpft in Kleinmachnow ums Überleben
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Der einstige Intelligenzclub „Joliot Curie“ kämpft in Kleinmachnow ums Überleben Kleinmachnow. Einst staatstragend und elitär – dieser Ruf hafte dem Kultur- und Kunstverein noch heute an, bekannte dessen Vorsitzende Ursula Kleinig jüngst im Kleinmachnower Kulturausschuss. Auch wenn der ehemalige Intelligenzklub „Joliot Curie" in DDR-Zeiten einige Male mit seinen Veranstaltungen bei SED-Oberen aneckte, flossen erhebliche staatliche Mittel in die Klubkasse. Fünf Mitarbeiter organisierten seinerzeit das Klubleben und diese Zahl macht deutlich, welcher Stellenwert dem Klub beigemessen wurde. Denn alle Mitarbeiter waren Angestellte des DDR-Kulturbundes und in die Klubkasse flossen auch Mittel von Großbetrieben der Region. Noch immer erinnern sich nicht nur Kleinmachnower an die legendären Faschings- und Silvesterveranstaltungen im Klub, dessen Gaststätte einen gleichfalls guten Ruf hatte. „Sogar bei der Menükarte durften wir mitreden und vorschlagen, was wir gern hätten", erinnerte sich Kleinig mit Wehmut. Noch heute hat der Kultur- und Kunstverein als Nachfolger des Curie-Klubs seinen Sitz am Zehlendorfer Damm, doch die Räumlichkeiten sind bescheidener geworden. „Unsere finanziellen Mittel sind zurzeit nur ein Tropfen auf einen heißen Stein", beklagte Kleinig ebenso Abstriche bei Mitarbeitern. Mit einer SAM-Stelle organisiert der Verein sein Kulturleben. Doch allein die Beantragung der Stelle sei aufwändig, ebenso müsste „viel Papier bewegt werden", um Fördermittel zu bekommen, sagte Kleinig. Zwar sind die Mietkosten von 280 Euro monatlich vergleichsweise niedrig, doch diese Summe müsse erst mal durch Veranstaltungen eingespielt werden. Hinzu kämen die noch ungeklärten Eigentumsverhältnisse des Hauses, bei dessen Verkauf auch die Zukunft des Vereins geklärt werden muss. Trotzdem ist das Vereinsleben nicht ärmer geworden. Zurzeit zählt der Verein 41 Mitglieder und bei drei bis vier Veranstaltungen wöchentlich wird klar, dass vieles ehrenamtlich bewältigt wird. Da jedes Mitglied außerdem Freunde und Bekannte für Veranstaltungsbesuche wirbt, „sind sie als Multiplikatoren willkommen und neue Mitglieder werden von uns regelrecht gefeiert", erklärte Kleinig. Gern würde sie den Vorsitz des Vereins an Jüngere abgeben, doch bisher fand sich dafür keiner. Auf jüngere Zielgruppen sind bereits viele Veranstaltungen ausgerichtet, wie Schachspiel für Kinder und Jugendliche. Ebenso richtet sich die Schreibwerkstatt unter Leitung von Marianne Schmidt an Nachwuchstalente. Spezielle Vorträge zum Thema Schule werden Eltern angeboten, so stellte jüngst Dr. Anne Wessel in einer Studie vor, welche Faktoren Eltern bei der Schulwahl ihrer Kinder beeinflussen. Der Verein versteht sich als Schnittstelle zu den Künstlern des Ortes. So sind Ausstellungen, Lesungen und Filmvorführungen fester Bestandteil und oft werden bei diesen Veranstaltungen die Stühle knapp. Auch der Veranstaltungsraum ist manchem Ansturm kaum gewachsen, vor allem, wenn Künstler des Ortes eigene Programme gestalten oder ihre Arbeiten vorstellen. Dabei konnte schon manch interessanter Mitbürger entdeckt werden, der später Mitglied im Kunst- und Kulturverein wurde. K. Graulich
K. Graulich
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