Potsdam-Mittelmark: Neue Namen im Spiel
Im Wahlkreis 20 sieht eine Wahlprognose den CDU-Kandidaten Daniel Mühlner knapp vorn. Zumindest in Teltow wird man das ganz anders sehen
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Region Teltow - Wahlprognosen sind bekanntlich mit Vorsicht zu genießen. Trotzdem redet man gern darüber. Und ist es nicht auch naheliegend, wenn das Wahlforschungsinstitut election.de nach den Ergebnissen der Bundestags- und der Kommunalwahl die CDU auch im Landtag erstarken sieht? Demnach bliebe die SPD zwar knapp stärkste Kraft, die Christdemokraten würden aber bei der Zahl der Direktmandate die Nase vorn haben. Auch für den Wahlkreis 20 mit Teltow, Kleinmachnow, Stahnsdorf und Nuthetal sieht election.de Daniel Mühlner ganz knapp vor Sören Kosanke.
Völlig undenkbar? Das nicht. Die CDU hat in den vergangenen Jahren geschickt neue Namen in der Region aufgebaut, Daniel Mühlner ist einer davon. 2011 wurde er Ortschef der CDU Stahnsdorf. Bei der jüngsten Kommunalwahl gehörte der smarte Vize der Kreis-CDU zu den Stahnsdorfer Bewerbern, die die meisten Stimmen holten. Er mischt sich ein, bleibt dabei sachbezogen, sorgt dafür, dass die CDU im Ort ein geschlossenes Bild abgibt. So wurde sie im Mai um acht Prozent nach vorn katapultiert und zur zweitstärksten Kraft nach der Bürgermeisterfraktion BfB. Sozis und Linke wurden geschwächt, Mühlner sei dank.
Bringt sich da ein neuer Bürgermeisterkandidat für Stahnsdorf in Stellung? Geht es Mühlner überhaupt um das Landtagsmandat? Auf der CDU-Landesliste hat er Platz 36, SPD-Recke Sören Kosanke wird mit Platz 21 offenbar stärker von seinen Leuten als Stimme einer wichtigen Wachstumsregion wahrgenommen. Kosanke hat sich schon einmal bewährt, sicherte vor fünf Jahren mit ordentlichem Abstand das Direktmandat für die SPD und setzte damit eine Tradition fort.
In seiner Heimatstadt Teltow schnitt er bei der Wahl zur Stadtverordnetenversammlung im Mai so gut ab wie kein anderer, holte 36 Prozent aller Stimmen für seine Fraktion und sorgte als eine der entscheidenden Figuren dafür, dass die SPD in Teltow – entgegen dem landesweiten Trend – mit Abstand stärkste Kraft geblieben ist. Im Kreistag kümmerte er sich als SPD-Unterbezirkschef um die Fortsetzung des erfolgreichen Bündnisses mit der CDU, obwohl die SPD dort nun der kleinere Partner ist. Was immer das für den Landtag bedeuten könnte.
Man nimmt Kosanke ab, dass er sich bei Themen wie dem umfassenden Nachtflugverbot oder dem S-Bahn-Anschluss der Region bei der Landesregierung für die Region Teltow ins Zeug gelegt hat – wenngleich vergeblich. Es gibt auch Erfolge, immerhin wurde in den vergangenen Jahren massiv investiert: Der Flughafenzubringer beruhigt den Verkehr, das neue TKS-Buskonzept stärkt den ÖPNV, neue Sportstätten und Schulinfrastruktur schießen wie Pilze aus dem Boden. Das Land zieht sich bei der Förderung nicht aus der Verantwortung für eine der prosperierendsten Regionen der Mark. Und Kosanke ist bei alledem bürgernäher, als es die steifen Wahlplakate vermuten lassen.
Fakt scheint, dass es auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Mühlner und Kosanke hinausläuft, aus der Region heraus würde sicher ein anderer Favorit als bei election.de benannt werden: Sören Kosanke. Auch die Linken sind nicht zu unterschätzen und haben mit Konstantin Gräfe einen frischen und sachkompetenten Nachwuchs-Frontmann vorzuweisen. Der 21-jährige Politikstudent der Uni Potsdam, der in Rehbrücke lebt, hat schon einmal den Kampf gegen einen altgedienten Recken gewonnen, als er und nicht Klaus-Jürgen Warnick von den Genossen ins Rennen um das Direktmandat des Wahlkreises geschickt wurde.
Gräfe wurde schon vor zwei Jahren zum Kreisgeschäftsführer der Linken gewählt, wurde als treibende Kraft bei der Verbesserung von Kommunikation und Strukturen in der Partei gelobt. Bei der Wahl im Mai hat er sich zugleich in die Nuthetaler Gemeindevertretung und in den Kreistag wählen lassen.
Bei Debatten wie unlängst zur S-Bahn für die Region Teltow lässt er sich nicht in die Suppe spucken, bringt flockig linke Themen ans Publikum. Für mehr als einen Achtungserfolg wird es womöglich dennoch kaum reichen. Nicht bei dieser Wahl. Election.de sieht die Linken 13 ihrer 22 Direktmandate am 14. September verlieren, für die Potsdamer Region wird ihr nur im Scharfenberg-Wahlkreis 22 eine Chance eingeräumt.
Wie Potsdam hat sich auch die Region Teltow in den vergangenen Jahren massiv durch Wegzüge und Berliner Zuzüge verändert, auch das wird wohl das Wahlergebnis gegenüber der letzten Landtagswahl zugunsten der CDU verändern – wenngleich die Sozialdemokraten mit kräftigem Teltower Rückenwind vorn bleiben dürften. Selbst wenn Daniel Mühlner nicht Sören Kosanke das Direktmandat abluchsen sollte: Sein Name ist im Spiel. Und er kann ja in zwei Jahren immer noch Bürgermeister von Stahnsdorf werden.
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