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Von Ute Kaupke: Neue Pläne für Gasthaus-Ruine

Immobiliengesellschaft will historisches Gebäude im Saarmunder Zentrum nun doch selbst sanieren

Stand:

Nuthetal – Das Saarmunder Gasthaus „Zur Stadt Leipzig“ soll so schnell wie möglich komplett unter Denkmalschutz gestellt und restauriert werden. So sieht es ein neues Konzept der Tamax Immobilien- und Beteiligungsgesellschaft GmbH vor. „Seit ich weiß, wie schön der Saal einmal war, haben wir die Initiative wieder ergriffen und umgedacht“ sagte Tamax-Geschäftsführer Dietrich Tank gestern den PNN. Seit Jahren verschandelt das einst weit über Saarmund hinaus bekannte Gasthaus als Ruine das Ortszentrum – zum Leidwesen vieler Einwohner. Sie regten an, das Gebäude komplex unter Schutz zu stellen. Historisches Bildmaterial, das vom einstigen Glanz zeugte, war aufgetaucht.

Noch vor einem Jahr wollte die Tamax das Gasthaus wieder abstoßen. Jetzt möchte sie es in Eigenregie sanieren, um es danach vermieten oder verkaufen zu können. „Die Wünsche des zukünftigen Betreibers sollen natürlich in das Konzept eingearbeitet werden“ so Tank. Viele Varianten einer späteren Nutzung wären möglich. Nur eins schließt Tank aus: „Es wäre ein Verbrechen, das Haus abzureißen.“ Laut Tank laufen Verhandlungen mit mehreren Interessenten. Das Investitionsvolumen schätzt er auf 1,5 bis zwei Millionen Euro. Sowohl Sanierer als auch Betreiber wären auf eine Förderung angewiesen.

Der Kaufvertrag für das Haus war bereits im Februar 1997 mit Gerda Bernau geschlossen worden, aber rechtlich erst nach der erfolgten Rückübertragung im Jahr 2005 an die Alteigentümerin wirksam geworden. Bis 1956 hatte sich das Haus im Besitz der Familie Bernau befunden. Im Frühjahr 2008 war der letzte Mieter ausgezogen, doch das Objekt glich mittlerweile einer „Müllhalde“, wie Tank sagte. Zwischenzeitlich wollte die Tamax deshalb vom Kauf zurücktreten (PNN berichteten). Nun ist der Müll geräumt worden. Das Haus befindet sich rechtlich sicher in der Hand der Tamax, doch sein Zustand ist desolat.

Wenn die Substanz zu erhalten ist und der Wille da ist, das Haus zu bewahren, sollte der Denkmalwert durchaus geprüft werden, sagte Marcus Cante vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege auf PNN-Nachfrage. Seit 1996 stehen bereits die Kellergewölbe des Gasthauses unter Schutz. Die Wände des Kellers aus Feld- und Backsteinen, die ein rundbogiges Tonnengewölbe bilden, stammen vermutlich noch aus dem 17. Jahrhundert. Bereits 1375 hat sich an diesem Standort eine Schankstätte befunden. 1801 wird schriftlich eine Gastwirtschaft erwähnt. Auch durch die verheerenden Zerstörungen der Brände von 1824 und 1840 verursacht, denen ein Großteil Saarmunds zum Opfer fiel, wurden mehrfach Umbauten vorgenommen. Wegen ihrer Stabilität waren die Kellergewölbe wohl immer wieder als Fundament für den nächsten Bau genutzt worden. Saal und Kegelbahn wurden angebaut. Das Haus profitierte vom Fremdenverkehr und dem nahegelegenen Segelflugplatz. 1956 wurde das Gasthaus von der Konsum-Genossenschaft übernommen. Die Wirtsleute Gerda und Gerhard Bernau durften das Haus noch bis 1958 führen. 1961 verließen sie die DDR. Nach häufigem Wechsel der Wirte wurde das Haus wegen baulicher Probleme 1983/84 geschlossen und verfiel. 1988 wurde es von der Gemeinde Saarmund als „Eigenheim“ verkauft. Der Ausbau einer Wohnung im Saaltrakt wurde genehmigt. Nach der Wende erfolgte in einem langwierigen Verfahren die Rückübertragung. Bevor nun hoffentlich die Sanierung beginnt, darf die Feuerwehr an diesem Wochenende noch einmal ihre jährliche Übung im Saal absolvieren.

Ute Kaupke

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