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Potsdam-Mittelmark: Neue Wege durch Stahnsdorf

Verkehrsplan sieht vor allem Straßen vor / Bus und Bahn kommen zu kurz

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Stahnsdorf - Autofahrer, die sich per Navigationsgerät oder Straßenatlas durch die Region Teltow bewegen, müssen sich auf kostspielige Neuanschaffungen einstellen: Die Straßenlandschaft der Region wird sich deutlich verändern – quer durch Stahnsdorf und Teltow sollen zwei neue Straßenachsen in Nord-Süd-Richtung gezogen werden. Entsprechende Pläne wurden am Dienstagabend auf der Sitzung des Stahnsdorfer Bauausschusses anhand des kommunalen Verkehrsentwicklungsplans diskutiert. Mehrheitlich stimmten die Stahnsdorfer den Straßenbauplänen zu, die jetzt regional abgestimmt werden sollen.

Hauptbestandteil des Stahnsdorfer Verkehrsentwicklungskonzepts ist der Bau der neuen Landesstraße 77. Die Straße soll parallel zum Güterfelder Damm, weiter östlich zwischen dem Stahnsdorfer Gewerbegebiet und dem Blumenviertel entstehen. Beginn der Straße ist an der Güterfelder Ortsumfahrung, sie endet am Stahnsdorfer Hof.

Nach den Empfehlungen des Ausschusses, soll die neue L 77 zwei wichtige Abzweigungen erhalten: die Biomalzspange – sie soll den Kreisel am Kauflandmarkt in Teltow mit dem Stahnsdorfer Gewerbegebiet verbinden – und einen Abzweig zum Schenkendorfer Weg nach Teltow.

Beide Abzweige sind bei Bürgergruppen und Anwohnern umstritten: Die Stahnsdorfer Initiativen wollen die Biomalzspange nicht und verweisen auf den im Landesstraßenentwicklungsplan 2010 vorgesehenen Ausbau des Schenkendorfer Wegs. Die Straßen laufen parallel, man könnte sich eine sparen, sagen sie. Gleiches sagen aber auch die Anhänger der Teltower Wählergruppe BIT, nur zeigen sie nach Stahnsdorf: Die Biomalzspange dort könnte ebenso den Verkehr aufnehmen, ist ihr Argument.

Angesichts des Verkehrsentwicklungsplans ist jetzt wahrscheinlich, dass beide Seiten der Straßenbaugegner enttäuscht werden. Gebaut werden könnte hier und dort, denn der Ausbau des Schenkendorfer Weges würde Stahnsdorf kaum entlasten, eher die Stadt Teltow, erklärte ein Planer am Dienstagabend. „Schön“, sagte Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) gestern auf PNN-Anfrage. Schmidt hofft auf eine Verkehrsberuhigung im Ortsteil Ruhlsdorf. Sein Stahnsdorfer Amtskollege Bernd Albers (Bürger für Bürger) sagte: „Die Straßenbauprojekte ergänzen sich“ – eines könne ohne das andere nicht funktionieren. Am 14. Dezember wollen sich die Bauausschussmitglieder beider Orte auf eine Rangfolge der Umsetzung der Projekte einigen, so Albers. An erster Stelle könnte die L 77 stehen, dahinter die Biomalzspange und der Schenkendorfer Weg.

Während Autofahrer ihr altes Kartenmaterial bald erneuern müssen, bleibt für Radfahrer, Fußgänger und Nutzer von Bus und Bahn vieles beim Alten: „Ein großer Sprung, eine visionäre Verkehrsüberlegung ist das Konzept nicht“, kritisierte der Sprecher der Stahnsdorfer Grünen, Thomas Michel. Zu sehr setze die Region auf Straßen und vernachlässige Alternativen wie die Straßen- oder S-Bahn. So findet sich lediglich die Verlängerung der Teltower-S-Bahn zum Stahnsdorfer Gewerbegebiet in den Planfällen wieder. Ob die gebaut wird, ist allerdings ungewiss – denn wer braucht schon noch die Bahn, wenn sich für Autofahrer ständig neue Wege auftun? Tobias Reichelt

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