
© Andreas Klaer
Potsdam-Mittelmark: Neuer Deal für die Blütentherme
Stadt will den Eröffnungstermin festschreiben, dafür sollen Spaßbader auf ihre Kosten kommen
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Werder (Havel) - Es ist ein Pakt, von dem sich beide Seiten viel versprechen: Die Stadt Werder will, dass die neue Blütentherme in den Havelauen nun am 30. September eröffnet – und die Kristall Bäder AG braucht mehr finanziellen Spielraum, um das im Bau befindliche Bad noch opulenter zu gestalten. Von den Vertragsverhandlungen sollen vor allem die Spaßbader profitieren.
Am Donnerstagabend können die Werderaner Stadtverordneten über eine Änderung des Kaufvertrages zwischen der Stadt und der Kristall Bäder AG entscheiden. Demnach soll der Verkauf an den Thermenbetreiber schon jetzt – und damit vier Jahre früher als geplant – besiegelt werden. Ursprünglich sollte die AG das Bad zunächst mindestens bis 2018 betreiben, um es dann von der Stadt kaufen zu können. Nun könnte das Bad früher verkauft werden, gleichzeitig soll die Pflicht, es vier Jahre zu betreiben, aber bleiben. Was kompliziert klingt, hat einen einfachen Hintergrund: Mit dem früheren Verkauf soll der Betreiber eine Vollmacht bekommen, das Grundstück in den Havelauen mit 1,8 Millionen Euro beleihen zu können. Stimmen die Stadtverordneten zu, wäre es nach der im veränderten Vertrag nun festgeschriebenen Eröffnung am 30. September zudem möglich, das Grundstück nach der Eröffnung in voller Höhe des Kaufpreises zu belasten. „Die Beträge sollen sukzessive in den Bau fließen“, erklärte Bürgermeister Werner Große (CDU) am Montag den PNN.
Mehr Geld braucht die Kristallbäder AG auch deshalb, weil das neue Bad noch schicker und attraktiver vor allem für Spaßbader werden soll. Geplant sei demnach unter anderem ein 100 Meter langes und 80 Meter breites Wellenbad mit Rutschen, kündigte Aufsichtsratschef Heinz Steinhart jetzt an. Das Wellenbecken soll in einer Art Verbindungstrakt zwischen Therme und einem darüber hinaus geplanten Hotel entstehen. Unter einem transparenten Dach, umgeben von Palmen und Orchideen, könne man sich dort verwöhnen lassen, sagte Steinhart. Der ganze Spaß soll rund sechs bis acht Millionen Euro kosten.
Um das finanzieren zu können, braucht Steinhart den geänderten Kaufvertrag. „In Werder haben wir so viel in die Ausgestaltung des Bades hineingesteckt, dass wir jetzt auch die Sicherheit wollen, dass uns das Bad dann gehören wird.“ Im Blick hat der Bäderchef dabei auch die nahenden Kommunahlwahlen im Mai: Schon mehrmals habe die Kristall Bäder AG, die acht Bäder in Deutschland betreibt, Ärger gehabt, nachdem ein neuer Bürgermeister oder ein neues Gemeindeparlament gewählt wurde. „Egal, wie in vier Jahren die politischen Verhältnisse sind, wir hätten dann schon jetzt die Sicherheit, dass wir tatsächlich kaufen können.“
Kritik an den angekündigten Vertragsänderungen und dem vorzeitigen Verkauf kommt indes von der Werderaner SPD: „Das bringt dem Betreiber enorme finanzielle Vorteile, von denen die Stadt wenig hat“, sagte der SPD-Vorsitzende Robert Dambon. Werder habe aus seiner Sicht nur die vertraglich gesicherte Zusage, dass das Bad Ende September eröffne. „Ich habe den Eindruck, dass die Stadt nur durch den Verkauf der Therme deren Eröffnung sicherstellen kann.“ Er fordert daher: Die Stadt müsste finanziell stärker vom vorzeitigen Verkauf profitieren. Die vorgesehene Belastung des Grundstücks bringe für den Unternehmer Kredite fast zum Nulltarif, so Dambon. Er glaubt ohnehin, dass die 1,8 Millionen Euro lediglich gebraucht werden, um das Bad rechtzeitig fertig zu bauen.
Nach der Grundsteinlegung im Oktober 2011 war der Eröffnungstermin für die Therme in den Havelauen bereits sechsmal verschoben worden, zuletzt auf Ende September. Dabei war anfangs sogar die Rede davon, dass ein Saunadorf schon im März 2012 starten könnte. Für das Bad in den Havelauen investiert die Stadt rund 18,9 Millionen Euro. Die Kristall Bäder AG hat sich laut Bürgermeister Große mit weiteren sechs Millionen beteiligt.
Im Rathaus sieht man den frühzeitigen Verkauf nicht kritisch. „Die 1,8 Millionen werden in unseren Bau investiert“, so Große. Außerdem würde das Geld nur fließen, wenn Baufortschritte sichergestellt seien, erklärte der Bürgermeister.
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