Potsdam-Mittelmark: Neues Domizil für Teltower Heimatverein
Ehemaliger Stall der Kuppelmayrschen Siedlung soll noch in diesem Jahr fertig saniert werden
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Teltow - Der Teltower Heimatverein wird in der Altstadt bald eine zweite Adresse bekommen: Am Marktplatz. Zum 15. Geburtstag des Vereins überbrachte Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) jetzt die frohe Botschaft, dass die Räume im Bürgerzentrum hinter dem Neuen Rathaus noch in diesem Jahr fertig saniert werden. In dem Haus, das in Bauplänen nur schlicht unter „Bauteil G“ firmiert, soll die umfangreiche Waschtechnik-Sammlung präsentiert werden, außerdem wird das Archiv des Vereins von der Iserstraße hier her umziehen.
Das Gebäude war früher der Stall der Kuppelmayrschen Siedlung gewesen. Nach der Sanierung des gesamten historischen Ensembles an der Westseite des Marktplatzes und der Einweihung vor zweieinhalb Jahren befinden sich hier jetzt die Verwaltung und der Bürgerservice – und demnächst nun auch der Heimatverein. Unweit der neuen Adresse, im Hohen Steinweg 13, befindet sich das Heimatmuseum. Dies ist bereits zu einer beliebten Adresse in der historischen Altstadt geworden, vor allem die Sammlung mit Hausrat von „anno dazumal“ weckt bei vielen Erinnerungen an die Zeit der Großeltern, besonders an den Einfallsreichtum von Omas Kochkünsten mit vielen Kniffen und Tricks. So war der Fleischwolf – einige Exemplare sind auf dem Dachboden des Museums zu besichtigen – nicht nur da um Hackfleisch zu produzieren, sondern auch geeignet, um Kartoffeln für leckere Knödel durchzudrehen. Sogar für Spritzgebäck eignete sich das Universalgerät.
Der Dachboden bietet auch Einblicke in die Mädchenkammer, ebenso in historische Handwerkstechnik, beispielsweise die Dacheindeckung mit Holzsplissen. Das sind Unterlegschindeln aus Holz, die einst zwischen die Fugen der Dachziegel gesetzt wurden – ein Thema, dem sich der Verein demnächst widmen will. „Mit dem Beil wurden solche Splisse gespalten, vorzugsweise aus Lärchenholz. Das Harz wirkte zudem konservierend“, weiß Heimatvereinschef Peter Jaeckel zu berichten. Ein Teil des Dachstuhls stammt noch von 1721, denn das Haus wurde nach dem Brand im Jahre 1711 wieder aufgebaut und gilt als ältestes Bürgerhaus der Stadt. Zuvor wohnte ein Schmied darin, der leichtsinnig mit einem Feuerkienspan in den Stall ging und so einen verheerenden Brand auslöste, der die ganze Stadt innerhalb von vier Stunden in Schutt und Asche legte.
Seit Jahren kommt ein Kunstschmied regelmäßig zu Festen in die Altstadt und führt im Museumshof vor, wie Eisen früher geschmiedet wurde. Zudem zeigen Mitglieder des Heimatvereins alte Textiltechniken wie Klöppeln, Spinnen und Brettchenweben. Außerdem können historische Dampfmaschinenmodelle bewundert werden. Die Jüngsten interessieren sich besonders für die alten Tintenfässer und Schreibtafeln. Solche Zeitreisen würden Kinder zwar ins Museum locken, stellte der Heimatverein fest, aber für die aktive Mitarbeit im Verein fehle immer noch der Nachwuchs. Die Stadtverordnete und Geschichtslehrerin Karla Weber (CDU) will deshalb ein Projekt initiieren, bei dem Schüler zum Thema „Jugend 1945“ Zeitzeugen interviewen.
Zum 15. Geburtstag kamen neben Gästen aus der Region auch Gratulanten aus der polnischen Partnerstadt Zagan, die einen Kalender mit historischen Ansichten ihrer Stadt als Präsent mitbrachten. Zagan ist die Geburtsstadt Ernst von Stubenrauchs (1853-1909), einst Landrat des Kreises Teltow. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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