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Potsdam-Mittelmark: Neues Interesse an altem Angebot

Im Streit mit dem Diakonissenhaus bietet Landrat Koch an, das Schloss Güterfelde zurückzunehmen

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Stahnsdorf - Landrat Lothar Koch (SPD) schließt nicht aus, dass der Landkreis das Schloss Güterfelde zurücknimmt, das er an das Evangelische Diakonissenhaus Berlin Teltow Lehnin verkauft hat. Das Altenpflegeheim gehörte zur einstigen kreiseigenen Gesundheitszentrum GmbH (GZG), die der Landkreis Ende 2004 an das Diakonissenhaus veräußerte. Deren Vorstand forderte bereits kurz nach Abschluss des Geschäftes eine Umwidmung des Kaufpreises von 2,25 Millionen Euro, da der Investitionsaufwand für die finanziell angeschlagene GZG erheblich höher sei als vom Landkreis angegeben.

Vor allem der Sanierungsaufwand für das Altenpflegeheim in Güterfelde erwies sich größer als erwartet. Zudem habe der Landkreis eine höhere Platzkapazität für das Objekt suggeriert als offenbar tatsächlich vorhanden. Auch die Kosten für die Sanierung des Teltower Ärztehauses, das gleichfalls zum Verkaufspaket gehörte, seien laut Diakonie höher als verabredet.

Die Abgeordneten des Kreistags lehnten eine Umwidmung oder Reduzierung des Kaufpreises ab, das Diakonissenhaus reichte Klage am Landgericht Berlin ein. Das Vergleichsangebot der Diakonie, der Landkreis möge das Schloss Güterfelde zurücknehmen, lehnte dieser ab.

Inzwischen gibt es offenbar einen Sinneswandel – vielleicht unter dem Eindruck der ersten mündlichen Verhandlung am Landgericht Ende Oktober. Das unter Denkmalschutz stehende Schloss genügt nicht mehr den rechtlichen Anforderungen eines Altenpflegeheims, für diese Nutzung ist das 200 Jahre alte Haus untauglich. „Der Landkreis könnte dem Diakonissenhaus eine Kompensation anbieten und das Schloss Güterfelde zurücknehmen“, wartete Landrat Koch gegenüber den PNN gestern mit moderaten Tönen auf. Verträge mit dem Diakonissenhaus seien das eine, anderseits sei der Landkreis bestrebt und verpflichtet, neue Bedingungen zu schaffen und sich offen für Gespräche zu zeigen.

Befördert wird der Sinneswandel vom Interesse möglicher Investoren, die sich eine andere Nutzung für den einstigen Herrschaftssitz vorstellen können. Bei seinem gestrigen Besuch in Stahnsdorf verständigte sich Koch zudem mit Bürgermeister Gerhard Enser, dass die Gemeinde eine neue Nutzung des Schlosses unterstützt, indem sie die nötigen planungsrechtlichen Grundlagen schafft. „Wir gleichen jetzt schon unsere Vorstellungen ab und bringen sie auf einen Nenner“, freute sich Koch über das bereitwillige Mitwirken des Stahnsdorfer Bürgermeisters. „Die Gemeinde wird als Nutzung das festlegen, was eine Chance zur Umsetzung hat“, versprach Enser.

Bei der heute zum Diakonissenhaus gehörenden gemeinnützigen GZG nimmt Geschäfsführerin Ute Juhl die Überlegungen des Landrats interessiert zur Kenntnis. Offizielle Gespräche, in denen der Landkreis die Rücknahme des Schlosses bekundet, habe es jedoch noch nicht gegeben. „Doch wenn aus der ersten mündlichen Verhandlung die Bereitschaft erwachsen ist, auf das einstige Vergleichsangebot einzugehen, würde uns das freuen“, so Juhl gegenüber den PNN. Voraussetzung für eine Aufgabe des Altenpflegeheims, das noch bis Ende 2008 eine Betriebserlaubnis hat, wäre ein alternativer Standort, den der Landkreis dem Diakonissenhaus anbietet. Denn die Pflegeplätze sollen dauerhaft erhalten bleiben. Derzeit werden in Güterfelde 45 Senioren betreut.

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