Potsdam-Mittelmark: Neues Leben für den alten Dorfladen
Zwei Vereine wollen Seddin ein soziokulturelles Zentrum mit Café und Laden geben
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Seddiner See – Gemeinsam im Café sitzen beim Nachmittagsplausch oder schnell noch mal im Dorf eine Packung Mehl einkaufen – das hat den Seddinern lange Zeit genauso gefehlt wie der Einkauf von Sonntagsbrötchen um die Ecke. Wenn alles erwartungsgemäß läuft, wird nun der ehemalige Rewe-Markt in Seddin in den kommenden Monaten zum neuen Begegnungszentrum für die Einwohner von Seddin und Kähnsdorf umgestaltet.
Am kommenden Dienstag steht die Gemeindevertreter-Versammlung an. Der Dorf-Club Seddin (DCS) und der Kleinmachnower Sozialverein Pusteblume wollen die Kommunalvertreter von ihrem Konzept überzeugen: Gemeinschaftlich wollen beide einen „Dorv-Laden“ betreiben (PNN berichteten). Dieser Laden für Dienstleistung und ortsnahe Rundum-Versorgung (Dorv) soll viele Bedürfnisse befriedigen für die 1400 Einwohner von Seddin und Kähnsdorf.
Erst vor wenigen Wochen hat die Brandenburgische Staatskanzlei das Konzept für diesen Dorv-Laden als modellhaft und wegweisend ausgezeichnet. Der Dorv-Laden wird dem Konzept zufolge auf 140 Quadratmetern einen Einkaufsladen beherbergen für die ortsnahe Rundumversorgung. Ein Café mit Begegnungszentrum ist im Konzept vorgesehen, darüber hinaus soll das neue Dorfzentrum auch mit Beratungsangeboten und Freizeitmöglichkeiten ein pulsierender Ort am Seddiner See werden.
Der Dorf-Club Seddin als ortsansässige, gewachsene Initiative will ,,dicke mit dabei sein", sagt der Vorsitzende Michael F. G. Schmidt. Der mittlerweile emeritierte FU-Professor für Virologie hat viele Gleichgesinnte gewonnen, die sich mit dem seit 2004 leer stehenden Gebäude nicht abfinden wollen. „Hier fehlt ein wesentliches Element, wo Leben herrscht, wo man andere trifft.“ Für Schmidt ist mit dem aufzubauenden Laden noch nicht alles erreicht: Metzgerei, Post, Fahrradstation, Näh- oder Bügelservice, Nachbarschaftszentrum – er sprüht voller Ideen. Und wenn er an den Sommer denkt, wo die Touristen auch Zeit und Geld in der Gemeinde lassen werden, ist er voller Optimismus.
Den zweiten Part im Dorv-Laden wird der Kleinmachnower Sozialverein Pusteblume übernehmen. Wahrend der DCS mit den einheimischen 43 Mitgliedern für das kommunale Leben kämpft, engagiert sich Pusteblume mit der Vorsitzenden Kerstin Kämpf-Steinau aus Potsdam um soziale Integration. Pusteblume mit etwa 30 Mitglieder will den wirtschaftlichen Teil übernommen. Laden und Café müssten ohne Zuschuss auskommen, sagt Kempf-Steinau. Ihr Konzept geht dabei von „Fördermitteln für einen Integrationsladen“ aus. Für Laden und Café seien vier Vollzeitstellen eingeplant, die auf sechs Beschäftigte verteilt würden.
Bürgermeister Axel Zinke (parteilos) ist seit der Vorstellung des Konzeptes im Sozialausschuss Ende November von dessen Qualität überzeugt. Die gute Präsentation und positive Kritik der Gemeindevertreter würden ihn zuversichtlich machen. Immerhin ist für die Gemeinde das Vorhaben nicht umsonst zu haben. Die finanziellen Auswirkungen für Seddiner See sind mit 763 000 Euro für den Umbau ausgewiesen. Der Eigenanteil der Gemeinde ist trotz 418 000 Euro an Fördermitteln und Einnahmen noch 345 000 Euro teuer. „Ich habe bei dieser Konstruktion ein sehr gutes Gefühl“, sagt Zinke.
Thomas Wendel
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