zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Neustart mit Ziegeln und Wein

Seit gestern lodern wieder die Flammen im historischen Glindower Ringofen / Kultur und Tourismus als weitere Standbeine

Stand:

Seit gestern lodern wieder die Flammen im historischen Glindower Ringofen / Kultur und Tourismus als weitere Standbeine Von Hagen Ludwig Werder · Glindow - Unter dem Motto „Altes erhalten – Neues gestalten“ wurde in der Glindower Ziegelei gestern der Neubeginn gefeiert. Zur Freude vieler Gäste loderten bereits wieder die Flammen im alten Hoffmannschen Ringofen, dem Herz der historischen Anlage. Im April dieses Jahres war das Feuer dort erloschen – viele hatten befürchtet für immer. Die Hochbau AG Magdeburg als Muttergesellschaft war in Finanznöte geraten und bot die Ziegelei zum Verkauf an. Mit Harald Dieckmann fand sich im Juli ein neuer Eigentümer, der alle Kraft daran setzen möchte, mit neuen Konzepten die historische Produktionsanlage am Leben zu halten. Daneben soll das reizvoll am Ufer des Glindower Sees gelegene Gelände noch stärker als eine gute Adresse für Kultur und Kunst sowie als touristischer Anziehungspunkt gestaltet werden. Zu diesem Zweck wurde nun die neue Neue Ziegelei-Manufaktur Glindow GmbH als Betreibergesellschaft gegründet. In der Geschäftsführung steht Harald Dieckmann dort der langjährige Glindower Ziegeleichef Jürgen Wackermann zur Seite. Sieben Mitarbeiter sind bereits wieder mit der Produktion beschäftigt. Die Palette reicht von Bodenplatten, Terrakotten und Formsteinen bis zu Sonderanfertigungen auf Kundenwunsch, wie Grabsteine und Kunst am Bau. „Die Produktion bleibt das Kerngeschäft, doch sie wird künftig nicht das einzige Standbein zur Rettung der Ziegelei sein“, sagte Dieckmann gestern. Der Unternehmer setzt auf eine Symbiose von landschaftlich schöner Lage, dem Reiz lebendiger Industriegeschichte und Kultur. Ein Vorgeschmack dessen wurde den Gästen gestern mit einer Aufführung des Glindower Wandertheaters Ton und Kirschen und der stimmungsvollen Beköstigung durch Maximilian Dreier von der Potsdamer Villa Kellermann gegeben. Mit dem renommierten Gastronomen wurden bereits phantasievolle Pläne geschmiedet, wie ein zweiter stillgelegter Ringofen zu einem einzigartigen Weinrestaurant ausgebaut werden könnte. Edle Tropfen in den Regalen, kleine Kamine in den alten Gewölben und auf dem Dach eine Terrasse mit Blick zum Glindower See – wer könnte sich dem Reiz dieser langfristig gehegten Pläne entziehen. Den Träumen wurde gestern schon einmal freien Lauf gelassen, und im Geiste entstand bereits direkt am Ringofen ein kleiner Weinberg mit 99 Rebstöcken. Hier würde Dieckmann gern auf den Erfahrungsschatz des Werderaner Winzers Manfred Lindicke zurückgreifen. Fest im Blick bleibt auch der Bau einer Schiffsanlegestelle. Schritt für Schritt könnten die Pläne in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz Realität werden, so Dieckmann. Für das nächste Jahr plant er vorerst vier größere kulturell-gastronomische Veranstaltungen. Die vielgestaltige Nutzung der Glindower Ziegelei scheint in guten Händen bei Dieckmann, der auch Geschäftsführer der Bausteine Briest GmbH und des „Kleinen Apartmenthotels“ im Holländer Viertel sowie Initiator der neuen Potsdamer Kulturinitiative Salon e.V. ist (PNN berichteten). In der Ziegelei Glindow hat er Nachbarn, die mit ihm am gleichen Strang ziehen. Dazu zählt der Verein „Gebrannte Erde“, der auf dem Betriebsgelände seine Werkstatt hat und gestern den Abschluss seiner 10. integrativen Sommerwerkstatt feierte. Ein fester Partner ist auch der Förderverein, der sich seit Jahren um das Museum im alten Ziegeleiturm sowie um fachkundige Führungen kümmert. Die Stadt Werder unterstützt dieses Engagement nach Kräften und erwarb den markanten Turm als Herz des Museums im vergangenen Frühjahr, als die Ziegelei in schweres wirtschaftliches Fahrwasser kam. Bürgermeister Werner Große (CDU) setzt nun große Hoffnungen auf die neue Betreibergesellschaft. In seinen Grußworten erinnerte er gestern an die Zeiten, als zahlreiche Ziegelschlote die Region um Glindow wie das Ruhrgebiet aussehen ließen und der Tonabbau die Region entscheidend prägte. „Als Zeitzeuge ist nur ein Schornstein geblieben der nun glücklicherweise wieder raucht“. Dieses besondere Flair des Ortes will auch Harald Dieckmann erhalten. Er empfand es schon 1990 bei seinem ersten Besuch in der Glindower Ziegelei. Damals habe noch eine Lkw-Ladung „Blumentöppe“ aus DDR-Produktion auf dem Hof gestanden. Dieckmann kaufte die Relikte, verschenkte sie an Freunde und bewahrte einige „Töppe“ auf. Gestern konnten sie von den Gästen erworben werden, frisch bepflanzt mit Blumen – als Zeichen der Hoffnung.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })