Potsdam-Mittelmark: Nextira One: Hauptsitz bleibt in Teltow Unternehmen streicht bundesweit 300 Stellen. Vor allem Verwaltungsbereiche betroffen
Teltow - Zumindest eines scheint mittlerweile klar: Der Standort Teltow als deutscher Firmenhauptsitz von Nextira One bleibt erhalten. „Natürlich wird es aber auch hier zu Umstrukturierungen kommen“, sagte Jürgen Schmidt von den Geschäftsleitung gestern gegenüber den PNN.
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Teltow - Zumindest eines scheint mittlerweile klar: Der Standort Teltow als deutscher Firmenhauptsitz von Nextira One bleibt erhalten. „Natürlich wird es aber auch hier zu Umstrukturierungen kommen“, sagte Jürgen Schmidt von den Geschäftsleitung gestern gegenüber den PNN. Bundesweit werden aber rund 300 Arbeitsplätze gestrichen – an welchen Standorten im Einzelnen ist noch offen. Neben Teltow sollen aber auch die sechs größten Standorte in anderen Bundesländern erhalten bleiben, dazu zählen München, Stuttgart, Hamburg, Frankfurt, Neuss und Hamburg. Aktuell arbeiten etwa 750 Menschen für Nextira One, 300 davon in Teltow.
Der IT-Dienstleister hatte Ende April Zahlungsschwierigkeiten eingeräumt. Um einer Insolvenz vorzugreifen, beantragte die Geschäftsführung daraufhin beim Potsdamer Amtsgericht die Sanierung in Eigenregie. In einem sogenannten Schutzschirmverfahren arbeitet die Geschäftsführung zusammen mit dem Sachverwalter ein Sanierungskonzept aus. Das wurde Mitarbeitern und Betriebsrat am vergangenen Dienstag in groben Zügen vorgestellt.
Demnach soll das Unternehmen komplett umgebaut werden: Die Verwaltungsstrukturen sollen verschlankt, der Servicebereich in einem eigenen „Solution Competence Center“ gebündelt werden. „Ausgegründet wird der Bereich nicht, er soll nach wie vor zu Nextira One gehören“, versicherte Schmidt aber gegenüber den PNN. Der Fokus werde künftig auf dem Geschäft mit den Großkunden liegen. Zu den Kunden zählten zum Beispiel die Kommunikationsnetzwerke des Bundeskanzleramts und die Landesregierung Brandenburg. Produkte wie Router und Telefonanlagen können größere und kleinere Kunden aber künftig über einen Internet-Shop bestellen – „das ist wirtschaftlich unaufwändig für uns und einfach für die Käufer“, so Schmidt. Verschlankt werden soll vor allem der administrative Bereich.
„Der liegt aber unter anderem auch bei der Firmenzentrale in Teltow“, so Stefanie Jahn von der IG-Metall. Sie sieht Mitarbeiter und Gewerkschaft bislang nur in Grundzügen informiert. Über eine mögliche Kürzung der Tarifgehälter etwa wurde noch nicht gesprochen, so Jahn. Am heutigen Freitag gebe es aber weitere Gespräche, Ziel sind ein Interessensausgleich und die Erarbeitung eines Sozialplans. Jahn zweifelt außerdem daran, dass künftig keine Subunternehmer eingesetzt werden sollen. Grundsätzlich setzt sie aber durchaus Hoffnung in das noch neue Schutzschirmverfahren.
Erst seit dem 1. März dieses Jahres können Firmen, denen Zahlungsunfähigkeit droht, die Insolvenz in Eigenregie und bei laufenden Geschäften abwenden. „Die Alu-Druckguss GmbH in Brieselang hat ein vergleichbares Verfahren zuletzt mit gutem Erfolg angewandt“, so Jahn. Die Mitarbeiter erhalten während des Schutzschirmverfahrens Insolvenzgeld von der Arbeitsagentur, allerdings erst rückwirkend. „Mittlerweile konnten wir aber eine Vorfinanzierung erwirken“, so Schmidt.
In den vergangenen drei Jahren hat Nextira One jeweils zehn Millionen Euro Verlust gemacht – bei einem jährlichen Gesamtumsatz von 180 Millionen Euro. Das jährliche Defizit muss jetzt durch den Sanierungsplan erwirtschaftet werden. Bislang wurde das Minus von der Europazentrale in Paris ausgeglichen – doch die ist angesichts wegbrechender Aufträge dazu nicht mehr bereit. Nextira One Deutschland war vor zehn Jahren aus dem französischen Alcatel-Konzern ausgegründet worden, schrieb aber nie schwarze Zahlen.
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