Potsdam-Mittelmark: Nicht für die Schublade Brisantes Gutachten legt Potenziale und Defizite der Verwaltung Schwielowsee offen
Schwielowsee - Die Stimmung in der Gemeindeverwaltung Schwielowsee soll im letzten halben Jahr gereizt gewesen sein. Der „schwarze Mann“ ging um – in Form des Personalberaters Hans Georg Kinzel.
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Schwielowsee - Die Stimmung in der Gemeindeverwaltung Schwielowsee soll im letzten halben Jahr gereizt gewesen sein. Der „schwarze Mann“ ging um – in Form des Personalberaters Hans Georg Kinzel. Für Hunderte deutsche Verwaltungen hat er bereits Handlungsstrategien entwickelt. Jetzt wurde er im Auftrag der Gemeindevertretung in der Kernverwaltung Schwielowsee tätig. Ist die Struktur sinnvoll? Wie lange muss man auf die Bearbeitung von Anfragen warten? Gibt es zu viel Personal? Wie sieht es mit den Gehältern aus? Fragen, denen er oft nur unter Schwierigkeiten auf die Spur kam. Die Antworten stellte Kinzel am Mittwochabend der Gemeindevertretung vor. Die wohl interessanteste Botschaft: 13 Mitarbeiter sind, gemessen am Bundesangestelltentarifvertrag, zu gut bezahlt. Zehn von ihnen müssen im nächsten Jahr mit einem Brief rechnen, in dem ihnen die Gehaltskürzung mitgeteilt wird. Für drei Verwaltungsleute war Kinzels Mitarbeiterbefragung allerdings ein Segen: Sie bekommen mehr Geld, könnten es sich wegen der juristischen Verbindlichkeit des Gutachtens sogar einklagen. Auf der anderen Seite brachte Kinzels Analyse vielleicht nicht den Effekt, den sich mancher Gemeindevertreter erhoffte. 36 Mitarbeiter gibt es in der Verwaltung, teils arbeiten sie Teilzeit, im Ergebnis sind es 33 Vollzeitstellen. Nur im Fachbereich Finanzen konnte Kinzel einen ernsthaften Stellenüberhang feststellen: Zweieinhalb Stellen sind hier zu viel, die wegen vieler ungeklärter Grundstücksverhältnisse aber noch eine Weile gebraucht würden, wie Bürgermeister Kerstin Hoppe betonte. Mittelfristig sei trotzdem der Abbau einer Stelle geplant. Als Dienstleistungsunternehmen am Bürger arbeite die Gemeinde „zufriedenstellend“, konstatiert Kinzel. Als „auffällig empfand er allerdings das „unharmonische Verwaltungsgefüge“. Das Verwaltungshandeln werde – bedingt durch den Wandel in Verwaltungsspitze und Gemeindestruktur – bestimmt durch eine „mangelhafte Vertrauensbasis.“ „Das ist aus gutachterlicher Sicht bedauerlich, da andere Faktoren für eine funktionierende Verwaltung gegeben sind.“ Der Abbau der „Versicherungsmentalität“ müsse laut Kinzel, hohe Priorität haben. Bürgermeisterin Hoppe liest hier auch Verbesserungsbedarf im Verhältnis der Gemeindevertreter zur Bürgermeisterin heraus. Wohin geht die Reise für die Verwaltung? Kinzel meint, dass diese Frage noch zu wenig Berücksichtigung findet. Ein Drittel der Mitarbeiter ist über 50 und scheidet in den nächsten zehn Jahren aus. Dem müsste durch Förderung und Ausbildung von Nachwuchs schon jetzt begegnet werden. Überhaupt liege der Anteil ausgebildeter Beschäftigter unter dem vergleichbarer ostdeutscher Kommunen. Auf die Qualifizierung des Personals müsse deshalb besonderes Augenmerk gerichtet werden. Kinzels Gutachten wird mit Sicherheit nicht in der Schublade verschwinden. Mit einem neuen Stellenplan zogen die Gemeindevertreter unmittelbar nach der Vorstellung erste Konsequenzen.
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