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Vertieft. Die Neuntklässler Christoph und Angelique in der neuen Bibliothek.

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Potsdam-Mittelmark: Nicht jeder muss aufs Gymnasium

Teltower Rektor rät Eltern und Kindern, offen für die Oberschule zu sein

Von Enrico Bellin

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Teltow - Der Leiter der Teltower Mühlendorf-Oberschule hat die Ausbaupläne der drei Gymnasien der Region Teltow kritisiert. Stattdessen warb er bei Eltern und ihren Kindern darum, auch der Oberschule eine Chance zu geben. „Zu viele Grundschüler legen ihren Wunsch von vornherein in Richtung Gymnasium fest,“ so Rektor Christof Kürschner. „Auch bei uns ist der Weg zum Abitur möglich, nicht jeder Schüler muss auf ein Gymnasium gehen.“

Zwar seien zum jüngsten Tag der offenen Tür 140 Grundschüler an der Oberschule erschienen. Viele waren aber im Kopf schon auf den Besuch des Gymnasiums eingestellt. Ein Drittel der Oberschüler gehe später jedoch ebenfalls auf eine weiterführende Schule. Für die anderen gebe es weitere Angebote, sagte der Schulleiter am Dienstag am Rande der Eröffnung einer neuen Schulbibliothek. So sei an zwei Tagen pro Woche ein Berater zur Berufseinstiegsbegleitung vor Ort. Er klärt Schüler der 9. und 10. Klassen über Berufsbilder auf und begleitet sie bis zum fertigen Ausbildungsvertrag. „Wir bekommen von der Wirtschaft genügend Ausbildungsplätze für alle Schüler angeboten“, so Kürschner weiter.

220 Schüler gehen derzeit auf die Mühlendorf-Oberschule. Es könnten mehr sein. Statt zwölf gibt es hier derzeit nur elf Klassen. Die Schülerzahl sei in den vergangenen Jahren aber stabil geblieben. Sorgen um die Zukunft seiner Schule macht sich Kürschner nicht, es gebe einen guten Kontakt zu den Grundschulen der Region. „Außerdem geht bei uns Individualität vor Quantität. Die Lehrer kennen jeden Schüler und wir haben kleine Klassen mit maximal 23 Schülern.“

Die Oberschule hat einen integrativen Ansatz, so lernen in vielen Klassen Schüler mit Lernbehinderung gemeinsam mit anderen. Das habe auch bei der Planung der neuen Bibliothek eine wichtige Rolle gespielt, sagte die Sonderpädagogin Mandy Ast, die an der Oberschule Deutsch unterrichtet. Statt einem kleinen dunklen Raum wurden zwei helle Räume umfunktioniert. „Jetzt kann ich während des Unterrichts einige Schüler mal gezielt herausnehmen, damit wir uns in einer kleinen Gruppe an den runden Tisch setzen.“ Gespräch in kleiner Runde lösten oft Anspannungen bei den Schülern.

Die Sonderpädagogin hat nach ihrer normalen Unterrichtszeit den Umbau des alten Besprechungszimmers zu den zwei Bibliotheksräumen mit vier Computerplätzen und rund 1000 Büchern geplant. Im ersten Raum gibt es nun neben den Computern einen großen runden Tisch, im zweiten eine gemütliche Sitzecke neben den Bücherregalen. „Die ist nicht nur zum Herumlümmeln gedacht, sondern soll für eine gemütliche Lernatmosphäre sorgen“, sagte Mandy Ast. Schließlich könnten sich nicht nur Schüler mit Lernbehinderung beim Sitzen am Tisch kaum auf das Lesen eines Buches konzentrieren.

Die neue Bibliothek soll die Schüler dazu bringen, neben der Internetrecherche zu bestimmten Themen mal ein Fachbuch in die Hand zu nehmen. „Da sind wir mit den entsprechenden Lehrern noch in der Abstimmung, welche Bücher wir aufnehmen.“ Die Sozialpädagogin hat in den Bücherbestand aber hauptsächlich Jugend- und Fantasyromane aufgenommen, um die Jugendlichen wieder für das Lesen zu begeistern. Auch mehrere Bände von Disneys Lustigem Taschenbuch zieren die Regale. Mandy Ast: „Wer anfängt, ein Comic zu lesen, liest später auch ein Buch.“ Enrico Bellin

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