Potsdam-Mittelmark: Nicht mehr glaubwürdig
Die Mehrkosten für Teltows Marina lassen die Stadtverordneten an Rathausspitze zweifeln
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Teltow - Daran hatten alle zu knabbern: 4,5 Millionen Euro soll Teltows Großprojekt, der Bau einer Marina am Teltowkanal, mehr kosten. Doppelt so viel wie zuletzt kalkuliert. Wie berichtet ist es die vierte Kostensteigerung. Der Hafen kostet jetzt insgesamt 14 Millionen Euro, einst ging man von etwas weniger als der Hälfte des Geldes aus. Selbst Hafenbefürworter haben angesichts der erneuten Kostenexplosion – Grund ist die teure Altlastenentsorgung – schlucken müssen.
„Schön wäre es schon, wenn an diese Stelle der Hafen hinkommt“, sagt Christine Hochmuth (SPD), stellvertretende Vorsitzende im Hafenausschuss der Stadt. „Aber nicht um jeden Preis.“ Als der Hafenausschuss am Dienstag dieser Woche tagte, rechnete der Kämmerer den Stadtverordneten vor, dass trotz der Mehrkosten keine anderen geplanten Großprojekte wie der Bau eines neuen Sportplatzes, die Sanierung der Ruhlsdorfer Straße und der Umbau der ehemaligen Bürgelschule nicht wie geplant finanziert werden könnten. Man habe auch 2018 nach der Fertigstellung der Marina noch etwas Geld im Stadtsäckel. Schulden mache man keine.
Doch das beruhigt die Hafenkritiker nicht, sie warnten schon lange vor weiteren Kostenexplosion: „Das Projekt ist richtig aus dem Ruder gelaufen, wir sind schon bei 15 Millionen, wenn man die Brücke, die über den Hafen führen wird, noch mit einrechnet“, so Kay Kudell von der Fraktion Linke/Umweltaktive/BfB/Piraten. Er gehe zudem von weiteren Kostenfallen aus, „sodass wir am Ende bei 18 bis 20 Millionen herauskommen“. Und ob die Marina die Teltower Altstadt belebe – der Effekt, den man sich unter anderem von dem Großprojekt verspricht –, stehe in den Sternen. Zumindest hätten andere Maßnahmen in diese Richtung, wie die Sanierung der Potsdamer Straße, auch nicht das erwünschte Ergebnis gebracht, so Kudell. Seine Fraktion gehört zu den Hafenkritikern, ebenso wie die Grünen und die Bürger-Initiative Teltow.
Zunehmend kritisch zeigen sich aber auch die bisherigen Befürworter, darunter die FDP. „Das Management in der Verwaltung hat überhaupt nicht funktioniert“, so FDP/LTR-Fraktionschef Hans-Peter Goetz. Klären müsse man nun, warum im Vorfeld die Risiken nicht richtig eingeschätzt wurden: „War das Gutachten falsch oder war der Auftrag für das Gutachten von der Verwaltung falsch formuliert worden?“ Seine Fraktion sei hin- und hergerissen, wie es nun weitergehen solle.
Die Entscheidung, ob der Hafenbau trotz der Mehrkosten weitergehen wird, soll voraussichtlich am 13. Juli fallen. Dann stimmen die Stadtverordneten über den Nachtragshaushalt ab, darin enthalten sind die zusätzlichen viereinhalb Millionen Euro. Eva Schmid
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