Potsdam-Mittelmark: „Nicht nur die Gemeinde investiert“
Tourismusunternehmer in Schwielowsee kritisieren Zahlenspiele im Bürgermeisterwahlkampf
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Schwielowsee - Kaum Gewerbesteuereinnahmen, dafür Hunderttausende Euro öffentliche Investitionen und viel Aufmerksamkeit der Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) – der frisch gebackene Bürgermeisterkandidat Roland Büchner hat die Tourismusbranche ins Visier genommen. Projekte wie das Vereinszentrum Geltow seien wichtiger als neue Schilderleitsysteme, so Büchner bei seiner Nominierung durch das Bürgerbündnis Schwielowsee am Freitag. Gewählt wird am 24. Oktober. Doch selbst aus den eigenen Reihen gibt es schon Kopfschütteln.
Der Geltower Unternehmer Reinhard Gertner, Fraktionsmitglied des Bürgerbündnis’, kritisierte Büchners Zahlenspiele. „Man kann nicht vorrechnen, dass die Gemeinde in diesem Jahr 300 000 Euro in ein Schilderleitsystem investiert, aber nur 15 000 Euro pro Jahr Gewerbesteuern aus Beherbergungsbetrieben einnimmt“, so Gertner gegenüber den PNN. Denn die Aktivitäten auf dem Weg zum „Anerkannten Erholungsort“ würden von der Branche flankiert, so Gertner, der in Geltow das „Hotel Landhaus Geliti“ betreibt. Ein Wellnessbereich mit drei Saunen soll hier nächstes Jahr entstehen, Restaurant und Küche werden erweitert. Derzeit läuft die Bauleitplanung. Gertner möchte die Aufenthaltsdauer in seinem Hotel mit 37 Zimmern erhöhen, derzeit liegt sie im Schnitt bei zwei Nächten. „Die Aktivitäten zur Bewerbung der Gemeinde als anerkannter Erholungsort haben mich angespornt.“ 800 000 Euro will er in die Hand nehmen. „Es ist nicht nur die öffentliche Hand, die investiert“, betont Gertner.
Ähnlich sieht es Uwe Kätow, der das „Flair Hotel Müllerhof“ in Caputh gerade für 650 000 Euro ausbaut. Die Zimmer werden größer und bekommen Klimaanlagen, ein Fahrstuhl wurde angebaut und der Restauranteingang zum Parkplatz verlegt. Statt Geschäftsreisende würden Urlauber eine immer größere Rolle für die Umsätze spielen, darauf hat Kätow reagiert. „Ich weiß nicht, was für Zahlen Herr Büchner vorzuliegen hat. Aber die Summen, die er für die Gewerbesteuereinnahmen angibt, die zahle ich alleine.“
Seit der Unternehmensteuerreform vor zweieinhalb Jahren werden die Kosten für Miete, Pacht und Leasing zum Teil dem Gewinn zugerechnet. „Der Hebesatz ist der gleiche, aber die Steuern sind nach oben geschnellt“, sagt Kätow. Der Hotelunternehmer verweist zudem darauf, dass die Branche ein wichtiger Arbeitgeber in der Region ist, er allein beschäftigt 15 Leute. „Wenn von der Gemeinde Geld in die Hand genommen wird, um Erholungsort zu werden und zum Beispiel öffentliche Toiletten zu bauen, begrüße ich das“, meint Kätow.
Kristina Lüthgen vom Seebad Caputh meint sogar, die Gemeinde könnte mehr für den Tourismus tun. „Es gibt kaum Schlechtwettervarianten.“ Auch Lüthgen hat gerade investiert, um den Eventbereich mit einer 220 Quadratmeter großen Orangerie in der Größe zu verdoppeln. „Caputh lebt und stirbt mit dem Tourismus“, sagt Lüthgen. Dabei sollte man vor allem auf die Beschäftigtenzahlen der Branche gucken, im Strandbad sind es derzeit 14. Dass die Gemeinde mit ihren Investitionen eigene Akzente setzt, sei „richtig und wichtig“. Henry Klix
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