zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Nichts als Vorurteile

Rehbrücker Jugend zeigt sich engagiert

Stand:

Rehbrücker Jugend zeigt sich engagiert Von Juliane Schoenherr Nuthetal - Wie leicht Missverständnisse entstehen können, wenn Alt und Jung nicht miteinander reden, zeigt die aktuelle Diskussion in Bergholz-Rehbrücke. Bei der Gedenktafel-Enthüllung für das ehemalige Zwangsarbeiter-Lager Rehbrücke am Sonntag vor drei Wochen sei nur eine Handvoll Jugendlicher aus der Gemeinde da gewesen, beklagten Gemeindevertreter bei der Sozialausschuss-Sitzung am darauf folgenden Montag. Dies sei ein Zeichen für mangelndes Interesse und möglicherweise ein Indiz für das Abdriften einiger hin zu rechtsextremistischem Gedankengut, sorgte man sich. „Das sind nichts als Vorurteile“, widersprach die 17-jährige Marie-Christin Wählack. „Wir vom Jugendparlament waren fast vollzählig.“ Einige hätten nicht kommen können, weil sie schon etwas anderes vorhatten. Juliane Ebersbach (20) rechtfertigte ihr Fernbleiben: „Ich war an diesem Tag zum Beispiel in Hamburg, weil ich dort am Nordländervergleich im Kunstradfahren teilgenommen habe.“ Der gleichaltrige Enrico Kröhling pflichtete ihr bei: „Besonders junge Leute haben viele Interesssen und sind oft unterwegs. Am Sonntagnachmittag haben die meisten meiner Kumpels Fußballtraining.“ Daran, dass man das nicht einfach ausfallen lassen könne, hätten die Organisatoren auch nicht gedacht, als sie den Termin festlegten.“ Überhaupt habe man zu wenig mit ihnen gesprochen, fand Marie-Christin. Frau Haenel vom Ortsverband habe zwar Einladungen an die Rehbrücker Jugendarbeiterin Jana Köstel geschickt, diese hätten dann aber nur Jugendliche erreicht, die in den örtlichen Jugendclub „Die Brücke“ gehen oder im Jugendparlament mitwirken. Ein Hauptproblem sei, dass es seit diesem Jahr keine Schule mit Mittel- und Oberstufe mehr in Bergholz-Rehbrücke gebe, sagte Marie-Christin. „Die Grundschüler sind für das Thema noch zu jung und die Älteren gehen verstreut in Werder oder Potsdam zur Schule. Viele Jugendliche haben deshalb gar nichts von der Gedenktafel gewusst.“ Kritisch fügte Juliane Ebersbach hinzu: „Wenn man sich mal überlegt, wie viele Erwachsene in unserer Gemeinde leben, dann waren bei der Gedenktafel-Einweihung im Verhältnis sogar weniger Erwachsene, als Jugendliche da.“ Leute, die sich nicht für den Ort und seine Geschichte interessieren, gebe es in allen Altersklassen – das sei nicht nur typisch für junge Leute, lautete die einhellige Meinung im Jugendclub „Die Brücke“. Bedauerlich fanden die Jugendlichen, dass die älteren Gemeindemitglieder nicht direkt mit ihnen gesprochen haben, sondern gleich das Schlimmste annahmen. „Die rechte Szene ist bei uns wirklich sehr klein“, sagte Enrico Kröhling, und ein paar Spinner gebe es immer.

Juliane Schoenherr

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })