Von Tobias Reichelt: Nie wieder Cola
Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt hat mit seinem schnellen Sieg eine Wette verloren
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Teltow - Nur die Hartnäckigsten hatten es bis weit nach Mitternacht ausgehalten. Stundenlang hatte sich die Auszählung der Briefwahlstimmen in Teltow hinausgezögert. Nervös war Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) in der langen Wahlnacht durch den Ernst-von-Stubenrauchsaal gelaufen. Händeschütteln hier, telefonieren dort und zwischendurch ein Blick auf die große Anzeigetafel mit den Ergebnissen.
Schon seit kurz nach acht Uhr waren darauf die ersten Zahlen zu sehen, war der rote Balken über Schmidts Name kaum mehr geschrumpft – sollte er nach acht Jahren Amtszeit tatsächlich im ersten Wahlgang wiedergewählt werden? Schmidt selbst hatte im Wahlkampf dagegen gewettet: Nie wieder Cola trinken wolle er, wenn er das erreiche, hat er gesagt – sein Lieblingsgetränk. Als um 2.19 Uhr der Jubel ausbrach, wurde ihm klar: Cola gibt es nun nicht mehr.
Thomas Schmidt wurde mit 53,15 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang von den Teltowern zu einer zweiten Amtszeit berufen. Die Wahlbeteiligung lag bei 72,73 Prozent. Das von vielen erwartete Duell in einer Stichwahl wird es nicht geben. Seine ärgsten Konkurrentinnen, die CDU-Kandidatin Serena Meyer-Zeh (15,01) und die von den Bürgern in Teltow (BiT) unterstützte Einzelkandidatin Petra Nicksch-Kasdorf (14,54), blieben auf Rang zwei und drei auf Abstand.
Für Serena Meyer-Zeh kein Grund zur Enttäuschung: „Ich bin ganz glücklich“, sagte sie. Als „unbeschriebenes Blatt“ aus dem Stand auf Platz zwei abzuschneiden, sei ein großer Erfolg. Die CDU habe in Teltow einen großen Schritt nach vorn gemacht. Auch künftig wolle sich die Kandidatin in der Kommunalpolitik einbringen. Meyer-Zeh setzt auf die Bürgermeisterwahl in acht Jahren.
Daran wollte Petra Nicksch-Kasdorf hingegen nicht mehr denken. Nach ihrem enttäuschenden Ergebnis – in der vergangenen Bürgermeisterwahl war sie nur knapp an Schmidt gescheitert – schloss sie eine erneute Kandidatur aus. „Das war der letzte Versuch.“
Ein Grund für ihre Niederlage sah Linken-Kandidat Thomas Bertz (9,34) bei sich selbst. Noch 2001 hatten die Linken Nicksch-Kasdorf unterstützt. Ein solcher Pakt kam diesmal nicht zu Stande. „Es ist gekommen wie erwartet“, sagte Bertz. Aber: „Die Linke muss in Teltow einen eigenen Kandidaten stellen“, verteidigte er die möglicherweise vergebene Chance, um in Kooperation mit den BiT Bürgermeister Schmidt zu Fall zu bringen. „Ich werde dem Bürgermeister meine Hilfe anbieten, wenn er Fragen zum Thema Finanzen hat“, erklärte der Unternehmenschef stattdessen.
Gratulationen erhielt Wahlsieger Schmidt auch von seinem früheren Schulkameraden Detlef Kolbe. Der FDP-Kandidat erzielte 7,97 Prozent der Stimmen. Kolbe strebt künftig einen Sitz in der Stadtverordnetenversammlung an.
Statt zu Cola, griff Schmidt im Jubel dann zur Sektflasche: „So schlecht kann ich ja nicht gewesen sein“, sagte er – und genehmigte sich einen großen Schluck.
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