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Jury tagte im Einsteinhaus: Nobelpreiskomitee tagte in Caputh

Komiteechef Lars Brink lobte nach dreitägiger Sitzung die inspirierende Atmosphäre des Einsteinhauses.

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Schwielowsee - Drei Tage lang hat eine Gruppe der wichtigsten schwedischen Physiker im Albert-Einstein-Haus in Caputh im wissenschaftlichen Diskurs verbracht. Gestern Abend hatten sie ein Zwischenergebnis: Unter rund 400 Nominierungen wurden die fünf chancenreichsten für den diesjährigen Nobelpreis für Physik herausgesucht. Wenn der Preisträger am 8. Oktober in Stockholm bekannt gegeben wird, war Caputh die wichtigste Station zu dieser Entscheidung.

Seit einigen Jahren trifft sich das Physik-Nobelpreiskomitee zu seiner Hauptsitzung im Ausland, sagte Komiteechef Lars Brink gestern auf einer Pressekonferenz im Albert-Einstein-Institut in Golm. „Wir suchen nach netten, stillen Plätzen, die etwas mit der Geschichte des Preises zu tun haben.“ Im vorigen Jahr fiel die Wahl auf San Remo. In dem italienischen Kurort hat Alfred Nobel (1833–1896) die letzten Jahres seines Lebens verbrachte.

Dieses Jahr traf man sich im Einsteinhaus in Caputh. Albert Einstein (1879-1955) verbrachte hier vor der Emigration in die USA mehrere Sommer. Der berühmte Physiker hatte den Nobelpreis nicht etwa für seine Relativitätstheorie erhalten, sondern 1921 für die Entdeckung des fotoelektrischen Effektes. Dass er nicht mehrere Nobelpreise bekam, lag wohl daran, dass er seinen Kollegen weit voraus war: Eine ganze Reihe späterer Nobelpreisträger bauten auf Entdeckungen wie der Bose-Einstein-Kondensation oder der kosmologischen Konstante auf, die Einstein Jahrzehnte vorher machte.

Lars Brink ist Professor für theoretische Elementarteilchenphysik an der Chalmers Technischen Hochschule und auswärtiges Mitglied des Albert-Einstein-Instituts in Potsdam. Über diesen Kontakt fiel auch die Wahl auf das Einsteinhaus. Der 69-Jährige lobte gestern die inspirierende Atmosphäre des Caputher Sommerhauses am Waldrand, in dem man sich am Mittwoch, Donnerstag und Freitag zu mehrstündigen Sitzungen zusammengefunden hatte. Fünf der renommiertesten schwedischen Physik-Professoren sind Mitglieder des Komitees, das außerdem zwei Beisitzer hat.

Am Donnerstagabend sei man in Caputh essen gewesen, Pfifferlinge. Gewohnt habe das Komitee in Potsdamer Hotels. „Es ist sehr ruhig in Caputh und die Umgebung ist wunderschön“, sagte Brink. Das Einsteinhaus sei für ein solches Treffen kaum zu übertreffen. Ob man sich in den kommenden Jahren vielleicht erneut in Caputh zusammenfinden wird, wollte er nicht vorhersagen. Die Entscheidung werde vom jährlich wechselnden Komiteevorsitzenden getroffen, Brink wird nach neunjähriger Mitarbeit das Komitee zum Jahresende verlassen.

Die Fenster des Einsteinhauses seien besonders am Mittwoch wegen der Hitze weit geöffnet gewesen, erzählte Brink. Vor deutschen Lauschern hatte er keine Angst, die Wissenschaftler haben sich auf Schwedisch unterhalten. Darüberhinaus sei man nicht erst seit der NSA-Affäre sehr vorsichtig, was die Kommunikation angeht. E-Mails und Telefone werden nur für den allgemeinen Austausch genutzt. Um Namen weiterzugeben, setze er sich eher ins Flugzeug nach Stockholm, als ein Risiko einzugehen. In der Königlichen Akademie der Wissenschaften gebe es ein eigenes Geschoss für die Nobelpreisvergabe.

Das Nobelpreiskomitee hat die 400 Bewerbungen nicht allein durchgeackert. Zwei Dutzend Wissenschaftler, die in dem jeweiligen Themengebiet forschen, lieferten ihre schriftlichen Einschätzungen zu den nominierten Arbeiten. Sie werden angehalten, nicht darüber zu sprechen, so Brink. Der Preis werde für Erfindungen und Entdeckungen verliehen, die nützlich für die Wissenschaft oder die Menschheit sind. Brink nannte als Beispiel den CCD-Sensor, für den im Jahr 2009 Willard S. Boyle und George E. Smith den Nobelpreis erhielten. Das lichtempfindliche Halbleiterbauelement steckt heute in jeder Digitalkamera. „Das haben die sich an einem Nachmittag überlegt.“ Henry Klix

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