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Von Hagen Ludwig: Noch 400 Interviewer gesucht
Für die Volkszählung sollen ab Januar in Potsdam-Mittelmark verstärkt ehrenamtliche Helfer geworben werden
Stand:
Potsdam-Mittelmark - In Potsdam-Mittelmark werden dringend noch etwa 400 ehrenamtliche Helfer für die im kommenden Jahr geplante Volkszählung gesucht. Bisher gebe es in den sogenannten Erhebungsstellen Werder (Havel) und Bad Belzig jeweils knapp 30 Bewerber, sagte Projektleiter Wolfgang Lorenz den PNN. In Teltow hätten sich indes erst sieben Interessenten gemeldet. Noch bleibt etwas Zeit – im März sollen jedoch die ersten Schulungen beginnen. Für jede der drei Erhebungsstellen im Landkreis, die mit vier hauptamtlichen Mitarbeitern besetzt sind, werden etwa 150 ehrenamtliche Interviewer benötigt.
Die letzte Volkszählung auf dem Gebiet der neuen Bundesländer fand 1981 statt. Im Alt-Bundesgebiet wurde 1987 das letzte Mal die Einwohnerzahl erfasst. Seitdem weiß keiner so genau, wie viele Menschen hierzulande leben, was sie beruflich machen und wie sie wohnen. Das soll sich mit der Volkszählung „Zensus 2011“ ändern. Diesmal werden jedoch nicht alle Haushalte befragt. Stattdessen sollen in erster Linie Daten aus Registern der Verwaltung genutzt werden. Gleichzeitig befragen die Interviewer stichprobenartig etwa15 Prozent der Einwohner in Potsdam-Mittelmark, um mögliche Fehler in den amtlichen Registern abschätzen zu können. Zudem werden alle Besitzer von Immobilien per Post einen Fragebogen zu ihren Häusern oder Eigentumswohnungen erhalten.
Aufgabe eines Ehrenamtlichen wird es sein, etwa hundert Interviews im Zeitraum Mai bis Juli 2011 zu führen. Dafür gibt es eine Aufwandsentschädigung von 7,50 Euro je Interviewpartner, der jedoch bis zu dreimal besucht werden muss. „Bei einer vierköpfigen Familie wären das 30 Euro. Ich hoffe, dass wir den Aufwand damit abdecken können“, sagte Lorenz. Die Anforderungen sind nicht besonders speziell. Voraussetzung ist, dass die Interviewer mindestens 18 Jahre alt sind und einen gültigen Personalausweis besitzen. Sie sollten über gute Deutschkenntnisse verfügen sowie mobil und zeitlich flexibel sein. „Da sie während ihrer Tätigkeit mit sensiblen Daten zu tun haben, setzen wird eine hohe Vertrauenswürdigkeit und Verschwiegenheit voraus“, so Lorenz. Bisher hätten sich besonders Rentner und Vorruheständler gemeldet. „Rüstige Senioren sind wichtige Ansprechpartner für uns“, so Lorenz. Aber auch Berufstätigkeit sei kein Hindernis. Die Interviewtermine könnten jeweils flexibel und individuell vereinbart werden.
Ab Januar wollen die hauptamtlichen Mitarbeiter der drei Erhebungsstellen nun noch einmal kräftig die Werbetrommel rühren, um weitere Helfer zu gewinnen. Dazu gehören auch Besuche in örtlichen Vereinen oder das Kleben von Plakaten in Supermärkten. Fakt ist: Mindestens 400 Interviewer müssen in Potsdam-Mittelmark gefunden werden – sonst funktioniert „Zensus 2011“ nicht. „Im Notfall wäre der letzte Schritt, Mitarbeiter von öffentlichen Diensten als Interviewer zu verpflichten“, so Lorenz. Ähnlich wird es zum Beispiel bereits bei Wahlen gehandhabt.
Wie bei früheren Volkszählungen in der Bundesrepublik gibt es auch diesmal Bedenken von Datenschützern und Bürgerrechtlern. So ist zum Beispiel vorgesehen, bei den Stichprobenkontrollen neben Angaben zu Ausbildung und Beruf auch das Bekenntnis zu einer Religionsgemeinschaft zu erfassen. Diese Bedenken hätten aber laut Lorenz bei der Werbung von Ehrenamtlichen in Mittelmark bisher keine Rolle gespielt.
Ziel der Volkszählung sei es, möglichst zuverlässige Daten zu erhalten, denn viele Entscheidungen in Bund, Ländern und Gemeinden würden auf den Bevölkerungs- und Wohnungszahlen beruhen. Grundlage für die Erfassung der Bevölkerungsdaten ist eine Verordnung der EU aus dem Jahr 2008. Darin sieht die Gemeinschaft vor, dass in sämtlichen Mitgliedsstaaten im kommenden Jahr anhand eines festgelegten Fragenkatalogs die entsprechenden Daten zu erfassen sind. Direkter Auftraggeber für den Landkreis ist die Landesregierung. Vorgesehen sei, Namen und Adressen sowie alle anderen personenbezogenen Daten nach ihrer Summierung in den Statistikämtern zu löschen – sie würden nicht zurück an die kommunalen Melderegister gelangen, erläuterte Lorenz.
Klärungsbedarf gibt es noch bei der Finanzierung der Volkszählung. Nach ersten Berechnungen muss der Landkreis dafür bis zu 900 000 Euro aufwenden. Jetzt gibt es laut Lorenz den Entwurf einer Rechtsverordnung, die unter anderem regelt, wie die Landkreise und kreisfreien Städte für die Erledigung dieser Aufgabe vom Land finanziell ausgestattet werden.
Adressen der Erhebungsstellen
in Werder, Teltow und Bad Belzig
unter www.potsdam-mittelmark,
„Aktuelles“
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