
© Manfred Thomas
Potsdam-Mittelmark: Notfall in Nuthetal
In einigen Gemeinden räumt der kommunale Winterdienst jetzt auch in den Nebenstraßen
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Potsdam-Mittelmark - Schnee auf allen Straßen – damit der Verkehr bis Weihnachten nicht völlig erlahmt, werden in einigen Gemeinden rund um Potsdam neben den Hauptverkehrsadern jetzt auch die Nebenstraßen beräumt. Die kommunalen Satzungen schreiben meist den Anliegern vor, kleinere Straßen freizuhalten. Doch angesichts der Witterung ist Kulanz angesagt. Beispiel Nuthetal: Dort wurde jetzt der „Notfall“ ausgerufen. In der Straßenreinigungssatzung ist vorgesehen, dass die Gemeinde bei „außergewöhnlichen Schneehöhen“ überall tätig wird. Erstmals wird davon Gebrauch gemacht.
„Um vor dem Fest den Ort möglichst stressfrei befahren zu können, wollen wir den Bürgern entgegenkommen“, sagt Bürgermeisterin Ute Hustig (Linke). Montag wurde in allen Ortsteilen mit der Schneeräumung auf Seitenstraßen begonnen. Heute werden die letzten Straßenzüge in der Gartenstadt geräumt. Bushaltestellen wurden freigeschoben, Schneeladungen auf Äcker gefahren. Vier Firmen aus der Region wurden dazu engagiert. Es gebe aber auch Bereiche, in denen die Bürger vorbildlich geräumt haben, so Hustig.
Sollte es zu den Feiertagen erneut kritisch werden, sei eine telefonische Infokette vorbereitet. Hustig: „Im schlimmsten Fall tritt der Notfallplan erneut in Kraft.“ Rechtlich steht hinter der Straßenräumpflicht für Nebenstraßen ohnehin ein dickes Fragezeichen, seitdem das Potsdamer Verwaltungsgericht die Satzung in Blankenfelde-Mahlow in diesem Punkt kippte. Doch selbst gutwillige Bürger sind dem Dauerschnee oft kaum noch gewachsen.
In Teltow wurde deshalb gerade die erste Ausnahme von der Straßenreinigungssatzung gemacht: Obwohl die Alte Heinersdorfer Straße nicht in der Räumkategorie steht, wurde sie auf Bitten der überforderten Anlieger durch die Kommune von Schneebergen befreit. Für eine weitere Straße wird das geprüft, sagte Teltows 1. Beigeordnete Beate Rietz (SPD). „Wenn nichts mehr geht, werden wir den Bürgern entgegenkommen und uns die eine oder andere Straße anschauen.“ Dennoch bleibe es dabei, dass die Stadt nicht alle Straßen räumen kann.
In Kleinmachnow liegt ein Notfallplan zumindest in der Schublade: Sollte sich die Wetterlage nicht zum besseren wenden, würden die Nebenstraßen nach Priorität geräumt, wichtige Verbindungsstraßen zuerst, sagte Bürgermeister Michael Grubert (SPD). Allerdings müsse man die Kapazität des beauftragten Bauhofs berücksichtigen. Drei Wochen könnte es dauern, bis alle Nebenstraßen frei sind, sagt Bauhofchef Hans-Dieter Eggert. Er nennt noch ein anderes Problem: Fahren die Schneeschieber in die schmalen Kleinmachnower Straßen, landet der Schnee auf dem Gehweg. „Wir müssen deshalb mit dem Radlader rein und den Schnee abtransportieren“, so Eggert. Er ruft schon mal alle Kleinmachnower auf, ihre Autos auf dem Grundstück zu parken.
Eng wird es auch bei der Salzversorgung des Bauhofes. Drei Lieferungen stehen aus. „Noch ist Salz vorhanden“, sagte Eggert, dessen Betrieb auch in Teltow räumt. Die Reserven reichten noch für zwei bis drei Blitzeis-Einsätze. „Statt 20 mischen wir noch 12 Gramm Salz zum Splitt.“ Salz ist auch bei der WDA in Glindow ein Problem, die mit ihren drei Räumfahrzeugen in Glindow, Ferch, Bliesendorf und Plötzin Kommunalstraßen freihält. Eine für vorige Woche bestellte Nachlieferung wurde mal eben in die dritte Januarwoche verschoben.
„Der Zulieferer sagt, dass erst die Autobahnmeistereien dran sind“, so WDA-Geschäftsführer Mathias Schwarze. Er könne nachvollziehen, dass in Berlin eine Winterdienstfirma gekündigt hat, auch die WDA arbeite an der Kapazitätsgrenze. „Zum Glück gibt es hier eine gute Kooperation mit den Kommunen, anders geht’s nicht.“
Einer der WDA-Auftraggeber ist das Rathaus Schwielowsee. Alles in allem sei man mit dem Kampf gegen den Neuschnee in der Gemeinde zufrieden, sagt der neue Ordnungsamtleiter Karsten Gericke: Bis auf Privatzufahrten und unbedeutendere Wege seien „fast alle Straßen weitgehend“ befahrbar. „Ich bin ja neu im Amt, das haben andere so gut vorbereitet.“ Noch bestehende Probleme würden „zeitnah“ gelöst. Allerdings hätten sich schon Bürger für den Winterdienst bedankt. Ein Notfallplan für Nebenstraßen sei in Schwielowsee überflüssig, laut Satzung würden ohnehin fast alle Straßen durch die Kommune freigeschoben und gestreut, sagt Gericke.
Auch Stahnsdorf will „noch“ keinen Notfall ausrufen, freilich aus ganz anderen Gründen: „Das können wir uns nicht leisten“, so Vize-Bürgermeisterin Anja Knoppke. Schon im vergangenen Winter habe man 45 000 Euro mehr für den Winterdienst ausgegeben als geplant. Auch diesmal werden für das Freihalten von Bushaltestellen und Abfahren von Schneebergen Mehrkosten erwartet. Immerhin haben die Stahnsdorfer offenbar ein dickes Fell und robuste Schneeschieber: Zwar gebe es einzelne Beschwerden, aber die Siedlungsstraßen,, sagt Knoppke, seien „weitgehend befahrbar“. kau/tor/hkx
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