
© Christian Zube
Potsdam-Mittelmark: Nur Apfelbäume werden blühen
Zur Baumblüte müssen Fußgänger Umwege in Kauf nehmen. Am Anleger wird es erstmals Security geben
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Werder (Havel) - Weinselige Massen, wummernde Beats, Werder im Ausnahmezustand. In genau vier Wochen ist es wieder so weit: Mit dem Baumblütenball am 25. April beginnt in Werder das 135. Baumblütenfest. Stadt und Polizei sehen sich gerüstet, wie beide Seiten am gestrigen Mittwoch auf der Sicherheitskonferenz im Rathaus betonten.
Grundsätzlich solle sich am Konzept wenig ändern. Die Polizei will vor allem die Jugend schützen: Man werde dem Drogenkonsum jeglicher Art unter Jugendlichen entgegenwirken, wie Peter Meyritz, Direktor beim Polizeipräsidium, betonte. Betrunkene Jugendliche würden dabei jedoch nicht einfach nur des Platzes verwiesen, vielmehr kümmere man sich gemeinsam mit der Stadt um sie. „Außerdem ermitteln wir, wer den Jugendlichen den Alkohol verkauft hat“, so Meyritz. Er betonte aber, dass die Baumblüte an sich ein friedliches Fest sei. Im Vorjahr wurden 153 Straftaten festgestellt, angesichts der Besucherströme sei diese Zahl durchaus vertretbar. Die Großkampftage für die Polizei könnten sich in diesem Jahr verschieben, da der 1. Mai ein Donnerstag ist und der Freitag danach von vielen als Brückentag genutzt werde, sodass hier mit mehr Gästen zu rechnen ist.
In den Zügen von Berlin nach Werder, auf den Schiffen der Weißen Flotte sowie auf dem gesamten Festgelände sind Glasflaschen wie gehabt verboten. Auch die schwimmende Brücke zur Insel wird es für Rettungskräfte wieder geben. Zudem werde entlang der Bahngleise ein Bauzaun aufgestellt, damit niemand eine Abkürzung über die Schienen nehmen kann. Allein per Bahn sind im Vorjahr 72 000 Besucher zum Blütenfest angereist, die am Bahnhof von der Bundespolizei kontrolliert wurden. Ab 10 Uhr morgens sei die Anreisewelle kontinuierlich, wie ein Polizeisprecher sagte. Gäste, die nicht zur Baumblüte wollten, und Werderaner sollten besser zeitiger fahren.
Von der Veranstaltungsagentur werden etwa 80 Ordner eingesetzt. Die Stadt kontrolliert laut Werders 1. Beigeordneter Manuela Saß zudem den Lärmpegel mit einem mobilen Team. Gemessen werde an den Hauswänden rund um die Bühnen. Sollte die Musik zu laut sein, werde der Pegel heruntergedreht. Die Techno-Party „Blütenzauber Open Air“, die der Veranstalter Hakke Musik im Bahnhofsumfeld organisiert, habe für die Samstage eine Erlaubnis, lauter als üblich zu spielen. Saß zufolge ist die Stadt aber mit den Anwohnern im Kontakt, falls es zu heftig werde.
Vom Bahnhof in die Innenstadt ist der kürzeste Weg über die Adolf-Damaschke-Straße in diesem Jahr nicht passierbar, da die Straße wegen Bauarbeiten zur Sackgasse wird. Fußgänger können aber die Eisenbahnstraße entlanggehen, die im Vorjahr gesperrt war. Friedrichs- und Bismarckhöhe seien Saß zufolge am besten über die Treppen neben dem Restaurant Mäusediele auf der Eisenbahnstraße zu erreichen.
Eine logistische Herausforderung wird die Baumblüte in diesem Jahr für die Schausteller. Da Ostermontag in die Woche vor dem Fest fällt, am Feiertag aber nicht aufgebaut werden dürfe, haben sie einen Tag weniger als üblich für den Aufbau ihrer Buden und Fahrgeschäfte. Für die Inselbewohner bedeutet das mehr Verkehr an den anderen vier Tagen. „Wir haben das aber schon einmal so gehabt, die Organisatoren bekommen das schon hin“, sagte Saß.
Die Beigeordnete ruft alle Festbesucher auf, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Die Bahn werde wie gehabt an den Wochenenden und am 1. Mai Sonderzüge fahren. Auch die Havelbusse sollen zwischen Potsdam und Werder an den Wochenenden alle 20 Minuten fahren. Zudem bietet die Weiße Flotte wieder Sonderfahrten zwischen dem Potsdamer Stadthafen und dem Anleger auf der Werderaner Insel an. In der Woche fahren die Schiffe stündlich, am Wochenende sowie am 1. Mai halbstündlich. Am Schiffsanleger werde es in diesem Jahr zusätzliche Sicherheitsleute geben, außerdem wird mehr Personal die Festbesucher über Abfahrten aufklären.
Zu sehen bekommen die Gäste der Blütenstadt in diesem Jahr wohl wenige Blüten. Wie Walter Kassin, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins, gestern mitteilte, werden durch das milde Frühjahr wohl nur noch die Apfelbäume blühen. Die Obstbauern füllten derzeit den Wein des Vorjahres ab, für ausreichend Nachschub sei gesorgt. Wie viele Liter Wein beim Fest über die Verkaufstheken gehen, werde aber nicht erfasst.
Zum Fest werden wieder zahlreiche Bands auftreten. Neben der Gruppe Six zählen Showaddywaddy aus England zu den bekanntesten Stars. Zum Baumblütenball wird die Falco-Show spielen, Eintrittskarten sind noch zu haben.
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