Von Tobias Reichelt: Nur das Windrad fehlt noch
Saarmunder Unternehmer möchte unabhängig werden und investiert in alternative Energien
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Nuthetal - Gisbert Werner hat ein klares Ziel: „Ich möchte, dass meine Firma unabhängig von den großen Energiekonzernen wird“, sagt der 54-Jährige und kneift die Augen zusammen. Hier oben, auf dem Dach seiner Werkstatt im Nuthetaler Ortsteil Saarmund brennt die Sonne unermüdlich. Werner stört das grelle Licht aber nicht. Für ihn ist die Sonne Mittel zum Zweck, denn auf seinem Dach wird zur Zeit eine 250 Quadratmeter große Solaranlage installiert. Sie soll die Hälfte des Stromes liefern, den sein Unternehmen für die Reparatur und den Verkauf von Wohnmobilen, Wohnwagen und Swimmingpools jährlich verbraucht. Für die andere Hälfte hat er auch Pläne. Doch bislang verwehren ihm die Baubehörden den Traum von der Unabhängigkeit.
Bei einem Rundgang mit der Grünen-Bundestagsabgeordneten Cornelia Behm gestern auf seinem Betriebsgelände warb Werner für seine Idee. Denn wie die einfache Rechnung nach Adam Ries beweist, die Sonnenkraft reicht noch nicht, um den Zehn-Mann-Familienbetrieb vom Stromnetz abzukoppeln. Was Werner fehlt, ist neben der Solaranlage auf dem Dach mindestens ein Windrad auf seinem Hof. Es wäre im gesamten Landkreis Potsdam-Mittelmark die erste Kleinkraftwindanlage, die Strom produziert, sagt Werner. In einer Höhe von maximal 24 Metern könnte sich das Wernersche Windrad drehen.
„Ich schaffe das nur mit so einem Rad“, sagt Werner und zeigt über seine schwarz-glitzernde Dachfläche bis zu den Hochspannungsleitungen einer Eisenbahnstrecke am Rande seines großen Grundstücks. „Höher als die Leitungen würde mein Windrad nicht werden“, sagt Werner. Doch der beim Kreis eingereichte Bauantrag schlummert bereits seit fast einem Jahr. Die Chancen stehen schlecht, erklärt Werner. Angeblich passten die Räder nicht in die Landschaft – „in die Nähe der Hochspannungsnetze“, setzt Werner ironisch hinterher. Für ihn und seine Frau Ulli sind Windräder schön. „Und vor allem sicher“, sagt Werner. Ein Windrad kann höchstens umkippen, im Gegensatz zu den Gefahren des Atomstroms.
Vor 15 Jahren hat das Ehepaar sein Unternehmen in Saarmund gegründet. Sie stiegen ein ins Caravan-Geschäft und erweiterten ihr Verkaufssortiment fünf Jahre später. Riesige Plastik-Schwimmbecken lagern seit dem neben den Wohnwagen auf dem Hof. Als sie sich den ersten Pool für ihren eigenen Garten leisteten, erkannten beide den Vorteil von kostenloser Sonnenenergie: Will man den Pool länger nutzen, als nur von Juni bis August, muss das Wasser erwärmt werden, zum Beispiel von einer Solarthermieanlage auf dem Hausdach. Mit dieser Anlage wurde das Interesse an der erneuerbaren Energie geweckt und das Ehepaar stieg auch in die Solarbranche ein. Wohnwagen, Pools und Sonnenstrom – ein Verkaufstrio mit Mitnahmeeffekt: Denn nicht nur der Pool braucht warmes Wasser, auch Camper benötigen Energie an entlegenen Orten, erzeugt zum Beispiel durch Solarkraft.
Spätestens in fünf Jahren, sagt Werner, möchte er sein Ziel verwirklicht sehen. Dann sollen sich die Windräder drehen und die Sonne den Strom vom Dach in die Steckdose liefern. Damit auch andere seinem Vorbild folgen, möchte sich Grünen-Politikerin Behm dafür einsetzen, dass Dächer von Neubauten so stabil gebaut werden müssen, dass auf ihnen Solarstrom gewonnen werden kann. Denn noch seien viele Dächer ungenutzt, sagt Behm. Anders als bei Gisbert Werner.
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