26. Teltower Stadtfest: Nur Michelle fehlte
Einheitsjubiläum und 750. Stadtgeburtstag: Mehrere Zehntausend Besucher kamen zum Teltower Stadtfest. Ein Stadtfest, das zum Rückblick einlud.
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Teltow – Doppeljubiläum am Wochenende in Teltow: Die Stadt feierte 750. Geburtstag und ein Vierteljahrhundert deutsche Einheit. Mit Thomas Godoj, den Randfichten und der Ostkultband Karat versprach das Programm beim Stadtfest in der Rheinstraße Stars und Sternchen. Ein Duett des Karat-Hits „Über sieben Brücken musst du geh’n“ von Herbert Dreilich mit Peter Maffay galt einst als „Lied der deutschen Wiedervereinigung“, auch am Sonntag schallte der eingängige Titel durch die Stadt.
Seit der Wende ist Teltow stark gewachsen
Neben den großen Namen war auch die Region im Programm vertreten: Auf der PNN-Rundbogenbühne folgten Samstagmittag bei spätsommerlichen Temperaturen nach Kinder-Mitmachspielen die Cheerleader der Potsdam Panthers. Mit fulminanten Drehungen und Dehnungen in luftiger Höhe sollte womöglich die Stadtentwicklung seit der politischen Wende nachgestellt werden – schließlich ist die Bevölkerung seitdem um 56 Prozent gewachsen. Egal, ob die ganzen jungen Mädchen oder die Frauen im mittleren Alter: Die Fußspitze bis unters Kinn schieben können offenbar alle von ihnen, gut integriert in eine musikunterlegte Choreografie, versteht sich.
Für die kleinen Gäste bot der Familiengarten der Wohnungsbaugesellschaft Teltow allerhand Bespaßung. Bei den Kindern am beliebtesten waren die aufblasbare Riesenrutsche, der Quad-Parcours und das Planschbecken, in dem die Kids – eingesperrt in Plastikbälle – herumtollen konnten. Außerdem gab es Ponyreiten, Streichelzoo und Kletterbaum. Der Nachwuchs, der mit dem seit 1990 anhaltenden Familienzuzug in die Stadt kommt, soll schließlich auch was erleben.
1265 erstmals urkundlich erwähnt
Musik machte der traditionsreiche Männerchor Frohsinn aus Teltow, unter anderem wurde das Lied „Alte Freunde“ zum Besten gegeben. „Bei solchen Festen kommen Leute aus nah und fern. Da trifft man dann auch alte Freunde“, erklärte einer der Sänger im Rentenalter. Und: Der Männerchor suche dringend Nachwuchs. Seit 1874 besteht der Chor, neben Wende und deutscher Einheit hat der Verein also beide Weltkriege, die Weimarer Republik und das Deutsche Kaiserreich überstanden. Die Geschichte Teltows reicht deutlich weiter zurück. Die erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 1265 zurück. Dass Teltow heute die am schnellsten wachsende Stadt Deutschlands ist – seit 1989 wuchs die Bevölkerungszahl von etwa 16 000 auf 25 000 Menschen –, grenzt an ein Wunder. Durch die Pest und den 30-jährigen Krieg im 17. Jahrhundert sowie mehrere verheerende Stadtbrände wurde die Stadt in ihrer Entwicklung oft erheblich zurückgeworfen. Zeitweise gab es nur knapp 70 Einwohner.
Mit dem Mauerbau am 13. August 1961 entstanden neue Probleme. Für die mehr als 20 000 in Teltows Elektrobetrieben Beschäftigten musste aufgrund der gekappten Berlin-Verbindung zügig Wohnraum geschaffen werden, damit das Wirtschaftsniveau gehalten werden konnte. Denn der Großteil der Arbeiter wohnte vor dem Mauerbau in Berlin. Nach dem Mauerfall vor 25 Jahren entstand an der Lichterfelder Allee Teltows erster Grenzübergang. Seit der Grenzöffnung strömen die Neu-Teltower also in die Stadt. Und es werden, so hatte Landrat Wolfgang Blasig (SPD) bereits im Frühjahr prognostiziert, immer mehr: Er erwarte einen Anstieg auf 40 000 Einwohner in naher Zukunft, so Blasig.
"Beim Schlagerabend waren alle Hände oben"
Für die Veranstalter des Stadtfestes wäre das sicher eine Herausforderung. Doch für das aktuelle Fest konnten sie am Sonntag erst einmal ein positives Fazit ziehen. „Es gab viel Lob von Künstlern, Ausstellern und auch den Gästen. Da steigt natürlich auch bei uns die Laune“, sagte Stefanie Herfurth von der brando Eventagentur. Mehrere Zehntausend Besucher seien am gesamten Wochenende in Teltow gewesen, eine genaue Zahl ließe sich aufgrund des kostenlosen Eintritts nur schwer ermitteln. Von der Atmosphäre war Herfurth begeistert: „Beim Schlagerabend am Samstag waren alle Hände oben.“
Wermutstropfen für die Schlagerfans: Michelle sagte ihren Auftritt kurz vorher ab – nach Angaben der Eventagentur am letzten möglichen Tag. Dabei habe die Sängerin von der branchenüblichen Fernsehklausel Gebrauch gemacht, hieß es von der Agentur. Diese Klausel erlaubt es Künstlern, Konzerte aufgrund von TV-Auftritten oder Fernsehaufzeichnungen abzusagen. Hintergrund ist nach Angaben der Agentur die Berufung Michelles zur Jurorin der RTL-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“.
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