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Potsdam-Mittelmark: Nur mit kleinen Preisen

Jugendhaus Werder bietet viel für Jugendliche – die Eigeninitiative aber fehlt

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Jugendhaus Werder bietet viel für Jugendliche – die Eigeninitiative aber fehlt Von Michael Kaczmarek Werder. Die Jugendlichen kommen in den Club, haben eigene Idee, sind engagiert, organisieren Konzerte und nutzen ihr Freizeit im Club sinnvoll und eigenständig. Das ist die Vision von Eik Weiske. Er leitet mit seiner Kollegin Maritta Krupinska den Jugendclub in Werder. „Leider sieht es hier etwas anders aus. Die wenigsten Jugendlichen kommen auf uns zu und sagen, was sie wollen“, sagt Eik. „Das ist schade, denn eigentlich bräuchten sie es nur zu sagen. Wir würden uns dafür einsetzen.“ Das passiere aber nur selten, und so gehe die Initiative im „Club 01“ meist von den beiden Sozialarbeitern aus. „Wir haben einen Hip-Hop-Abend organisiert, der sehr gut angekommen ist“, erzählt Eik. „Und am 28. November gibt es ein Rockkonzert mit ,Lost Garden’ aus Werder, die seit Monaten im Proberaum des Clubs üben.“ Ansonsten können sich die täglich etwa 30 Clubgänger im Fitnessraum oder beim Tischtennis sportlich betätigen oder sich am Billardtisch, beim Kicker oder Dart miteinander messen. „Wenn wir Turniere veranstalten, muss es aber immer kleine Preise geben, sonst will keiner mitmachen“, erzählt Eik. Neben dem Gitarrenunterricht, den Eik gibt, und den Step Aerobik-Kursen, die Maritta anbietet, helfen die Sozialarbeiter den Jugendlichen auch bei Hausaufgaben oder proben auch mal ein Bewerbungsgespräch. „Es gibt auch Videoabende, manchmal kochen wir und demnächst bekommen wir auch einen Computer vom Kreisjugendring“, sagt Maritta. Eigentlich dürfte da keine Zeit für Langeweile bleiben, aber das sei von vielen Clubgängern das Lieblingswort. „Ich kannte das früher nicht“, meint Eik. „Die meisten Jugendlichen in Werder kenne ich beim Namen, grüße sie auf der Straße, aber im Club sehe ich viele von ihnen selten.“ Es sei schade, dass manche Jugendliche nur selten vorbeischauen. „Sie wollen lieber rumhängen und sehen keine Perspektive“, meint Maritta. Deshalb versuche sie mit Eik, die Leute für den Club zu interessieren. Wenn eine Veranstaltung gut gelaufen ist, dann seien danach alle begeistert, aber kaum jemand komme mit eigenen Ideen. „Ich hoffe auf den Tag, an dem die Jugendlichen mir sagen: Das wollen wir machen.“ Bei allen Problemen habe sich der „Club 01“ zu einer wichtigen Adresse für die Heranwachsenden in Werder entwickelt, seitdem er 2001 in der Trägerschaft des JOB e.V. gekommen ist. Vorher hätte der Club eher Kinder angezogen, heute seien die meisten Besucher zwischen 13 und 18 Jahre. „Das ist eine positive Entwicklung, aber natürlich haben wir noch mehr Potential.“ Am wichtigsten sei den Jugendlichen das Gespräch mit den beiden Clubleitern. „Die Mädchen kommen mit ihren Problemen eher zu mir, die Jungs sprechen sich bei Eik aus“, sagt Maritta. Wenn Eik an die Zukunft von Jugendclubs denkt, spricht er von „neuen Anforderungen“. Die Zahl der Jugendlichen in Brandenburg von jetzt 250000 werde sich bis 2010 halbieren. Damit würde sich die Jugendarbeit völlig neu orientieren müssen. „Bisher läuft sie meist getrennt von der Schule, auch wenn der Club 01 heute schon mit Aufklärungsprojekten zu Gewalt oder Sucht mit der Real- und der Förderschule zusammenarbeitet.“ Mit der Tendenz zur Ganztagsschule werde diese Kooperation gestärkt werden müssen. Wenn Jugendliche 12 Stunden am Tag an der Schule seien, dann müsse sich die Jugendarbeit mit ihren Konzepten und Angeboten dem anpassen und ebenfalls an die Schulen gehen und die Jugendlichen intensiv in den Jugendeinrichtungen ansprechen.

Michael Kaczmarek

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