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Potsdam-Mittelmark: „Nur wenn ich ,Guten Tag’ sage, springt er an“
Herbert Schmidt ist Oldtimerfan, sein Bergholzer Verein besteht seit 30 Jahren
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Nuthetal - Er dreht den Schlüssel, der Motor schnurrt. Stolz präsentiert Herbert Schmidt seinen roten koda Octavia von 1958. „Nur wenn ich ,Guten Tag’ sage, springt er an“, lacht der Rentner. Der Oldtimerfan ist immer auf Achse. Mit seinem grünen Ford von 1930, seinem ältesten und liebsten Wagen, besuchte er kürzlich eine Rallye bei Wismar. Fünf Stunden mit höchstens 50 km/h ging es an die Küste. „Nur über Landstraßen, auf der Autobahn kriegste ’ne Macke“, erzählt er. Immer dabei ist Ehefrau Irmy mit ihrem Strickzeug. Die habe großen Anteil an seiner Arbeit, habe viel geschliffen, „eine ganz Genaue“.
Herbert Schmidt hat vor genau 30 Jahren den heutigen „Motorsportclub Oldtimer Potsdam“ initiiert. Anfangs als „Potsdamer Kfz-Veteranen-Club“ unter dem Hut des ADMV, machte sich der Verein nach der Wende selbstständig. Die Gemeinde Bergholz-Rehbrücke stellte 1984 die ehemalige Gaststätte Ebrecht als Vereinssitz zur Verfügung. Als das Haus an die Alteigentümer ging, entschloss sich Schmidt, die 100 Jahre alte Scheune auf seinem Hof auszubauen. 13 Jahre ist das her, dem Verein hat er auch Platz gemacht.
130 Motorrädern und 15 Autos hat er zu neuem Glanz verholfen. Schmidt dokumentiert jeden Aufbau mit Fotos, auf den ersten Bildern sind oft kaum mehr als Schrotthaufen zu erkennen. Von der Marke Zündapp besitzt er alle Motorrad-Modelle von 1921 bis in die 50er Jahre. Die ältesten Exponate im Museum sind drei Hochräder um 1880, das älteste Motorrad ist eine Victoria von 1904. Alles ist hier fahrbereit.
„Propeller-Schmidt“ heißt er im Ort. 1965 hat er als Maschinenbaumeister seine Werkstatt für Bootsmotoren gegründet. Schon seit der Jugend schraubte er gern an alten Fahrzeugen herum. Auf Schrottplätzen und Teilemärkten sei man „doll unterwegs“, kauft und tauscht. Manches Fahrzeug war erst nach zehn Jahren vollständig. Der 77-jährige Schmidt ist Vereinschef, letztes Gründungsmitglied und ältestes Mitglied in Einem. Besonders fehlt ihm der 2008 verstorbene Vereinschronist Dietmar Streuber. Die gesamte Vereinsgeschichte hat er aufgearbeitet. Heute wird nur noch das Nötigste niedergeschrieben, niemand nimmt sich dafür Zeit.
Der Nachwuchs fehlt ein wenig, immer weniger junge Leute hätten Spaß am „selber Schrauben“, bedauert Schmidt. Die Begeisterung für alte Technik lasse nach. Ein altes Fahrzeug „anzuschleppen“ und neu aufbauen zu wollen ist aber Bedingung, Mitglied zu werden. Zu besten Zeiten waren sie 52, nach der Wende teilte sich der Verein. Daraus ging das Zweirad-Museum Werder mit seinem eigenen Verein hervor. 21 Mitglieder gehören heute zum Bergholzer Zweig. Der Fortbestand ihres Museums ist gesichert, das hat Herbert Schmidt schriftlich abgesichert.
Das Jubiläumsjahr wird mit den Fahrzeugen zusammen gefeiert: Am 10. Juli rollen die Technikfreaks aus Bergholz zum Oldtimer-Treffen nach Cammer, das sie mit organisiert haben. Schmidt lädt ein, sich die dort erwarteten 200 Oldtimer nicht entgehen zu lassen. Vereinsmitglied Hartmut Falkenbach lädt vom 19. bis 21. August zum Treffen nach Blankensee ein. Am 29. Oktober ist das Bergholzer Museum zum Aktionstag „Feuer und Flamme für unsere Museen“ geöffnet. Offen ist auch zumAdventsmarkt am 4. Dezember. Der Weihnachtsmann darf mit Schmidts 4- PS-Simplex von 1920 umherdüsen.
An jedem 3. Donnerstag im Monat treffen sich die Vereinsmitglieder zum Fachsimpeln. Gäste sind willkommen.
Oldtimer-Museum Herbert Schmidt in Bergholz-Rehbrücke, Schlüterstr. 40, Anmeldung unter Tel. 033200-401 65.
Ute Kaupke
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