KulTOUR in Stahnsdorf: Nutheland und Tangotanz
Stahnsdorf - Schön kann so ein kleiner Ort nah der großen Stadt sein, der Natur verpflichtet, den Menschen verbunden, im Ansehen lieblich und schön. Das ist Saarmund mit seinem viel zu hohen Kirchspitz und den vielen Neusiedlern.
Stand:
Stahnsdorf - Schön kann so ein kleiner Ort nah der großen Stadt sein, der Natur verpflichtet, den Menschen verbunden, im Ansehen lieblich und schön. Das ist Saarmund mit seinem viel zu hohen Kirchspitz und den vielen Neusiedlern. Eine richtige Stadt sollte das unter dem preußischen Stern einst werden, war aber nicht. Die Nuthe, wenn auch begradigt, ist geblieben, das Niederungsland des gewaltigen Urstromtales, die viel zu kleinen „Saarmunder Alpen“ gegenüber auch. Oft sind die Feuchtwiesen überschwemmt, und wie im Griechischen die Wassersammlerin Aglaia, so ist das pappelbeuferte Flüsschen hier ein Hirte aller Fluten. Sanftheit und Höhe, Stille und Harmonie, ein Horizont, der sich in der Ferne und im Dunst der Tage verliert – wie sollte sich ein harmoniebedürftiger Künstler hier nicht wohlfühlen!
Ganz eben diese Landschaft, flach und weit wie das Meer, ist seit etwa 1980 die Heimat von Werner Paul Puschmann, 1944 in Planitz geboren, Schüler von Magnus Zeller und Herbert Lange, seines Zeichens Maler, Restaurator – Matrose und Badewart zuvor. Ein Sucher, ein Autodidakt als Künstler, der vieles probiert und manches erreicht hat. Schön, wenn die Gemeinde Nuthetal diesem Mann jetzt Gelegenheit gibt, sein Werk wie in einer gebremsten Überschau vorzustellen, und zwar da, wo viele Menschen hinkommen, in die Gänge der Behörde, im neuen Anbau ganz hinten.
Puschmann ist ein Mann, der die Schönheit sucht, den Ausgleich, die Harmonie überall: in der Landschaft, im Genrebild, im wie immer gestalteten Akt oder in der freien Komposition. Er probiert viel, er tauscht sich mit den ganz Großen seines Metiers aus (was manchmal wie eine bescheidene Anleihe oder wie ein Zitat zu sehen ist) und schafft dergestalt an seinem eigenen Werk, sehenswert, in vielem schön, interessant, oder auch unvollendet, weil der letzte Pinselstrich, der finale Gedanke zu fehlen scheint.
Kritische, also schaffende Elemente, findet man in dieser kleinen Werkschau vieler Jahrzehnte eigentlich nicht, mit einer Ausnahme vielleicht: „Einbruch in die Freiheit“ zeigt den Künstler auf gilbigem Papier 1989 im Porträt, sinnigerweise gleich neben der Tür für „Ordnung und Sicherheit“, bebartet, ernsten Gesichts, neben ihm ein lesbarer Text. Sonst etliche Arbeiten zu den Nuthewiesen in Kreide oder Aquarell, wunderbare Sachen, ganz der Schönheit und dem Realismus verpflichtet. Tanzpaare aus einer älteren Zeit im Tango-Rausch, ein paar Akte, teils Egon Schiele nachempfunden, Ostsee-Steilküste im Starkwind, dann wieder Landschaft im Reflektor des Himmels, Frauen als Doppelakt in Spiegel- Symmetrie. Und langsam versteht man, wie sich dieser Maler von innen her malt und bestimmt: In all diesen Genres, in all den Motiven, die nun jedem Amtsgänger vor Augen stehen.
Die Nackte mit der tuchverdeckten Scham ist eine Lockende wie Salome, die Kopfweiden mit dem hoch gesträubten Bewuchs können doch nur die berühmten Wichtelsaarmunder sein, neugierig, aber auch ein wenig verwachsen. Dann Bildstudien, mal von der Farbe, mal von der Linie her bestimmt, Tango und Pappelfluss, Landschaft und Liebe, ein Hauch von Melancholie, irgendwie kommt das bei Werner Paul Puschmann alles zusammen, als sein Kosmos, sein Lebens-Raum, als sein ureigenes Saarmund an der wohlgefüllten Nuthe, die dank seiner noch bis zum April durchs Amtshäusel strömt.
Mo. und Fr. 8 – 12 Uhr, Di. 7 – 19 Uhr, Do. 10–18 Uhr, Arthur-Scheunert-Allee 103.
Gerold Paul
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: