Von Ute Kaupke: Nuthetal im demografischen Wandel
Bürgermeisterin Ute Hustig gab den Auftakt zum Einwohner-Dialog über die Zukunft der Gemeinde
Stand:
Nuthetal - Von einem Wasserkraftwerk an der Nuthe für die eigene Energieversorgung wurde geträumt. Davon, dass Nuthetal in den vergangenen 20 Jahren einen Zuwachs an Bewohnern von 83,5 Prozent hatte, war die Rede. Heute wohnen in den fünf Ortsteilen knapp 9000 Menschen, ein weiteres Wachstum wird prognostiziert. Um über die Zukunft der Gemeinde zu diskutieren, hatte Bürgermeisterin Ute Hustig (Linke) am Mittwochabend ins Mehrgenerationenhaus geladen. Trotz kleiner Runde kam es zu intensivem Dialog.
Lob erntete Hustig für die klare Offenlegung von Fakten. Die „Bevölkerungspyramide“ weise keine gesunde Entwicklung aus. Geburten stagnierten von 1992 bis 1997, dann wuchs die Bevölkerung, auch durch Zuzug junger Familien. Diese Eltern bilden die breite Masse der neuen Rentner. Der aktuelle Demografiebericht des Landkreises prognostiziert Nuthetal für die kommenden Jahre mit 131,4 Prozent den höchsten Bevölkerungszuwachs in der Altersgruppe „65 plus“. Dagegen wandern die heutigen Kinder ab. Mit einer Abnahme von 15 Prozent der unter 15-Jährigen sei zu rechnen. Die Geburtenrate pendele sich bei 60 Kindern jährlich ein. Auch die arbeitende Bevölkerung zwischen 15 und 65 Jahren nehme laut Prognose in den nächsten 20 Jahren – trotz allgemeiner Bevölkerungszunahme – um 13,4 Prozent ab.
Deshalb sei es eine wichtige Aufgabe, den Ort noch attraktiver für Familien zu gestalten, hieß es. Hustig verteidigte in diesem Zusammenhang die Entscheidung, die Kita in Saarmund auszubauen. Die Alternative wäre ein vierter Bauabschnitt an der Rehbrücker Kita im Eichhörnchenweg gewesen. Die Kita wäre dann überdimensioniert, so die Bürgermeisterin. Schon jetzt ist sie mit 418 Kindern – inklusive Hort – die weit größte Einrichtung ihrer Art im Kreis.
Mit Blick auf die Senioren hieß es, 75-Jährige seien total fit und wollten sich einbringen. Das soll in Nuthetal gefördert werden. Bei abnehmender Kinderzahl können Kita-Räume zu Seniorentreffs umgebaut werden. Das Grüne Klassenzimmer der Grundschule Bergholz-Rehbrücke könnte für gesellige Treffs geöffnet, das Außengelände des Mehrgenerationenhauses entsprechend gestaltet werden. Wichtig sei das Saarmunder Altenheimprojekt der Tamax, dessen Umsetzung auf sich warten lässt. In der Rehbrücker Gartenstadt stehen ebenso Planungsflächen für ein Projekt für altersgerechtes Wohnen und Pflege bereit. Doch auch hier ist man in der Umsetzung noch nicht weiter gekommen.
Hustig erläuterte die prekäre Haushaltslage der Gemeinde und sprach von der Überforderung vieler Kommunen, die wachsenden Aufgaben trotz sinkender Geldmittel zu schultern. Definitiv müsse weiter gespart werden. Personell liege die Gemeindeverwaltung Nuthetal im Vergleich mit anderen Kommunen am unteren Limit. Für Dienstfahrten im Ort wird nach Möglichkeit das Fahrrad genutzt. Einnahmen aus Vermietung kommunaler Räume werden neu überdacht, heimische Vereine jedoch begünstigt. „Die Förderung der Sportvereine ist 2011 der einzige Posten im Haushalt, der noch erhöht wurde", bestätigte auch Bergholz-Rehbrückes Ortsvorsteherin Annerose Hamisch-Fischer.
Der frühere Vorsitzende des Ortsentwicklungsausschusses, Gerhard Kruspe, mahnte den Radwegebau an den Landesstraßen zwischen den Ortsteilen an. Hustig konnte in dieser Hinsicht nicht viel Hoffnung verbreiten. Verkehrsminister Jörg Vogelsänger (SPD) habe beispielsweise die Ortsverbindung Saarmund-Tremsdorf als „grüne Straße“ eingestuft. Außer Schadensbehebung nach dem Winter passiere nichts mehr. Vor allem soll jetzt um den Radweg von Saarmund zum auswärts gelegenen Bahnhof und weiter nach Philippsthal gekämpft werden. „Hier sind die Chancen gut", berichtet Hustig von Gesprächen auch im zuständigen Ministerium. Dem Saarmunder Haltepunkt an der Bahnverbindung zwischen Potsdam und dem zukünftigen Großflughafen Schönefeld werde eine Schlüsselfunktion zugebilligt. Er könne mit Park & Ride aufgewertet werden. Wer später am BBI arbeitet, müsse auch wohnen. Da entwickle sich schon Potential für Saarmund, hieß es in der Diskussion. Ein weiteres Ziel sei die Radweganbindung von Saarmund nach Michendorf. Viele Nuthetaler Kinder nutzen diese Strecke als Schulweg zum Gymnasium des Landkreises.
Ute Kaupke
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: