Von Ute Kaupke: Nuthetal will seine Stärken stärken
Die Gemeinde darf sich laut Landesplanung weiter entwickeln – will dabei aber maßvoll bleiben
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Nuthetal – Der neue Landesentwicklungsplan Berlin-Brandenburg (LEP ) macht es möglich. In der aktualisierten Fassung zählt Nuthetal zu den Gewinnern. Der Gemeinde wird ein „erhebliches Potenzial der Weiterentwicklung zugebilligt“, erläuterte Nuthetals Bauamtsleiter Torsten Zado jetzt auf zwei öffentlichen Versammlungen. Die Nuthetaler Ortsgruppen der Linken und die SPD hatten jeweils zu Foren über die Zukunft der Gemeinde Nuthetal eingeladen.
Insgesamt könnte Nuthetal laut dem LEP in den nächsten zehn Jahren 4,5 Hektar Wohnbaufläche zusätzlich entwickeln. Angesichts der neuen Chancen regte Zado an, ein Aufschnüren und Neupacken des bereits gültigen Flächennutzungsplanes zu überdenken. Konsens schien in beiden Runden darüber zu herrschen, in erster Linie jetzt gemeinsam die Frage zu beantworten, welche Entwicklung für den Ort verträglich ist.
Die 1998 erstmals erfolgte Vorgabe einer örtlichen Entwicklung mit dem „LEP für den engeren Verflechtungsraum“ hatte enge Grenzen gesetzt, die die Gemeinde schnell erreichte. Die Einwohnerzahl von Bergholz-Rehbrücke hat sich nach der Wende bereits auf 6000 verdoppelt. Eine sogenannte Zentrumsfunktion hat Nuthetal nicht, gehört aber laut Landesplanung zu den Territorien mit „zusätzlichen Siedlungsbereichen“.
Der Bauamtsleiter warnte indes vor übertriebener Entwicklungswut. Streckenweise würden Natur- und Wasserschutz mit der Planung kollidieren. Die Gemeinde sollte „Stärken stärken“ riet er vordergründig. Das sind die Lage im Grünen, Schulen, Kitas, Einkaufsmöglichkeiten, das Mehrgenerationenhaus und vieles mehr. Der LEP setze verbindliche Grenzen, sei aber kein Muss. So gebe es in der Gartenstadt Am Rehgraben noch 10 bis 15 Prozent freies Potenzial für weitere Wohnbebauung. Eine Zersiedlung dürfe jedoch nicht erfolgen, Freiräume sollen frei bleiben, Splittersiedlungen dürfen nicht erweitert werden.
In der SPD-Runde am Freitagabend wurde Saarmund als ein „Super-Standort“ mit bald nur 20 Minuten Anfahrtsweg zum zukünftigen Großflughafen Schönefeld gepriesen. Zado dämpfte jedoch die Hoffnung und erinnert an die Lärmbelastung durch die Autobahn. Die Lebensansprüche hätten sich grundlegend gesteigert. Die Nachfrage nach Wohnraum sei derzeit eher gedämpft.
Volker Traberth, Fraktionsvorsitzender von CDU/Grüne, hat seit 1990 die Entwicklung in Nuthetal mitgelenkt. Auch wenn er Anfang der 90er Jahre eine Wohnbebauung an der Eosanderstraße befürwortet hatte, ist er heute froh, dass sie nicht umgesetzt wurde. Positiv sei auch, dass kein überdimensionales Gewerbegebiet in Nuthetal ausgewiesen wurde. Man habe sich auf den Ausbau der Infrastruktur gestürzt, das sei „goldrichtig“ gewesen. Bei der derzeitigen Bevölkerungszahl stoße man aber schon an Grenzen. „Deshalb ist Zurückhaltung bei weiterer Ausweisung von Wohnungsbaugebieten angebracht“, mahnte er, bestätigte aber die vorhandenen Reserven der Lückenbebauung. Für das vorhandene Gewerbegebiet an der Arthur-Scheunert-Allee erwarte er eine positive Entwicklung.
Die Vorsitzende des Kinder- und Jugendklubs „Die Brücke e.V.“, Katrin Krumrey (SPD), betonte den offenen Bedarf an bezahlbaren Mietwohnungen, um junge Leute in Nuthetal zu halten. Schon drei Mitglieder des Jugendparlaments seien deshalb nach Potsdam gezogen. „Wir müssen die Stärken stärken, die unseren Ort liebenswert machen“, sagte auch die Vorsitzende der SPD-Ortsgruppe, Monika Zeeb. Weitere Entwicklung sei notwendig und auch der demografische Wandel müsse Berücksichtigung finden, hieß es. Dabei dürften jedoch Bergholz-Rehbrücke mit seinem teilweise städtischen Charakter und die kleinen dörflichen Ortsteile nicht in einen Topf geworfen werden.
„Keine Zersiedlung, Vorrang hat die Innenentwicklung bei weitgehender Erhaltung der Natur“, fasste Linken–Fraktionschefin Ute Hustig (Die Linke) das Ergebnis ihres Forums zusammen. Der Auftakt für eine breit angelegte Diskussion mit den Einwohnern ist gegeben.
Ute Kaupke
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