Potsdam-Mittelmark: O 2 entlässt Mitarbeiter des Teltower Callcenters
Großteil der Belegschaft verliert Job / Fördermittelrückzahlung wird eventuell nochmal geprüft
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Teltow - Die Mitarbeiter des ehemaligen O 2-Callcenters in Teltow werden jetzt gekündigt. „Weiter beschäftigt werden nur Mitarbeiter, die in eines unserer Callcenter in Hamburg oder Rostock wechseln“, bestätigte O 2-Sprecher Albert Fetsch gegenüber den PNN. Bereits im Februar hatte der Telefonanbieter O 2 / Telefónica seine Callcenter in Teltow, Duisburg und Saarbrücken an den „Strategischen Partner“ Arvato abgegeben. Anders als in den anderen beiden Städten hatte sich in Teltow ein großer Teil der Belegschaft der Übernahme widersetzt.
Weitere Callcenter betreibt O 2 noch in Rostock und Hamburg, Nürnberg und Bremen. Sowohl für den Standort in Rostock als auch den in Hamburg habe es Übernahmeangebote gegeben, erklärte Fetsch. Doch wer den Umzug in eine andere Stadt nicht in Kauf nehmen will, wird jetzt entlassen.
„Wir konnten vor Gericht keine Einigung mit der Arbeitnehmer-Partei finden“, so Fetsch. Die Option, an einen der beiden anderen Standorte zu wechseln, sei sogar ein Entgegenkommen von O 2 gewesen,so Fetsch. Für die Teltower Mitarbeiter war es die einzige Chance, der Kündigung zu entgehen.
Insgesamt hatten 171 von 191 Mitarbeiter der Übernahme durch Arvato widersprochen, sie fürchteten Dumpinglöhne. Die Gewerkschaft Verdi hatte bereits Ende vergangenen Jahres vor möglichen Lohneinbußen in Folge einer Übernahme gewarnt. Arvato selbst hatte lediglich angekündigt, die Löhne bis Ende 2011 weiterzuzahlen. Danach, so fürchteten Gewerkschaftler, werde es zu Kürzungen von bis zu 20 Prozent kommen. „Arvato zeichnet sich dadurch aus, seine Mitarbeiter wie Sklaven zu behandeln“, so Verdi-Landessprecher Mike Döding. Seit Februar waren die Mitarbeiter von O 2 vom Dienst freigestellt, Arvato fand am ersten Tag nach der Übernahme quasi leere Räume vor, neben den 20 verbliebenen Mitarbeitern arbeiten seitdem Zeit- und Leiharbeiter in dem Callcenter.
Das brandenburgische Wirtschaftsministerium hat die O2-Niederlassung in Teltow in den vergangenen zwölf Jahren mit insgesamt 15,44 Millionen Euro gefördert. Die an einen Teil der Fördergelder geknüpfte Bindefrist – die Zeit also, in der der geförderte Betrieb keine Stellen abbauen darf – läuft Ende 2011 aus. Schon im März hatte Fetsch erklärt, das Ziel der Lösung mit Arvato sei gewesen, die Förderkriterien bis Ablauf der Frist zu erfüllen. Das Wirtschaftsministerium hatte somit auch im Frühjahr keine Veranlassung gesehen, den Fördertatbestand erneut zu prüfen.
Das könnte sich durch die Kündigungen noch einmal ändern. Ministeriumssprecher Steffen Streu erklärte gestern auf Anfrage der PNN: „Sollte O 2 die Förderrichtlinien in irgendeiner Form verletzt haben, könnte es zu Rückzahlungsforderungen kommen.“ Eventuell müsse das nun erneut überprüft werden, so Streu. Zuständig für die Überprüfung ist die Investitionsbank des Landes Brandenburg. Ariane Lemme
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