Potsdam-Mittelmark: O2-Belegschaft fürchtet Entlassungen Schon nach einem Jahr Mini-Löhne befürchtet
Teltow - Mitarbeiter des Teltower O2-Callcenters sind verunsichert: Nach der angekündigten Übernahme des Standorts in der Rheinstraße durch den Kommunikationsdienstleister Arvato fürchten sie um ihren Job. Zwar wolle Arvato den Betrieb fortführen, keine der knapp 200 Stellen streichen und den gleichen Lohn zu gleichen Konditionen zahlen.
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Teltow - Mitarbeiter des Teltower O2-Callcenters sind verunsichert: Nach der angekündigten Übernahme des Standorts in der Rheinstraße durch den Kommunikationsdienstleister Arvato fürchten sie um ihren Job. Zwar wolle Arvato den Betrieb fortführen, keine der knapp 200 Stellen streichen und den gleichen Lohn zu gleichen Konditionen zahlen. Das gelte allerdings nur für ein Jahr, so die Befürchtung. In einem offenen Brief an das brandenburgische Wirtschaftsministerium warnte die Teltower O2-Belegschaft gestern vor einer baldigen Verschlechterung der Arbeitsbedingungen. Es drohten Mini-Löhne und das endgültige Aus des Callcenters schon im Frühjahr 2012, wenn der Mietvertrag ausläuft. „Dies ist hier bereits kommuniziert worden.“ Ein Großteil der Mitarbeiter lehne den geplanten Übergang des Callcenters ab, heißt es in dem namentlich nicht unterzeichneten Brief.
Ansprechpartner für die Teltower O2-Mitarbeiter ist nach der Übernahme durch Arvato die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Dort hält man die Ängste der O2-Mitarbeiter vor dem Jobverlust für berechtigt. „Das ist tatsächlich zu befürchten“, sagte gestern Verdi-Sprecher Jan Jurczyk gegenüber den PNN. Allerdings: „Das muss kein zwangsläufiger Mechanismus sein.“ Den Mitarbeitern stehe es frei, sich in der Gewerkschaft zu organisieren und mit Arvato neue Tarifverträge auszuhandeln. Verdi vertrete bereits einige Callcenter des Kommunikationsdienstleisters in der Region.
Das Wirtschaftsministerium hatte den Betreiberwechsel des Callcenters in der Rheinstraße vom Mobilfunkunternehmen O2 zu Bertelsmann-Tochter Arvato zuletzt als „sauber“ bezeichnet. „Dem ist längst nicht so“, schreiben die O2-Mitarbeiter in ihrem Brief. Lediglich für ein Jahr würden die bestehenden Konditionen gelten, spätestens danach werde es durch Arvato Änderungsverträge geben. „Arvato wird versuchen, die O2-Mitarbeiter mit verschiedensten Methoden dazu zu bewegen, einen Vertrag mit weniger Gehalt zu unterschreiben, um sie später auf bestehende Arvato-Standorte zu verteilen.“ So betreibt der Kommunikationsdienstleister Callcenter in Potsdam und Berlin. „Hier trägt die Politik eine Sache mit, die bis zum Himmel stinkt.“
Für Aufregung in der Belegschaft hatte die Mitteilung des Wirtschaftsministeriums gesorgt, dass O2 trotz der Aufgabe des Teltower Callcenters keine Fördermittel zurückzahlen muss. Insgesamt geht es um 15,44 Millionen Euro. Das Geld war in den vergangenen zwölf Jahren für die Gründung des Regionalbetriebs Ost und den Aufbau des Callcenters geflossen. Das Land hatte eine Teilrückzahlung geprüft, zur Rede stand eine Fördersumme von 3,6 Millionen Euro. Die an die Förderung gebundene Bindefrist – die Zeit, in der ein geförderter Betrieb keine Stellen abbauen darf – läuft erst nächstes Jahr ab.Tobias Reichelt
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