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Potsdam-Mittelmark: O2-Mitarbeiter verweigern Übernahme Skepsis gegenüber neuem Eigentümer Arvato

Teltow - Zum 1. Februar hat die Firma O2 ihr Callcenter in Teltow an das Serviceunternehmen Arvato verkauft.

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Teltow - Zum 1. Februar hat die Firma O2 ihr Callcenter in Teltow an das Serviceunternehmen Arvato verkauft. Unter dessen Führung sollten die Angestellten weiter für den Telefonanbieter arbeiten, doch der Handel verlief nicht so reibungslos wie erwartet. 170 der knapp 200 Mitarbeiter widersprachen der Übernahme: Weil sie Dumpinglöhne fürchteten, lehnten sie einen Folgevertrag mit Arvato ab. Die Gewerkschaft Verdi hatte bereits Ende letzten Jahres vor möglichen Lohneinbußen und Stellenstreichungen bei den Mitarbeitern gewarnt: „Arvato zeichnet sich dadurch aus, seine Mitarbeiter wie Sklaven zu behandeln“, sagte Landessprecher Mike Döding gestern den PNN.

O2 hatte bereits im August letzten Jahres bekanntgegeben, dass man den Telefonservice in Hamburg, Rostock, Nürnberg und Bremen bündeln wolle und die Standorte Teltow, Duisburg und Saarbrücken vom „strategischen Partner“ Arvato übernommen würden. Während sich in Duisburg und Saarbrücken die Beschäftigten mit der Übernahme einverstanden erklärt hatten, probten die Teltower den Aufstand, ein Großteil der Belegschaft lehnte eine Übernahme ab. Am Dienstag stellte O2 die betreffenden Mitarbeiter deshalb vom Dienst frei.

Der Lohn, so versicherte O2-Sprecher Albert Fetsch, werde bis zur Klärung der Angelegenheit fortgezahlt. „Wir werden in den nächsten Wochen prüfen, ob eine Übernahme in andere Betriebe möglich ist oder ob wir Kündigungen aussprechen müssen“, sagte Fetsch gegenüber den PNN. Die Chancen auf eine Weiterbeschäftigung dürften allerdings nicht allzu gut sein: Der Telekommunikationsanbieter betreibt keine Callcenter in Berlin mehr, die nächstgelegen Standorte wären Rostock und Hamburg.

Die Entscheidung, die Callcenter in Teltow, Saarbrücken und Duisburg an Arvato abzugeben, traf O2, als es die Firma Hansenet übernahm. „Wir hätten dann insgesamt sieben Callcenter in Deutschland gehabt. Im Sinne der Effizienz, haben wir entschieden, einen Teil der Standorte an Arvato auszulagern“, sagte Fetsch. Die freigestellten Mitarbeiter erschienen am Dienstag noch einmal am O2-Turm in Teltow, hatten jedoch keinen Zutritt mehr zu den beiden Etagen, in denen sich ihre Arbeitsplätze befanden. „Das liegt daran, dass die Räume bereits von Arvato übernommen wurden“, erklärt Albert Fetsch. „Die Leute hätten nicht mehr erscheinen müssen.“ Über die Gründe für ihr Erscheinen könne er nur spekulieren.

Arvato hatte im Vorfeld zwar angekündigt, weiterhin den gleichen Lohn zu zahlen, allerdings „gelten diese Übergangsverträge nur für ein Jahr“, wie Arvato-Sprecher Gernot Wolf auf PNN-Anfrage einräumte. Später, fürchtet man bei Verdi, könnte es wie an anderen Standorten der Bertelsmann-Tochter zu Lohnkürzungen von über 20 Prozent kommen. Im Dezember hatte die Teltower Belegschaft deshalb einen offenen Brief an das brandenburgische Wirtschaftsministerium geschrieben. Das förderte die O2-Niederlassung in Teltow mit insgesamt 15,44 Millionen Euro, die Bindefrist für die damit verbundenen Pflichten seitens des Unternehmens läuft noch bis Ende des Jahres. Ob der Standort langfristig bestehen bleibt, dazu will man sich bei Arvato nicht äußern. Ariane Lemme

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