Potsdam-Mittelmark: Obst mit Sonnenbrand
Die Hitze macht nicht nur Menschen, sondern auch Fischen, Kühen und Äpfeln zu schaffen
Stand:
Potsdam–Mittelmark - Eine Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 40 könnte Obstbauer Thomas Giese derzeit gut gebrauchen. Die Creme bräuchte er für seine Äpfel. „Bei den Temperaturen der letzten Tage bekommen sie Sonnenbrand“, so der Chef der Havelfrucht GmbH. Sind die Äpfel der direkten Sonne ausgesetzt, könne die Temperatur der Apfelschale leicht bis zu 50 Grad erreichen. „Das Zellgewebe wird zerstört, das Fruchtfleisch wird so sozusagen gekocht.“ Dunkle, faulige Stellen auf dem Apfel sind die Folge.
Laut Obstbauer Giese würden bei den Temperaturen auch die Bäume unter Stress stehen. Derzeit bekomme jedes seiner Hölzer am Tag vier Liter Wasser. Bei zu großer Hitze würde die Assimilation nicht mehr funktionieren. „Einfach gesagt, machen dabei die Zellen dicht und können aus der Sonne keine Energie mehr beziehen.“ Die Sonne habe aber auch ihr Gutes: „Sie hilft dabei die Geschmacksstoffe auszubilden, die Früchte werden süßer.“
Ähnlich empfindlich wie das Obst reagieren auch die Fische in der Havel und ihren Seen. „In zwei Metern Wassertiefe werden mancherorts schon 24 Grad Celsius gemessen“, so der Werderaner Fischer Tobias Mai. In abgeschlossenen Seen wie zum Beispiel dem Seddiner See werde jetzt der Sauerstoff immer geringer. „Steigen die Temperaturen, verhungern Forellen oder Plötzen“, sagt Mai. Obwohl sie rund um die Uhr fressen würden, könnten sie aus ihrem Futter nicht mehr genügend Energie aufnehmen. Die Folge: Sie verbrauchen Energie, kriegen die aber nicht mehr aufgefüllt. „Die beste Balance zwischen Energieaufnahme und -verbrauch liegt für Forellen bei Wassertemperaturen von 18 Grad.“
Auch die Reusen des Werderaner Fischers bleiben bei der Hitze leer. „Die Fische suchen in der Tiefe nach kühlen Stellen, die Reusen sind aber am Ufer.“ Selbst bei tiefen Seen wie dem Plessower oder Glindower See wird es für Fische immer schwieriger. „Wird der Sauerstoff knapp, können pflanzliche Reste am Grund faulen – da schwimmen die Fische dann auch nicht mehr hin.“
Selbst die Milchkühe des Wittbrietzener Landwirts Matthias Schmidt wollen bei der Hitze nicht so recht. „Sie brauchen 20 bis 30 Liter mehr Wasser am Tag.“ Das sind pro Kuh bis zu 250 Liter. „Und sie geben weniger Milch.“ Seine Erträge sind bisher noch nicht eingebrochen. In den Ställen gebe es Ventilatoren. „Die sollen die Fliegen abhalten und helfen beim Kühlen.“
So richtig freuen können sich über die Hitze nur die Getreidebauern. Die Ernte von Roggen und Weizen ist in vollem Gange, sagt die Chefin des mittelmärkischen Bauernverbandes, Silvia Wernitz. „Der Trockengrad des Korns ist ideal.“ Ist beim Ernten das Korn zu nass, müsse es maschinell getrocknet werden. Da der Nachttau jetzt schnell trockne, könnten Bauern früh mit der Ernte loslegen. Wernitz rechnet in diesem Jahr mit einer überdurchschnittlichen Ernte.es
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: